Fußball

Die Lunge macht weiter Probleme Kimmich ist nicht der erste Sportler, den Covid umhaut

Kimmich fällt noch länger aus.

Kimmich fällt noch länger aus.

(Foto: imago images/MIS)

Joshua Kimmich darf wieder unter Leute gehen, seine Isolation nach der Corona-Infektion ist vorbei. Doch dem FC Bayern steht der Nationalspieler weiter nicht zur Verfügung. Denn seine Lunge macht Probleme. Kimmich ist längst nicht der erste Spitzensportler, dem es so ergeht.

"Mir geht es gut und die echt lange Quarantänezeit habe ich gestern hinter mich gebracht. Ich brenne darauf, wieder richtig loszulegen und bei der Mannschaft zu sein." Mit diesen Worten beginnt Joshua Kimmich seinen neuesten Instagram-Post. Dazu zeigt er ein Foto von sich im Sprint-Training. Volle Power, voller Einsatz, Muskeln gespannt. Es wirkt, als wäre wieder alles gut nach seiner Corona-Infektion beim Fußballprofi des FC Bayern.

Dass es das längst nicht ist, machen die weiteren Sätze Kimmichs deutlich: "Allerdings muss ich mich noch ein bisschen gedulden, da ich aufgrund leichter Infiltrationen in der Lunge noch nicht gleich voll belasten darf. Die restlichen drei Spiele in diesem Jahr schaue ich mir noch von der Couch aus an und ab Januar attackieren wir dann wieder zusammen."

Unter einer leichten Infiltration der Lunge versteht der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, dass die Bronchien oder die Lungenbläschen von dem Virus betroffen seien, aber die Einschränkungen der Lungenfunktion eher geringer ausfallen. Die Covid-19-Infektion, die sich Kimmich ungeimpft zugezogen hatte, hat Spuren im Körper des Leistungssportlers hinterlassen. Die Infektion, die mit einer Impfung womöglich nicht so schlimm gewesen wäre, oder die er sogar ganz hätte vermeiden können.

Eine Impfung, die Kimmich abgelehnt hatte, weil er Bedenken bezüglich des Impfstoffs hatte, weil er die populäre, aber wissenschaftlich falsche Furcht von Langzeitfolgen teilte, weil er auf einen Totimpfstoff warten wollte, der bislang in Europa nicht zugelassen ist. Gerade noch hatte sein Trainer Julian Nagelsmann ein Umdenken bei seinen ungeimpften Profis angedeutet und gegenüber der "Welt am Sonntag" davon gesprochen, das Thema "bald ad acta legen" zu können, doch da war es zumindest für Kimmich bereits zu spät. Gleich zweimal hatte er als Kontaktperson in Quarantäne gehen müssen, am 24. November wurde dann auch der 26-Jährige positiv auf das Coronavirus getestet.

"Ich war die ersten sieben Tage fast tot"

Nun ist er zwar von der Quarantäne befreit und offiziell genesen, für den Profisport reicht es aber nicht. Damit ist Kimmich nicht allein. Nicht einmal beim FC Bayern, denn auch für den ebenfalls ungeimpften und kurz vor Kimmich infizierten Eric Maxim Choupo-Moting ist das Jahr 2021 wohl gelaufen. "Bei Choupo sind die Nachwirkungen seiner Corona-Infektion so, dass wir noch eine Woche warten, bis die nächste Untersuchung ansteht, und wir dann entscheiden, ob er mehr belastet werden kann. Er ist natürlich negativ, aber er hat noch immer Probleme, die ein vorzeitiges Training noch nicht zulassen", sagte Nagelsmann am Dienstag.

Kimmich und Choupo-Moting sind zwei prominente und sehr aktuelle Fälle in der Fußball-Bundesliga. Ihrem Trainer ist bekannt, was eine Infektion anrichten kann, war er doch selbst betroffen. Als Geimpfter hatte er nur leichte Symptome, weiß allerdings aus der Vergangenheit, wie hart es auch junge Spitzensportler treffen kann. Noch als Trainer von RB Leipzig bekam er es bei Hee-Chan Hwang hautnah mit. Der Südkoreaner, der aktuell an die Wolverhampton Wanderers ausgeliehen ist, hatte sich auf einer Nationalmannschaftsreise im November 2020 angesteckt. Und war dann sehr heftig erkrankt, erklärte Nagelsmann damals: "Er sagte mir: 'Ich war die ersten sieben Tage fast tot.' Es ging ihm nicht gut." Fast zwei Monate brauchte Hwang bis zur Rückkehr auf den Platz.

Freiburgs Profi ist nach Monaten noch nicht wieder im Training

Rune Jarstein wird mutmaßlich den Kopf geschüttelt haben, als er von den beiden Bayern-Profis erfuhr. Der Torwart von Hertha BSC war im April erkrankt, musste zeitweise in einer Klinik behandelt werden. "An den ersten Tagen im Krankenhaus konnte ich nicht einmal Fußball auf dem iPad schauen. Ich war in der Zeit zweimal an der frischen Luft, musste dabei im Rollstuhl sitzen", berichtete er im Oktober der "Bild"-Zeitung. Jarstein hatte als Folge der Erkrankung eine Herzmuskelentzündung erlitten und musste fast ein halbes Jahr mit dem Sport aussetzen.

"Bei meinem ersten Spaziergang in Berlin war ich nach zehn Minuten kaputt. Es hat gedauert, wurde dann Schritt für Schritt besser." Der Norweger sprach sich zudem klar für die Impfung aus: "Ich bin nach meiner Erkrankung noch einmal geimpft worden. Ich finde es gut und wichtig, das zu machen. Ich bin ganz klar für die Impfung", sagte der 37-Jährige der "Bild". "Vielleicht hätte es mich nicht so hart erwischt, wenn ich mich im Frühling schon hätte impfen lassen können."

Allen Aufrufen zum Trotz war auch Freiburgs Jonathan Schmid ungeimpft. Der Franzose hatte sich Ende August infiziert und einen schweren Verlauf erlitten, auch für ihn wird es in diesem Jahr keinen Einsatz mehr geben. Sein Trainer Christian Streich hatte Mitte November im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF einen Einblick gegeben: "Die Lungenwerte sind gut, auch sonst sind die Werte der Organe gut. Er nimmt wieder zu und es sieht alles danach aus, dass er sich zu hundert Prozent erholt." Bis er in die Bundesliga zurückkehrt, wird es für den 31-Jährigen noch dauern, Streich hofft auf Einsätze "in Freundschaftsspielen oder der zweiten Mannschaft". Er erklärte Ende November: "Wir müssen aufpassen, dass wir ihn angemessen heranführen, da er körperlich doch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde."

Wie wichtig diese Warnung und Vorsicht ist, zeigt der Fall von zwei Spielern des Regionalligisten Berliner AK. Sie waren Anfang Dezember nach dem Spiel gegen Carl Zeiss Jena zusammengebrochen. Kwabe Schulz war direkt nach Schlusspfiff kollabiert, Ugur Ogulcan Tezel in der Kabine zusammengesackt. Sie hätten jeweils Herz-Kreislauf-Probleme gehabt und seien von Notärzten mit Sauerstoff versorgt worden, berichtete Trainer André Meyer dem RBB. Es gebe laut der Ärzte "einen unmittelbaren Zusammenhang" mit den Corona-Erkrankungen der Spieler im November.

"Dachte zeitweise, dass ich es nicht schaffen werde"

Es gibt weitere Beispiele aus dem Fußball, etwa Tim Kleindienst vom Zweitligisten 1. FC Heidenheim, der "höllische Kopfschmerzen" hatte und drei Monate brauchte, "um wieder einigermaßen in Gang zu kommen". Oder Jacob Bruun Larsen von der TSG 1899 Hoffenheim, der im vergangenen Jahr zwei Monate ausfiel. Dass die Erzählung vom jungen, fitten und unzerstörbaren Spitzensportler nur eine Mär ist, zeigen zudem zahlreiche weitere Betroffene aus anderen Sportarten. NBA-Superstar Joel Embiid erzählte Ende November, dass er Angst um sein Leben hatte: "Ich dachte zeitweise, dass ich es nicht schaffen werde, so schlimm war das."

Eishockey-Profi Jannik Möser von den Grizzlys Wolfsburg hatte nach seiner Infektion eine Herzmuskelentzündung erlitten - mit gerade einmal 25 Jahren. Auch Tom Daley, britischer Olympiasieger im Synchronspringen vom Zehn-Meter-Turm, enthüllte kürzlich, dass er Anfang des Jahres erkrankt war. Es sei ihm so schlecht gegangen, dass er nicht allein habe Treppen steigen können und vor dem zu Bett gehen geprüft habe, ob sein Mann wisse, was er tun müsse, falls er nicht mehr atmet.

"Gerade für Jüngere ist die Impfung wichtig"

"Wir kennen bei Corona Fälle, die sich schnell zurückbilden, und wir kennen Fälle, die wirklich lange brauchen, bis sie sich zurückbilden, selbst bei initial leichten Verläufen", sagte Intensivmediziner Karagiannidis der Deutschen Presse-Agentur. Ihm seien Patienten bekannt, die bis zu ein Jahr lang mit den Folgen der Erkrankung in der Lunge zu kämpfen hatten. Für Kimmich bedeutet dies, dass seine Lungenprobleme ihm im ungünstigen Fall noch lange beschäftigen könnten.

Am Dienstag noch hatte Trainer Julian Nagelsmann über seinen Mittelfeldspieler gesagt: "Er scharrt mit den Hufen, um wieder auf dem Acker zu stehen. Aber es muss in einem vernünftigen Rahmen sein." Und weiter: "Wir müssen einfach aufpassen, selbst für Samstag genau überlegen." Am Mittwoch hatte dann Sportvorstand Hasan Salihamidzic ergänzt: "Wir kennen unseren Jo, er wird natürlich alles geben, um schnell wieder zurückzukommen. Aber wir müssen gemeinsam entscheiden, was das Beste ist, und vernünftig sein." Nun ist klar, es wird dauern. Sein letztes Spiel für den FC Bayern hatte Kimmich am 6. November absolviert. Er wird auch die letzten drei Partien dieses Jahres gegen den 1. FSV Mainz 05, den VfB Stuttgart und den VfL Wolfsburg verpassen.

"Selbst wenn sich nur so ein bisschen ein längerer Verlauf einstellt, ist die Höchstleistung nicht möglich und das ist halt das, was Profisportler brauchen. Deswegen ist es eigentlich gerade die Gruppe unter Jüngeren, für die die Impfung mit am wichtigsten ist, um ihre Leistungsfähigkeit auf dem hohen Niveau auch wirklich gut zu erhalten", sagt Karagiannidis der dpa. Das RKI empfiehlt eine Impfung frühestens vier Wochen nach einer Infektion. Auch viele Fan-Kommentare unter dem Post von Kimmich thematisieren die Impfung. Neben Genesungswünschen fragen viele, fordern ihn viele dazu auf, sich nicht auf seinen Status als Genesener zu verlassen. Kimmich wird vermisst. Nun noch etwas länger als erwartet.

Quelle: ntv.de

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