Fußball

Rücktritt und Korruptionsskandal Katar und Russland bangen um ihre WM

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(Foto: REUTERS)

Ging bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar alles mit rechten Dingen zu? Vor dem neuen Fifa-Präsidenten liegt eine unangenehme Aufgabe. Er muss auch über eine mögliche Neuvergabe entscheiden.

Nach dem überraschenden Abgang von Fifa-Chef Joseph Blatter müssen Katar und Russland um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zittern. Als prominentester Politiker forderte Bundesjustizminister Heiko Maas offen eine Überprüfung der WM-Vergabe an die beiden Länder. "Blatters Rücktritt kann nur der Anfang für die dringend erforderliche Aufklärung sein", sagte der SPD-Politiker zu "Bild". "Wenn bei den WM-Vergaben Schmiergelder geflossen sind, müssen die Entscheidungen komplett neu überdacht werden."

Ins gleiche Horn bläst der Präsident des englischen Fußballverbands. Über die umstrittene Vergabe könnte neu abgestimmt werden, sagte Greg Dyke. "Wäre ich anstelle der Organisatoren aus Katar, würde ich heute Nacht nicht sehr gutschlafen."

Auch der australische Fußball-Verband ASF stellt die WM-Ausrichtung 2022 in Katar infrage. Der Bewerbungsprozess für die Endrunde in sieben Jahre sei "nicht sauber" gewesen, sagte ASF-Vorsitzender Frank Lowy. Die Australier verloren bei der weltweit kritisierten Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees im Dezember 2010 als Letzter chancenlos im ersten Wahlgang. "Wir haben eine saubere Bewerbung abgeliefert", sagte Lowy: "Ich weiß, dass andere das nicht gemacht haben."

Katar-Organisatoren gewarnt

Die WM 2022 wurde jahrelang von der Fifa-Ethikkommission untersucht. Der frühere Chefermittler Michael Garcia trat am Ende zurück, weil er das angebliche Ergebnis (keine hinreichenden Unregelmäßigkeiten) nicht unterstützte. Seit einer von der Fifa gestellten Strafanzeige ermittelt die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft wegen "Unregelmäßigkeiten" und möglichen Schmiergeldzahlungen bei den Vergaben an Katar und Russland (2018). Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass auch die US-Ermittler darauf stoßen. Bislang hatte die Fifa ungeachtet aller Indizien für Manipulationen eine Neu-Vergabe ausgeschlossen - da war aber Blatter noch Präsident.

Die Ermittlungen der US-Justiz sollen die Austragung der WM-Endrunde 2022 in Katar stärker als bisher infrage stellen. Informationen der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger zufolge sollen die Organisatoren des übernächsten WM-Turniers wegen drohender Verhaftungen von ihren US-Anwälten vor der Einreise in die USA gewarnt worden sein.

Das Blatt beruft sich in seiner Berichterstattung auf eine zuverlässige Quelle. Bereits zuvor hatte auch ein US-Medienportal gemeldet, dass die Araber von ihren Rechtsvertretern in den Staaten Hinweise auf mögliche Festnahmen bei der Einreise erhalten hätten. Katars WM-Organisationskomitee dementierte die Informationen aus der Schweiz und den USA allerdings. "Das ist falsch, und es ist verantwortungslos, darüber zu schreiben", sagte Komitee-Sprecher Nasser al-Kather laut Tagesanzeiger.

"Die Arbeit geht weiter"

Russland und Katar wollen die Turniere in den Jahren 2018 beziehungsweise 2022 derweil wie geplant austragen. Der Verbandschef Katars, Scheich Hamad Bin Khalifa Bin Ahmed Al-Thani, wies Kritik zurück. Dyke solle das Rechtsverfahren seinen Lauf nehmen lassen und sich darauf konzentrieren, eine englische Mannschaft zu formen, die die WM gewinnen könne, sagte er.

Auch Russland treibt nach Angaben der Regierung die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2018 nach dem Rücktritt Blatters weiter voran. "Alle Pläne werden umgesetzt, die Arbeit geht weiter", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Russische Medien werteten die Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Blatter als eine "unangenehme Nachricht" für den WM-Gastgeber 2018. Russland sei "einer von Blatters treuesten Verbündeten im Kampf um den Präsidentenstuhl" gewesen, schrieb die Zeitung "Kommersant". "Der Rücktritt Blatters ist eine Tatsache, die für die russischen Interessen unangenehm und beunruhigend ist", meinte "Sport Express". Mit "fatalen Folgen" für die WM in drei Jahren rechnet das Blatt allerdings nicht, "da bislang nichts Ernstes (gegen Russland) bekanntgeworden ist".

Quelle: ntv.de, cro/rts/sid

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