Fußball

Debatte reicht bis zur DFB-Elf Kimmich und Goretzka verkörpern die Bayern-Krise

Sind etwas ratlos: Joshua Kimmich und Leon Goretzka.

Sind etwas ratlos: Joshua Kimmich und Leon Goretzka.

(Foto: picture alliance / U. Hufnagel)

Eigentlich dachte man lange beim FC Bayern, das defensive Mittelfeld mache auf Jahre keine Probleme. Doch Joshua Kimmich und Leon Goretzka kommen von der Weltmeisterschaft in Katar mit einem Formtief zurück. Seither ebben die Debatten nicht ab.

Joshua Kimmich empfand die naheliegende Frage nach der defensiven Stabilität des FC Bayern offensichtlich als ketzerisch. Brauchen die Münchner nicht einen zusätzlichen Sechser? "Jetzt brauchen wir erst mal vier Siege", antwortete der Mittelfeldchef schnippisch, "und danach können sie sich darüber Gedanken machen." Sie? "Die Bayern oder Sie - oder wer auch immer sich darüber Gedanken machen will."

Kimmich und sein Nebenmann Leon Goretzka sollen die Elf führen, ihr Halt geben - beim deutschen Fußball-Rekordmeister wie in der Nationalmannschaft. Doch in beiden Teams wachsen die Zweifel an dem einst hochgelobten Duo, das seit 2018 in München zusammenspielt. "Die Arien sind verstummt", schrieb die "Süddeutsche Zeitung", im Herzen des Bayern-Spiels treten Rhythmusstörungen auf.

Es ist kein Zufall, dass der Klub Konrad Laimer als ersten Neuzugang für die kommende Saison fix machte. "Seine Fähigkeiten sind einzigartig", sagte dessen Leipziger Kollege Benjamin Henrichs über den Österreicher: "Dieses Pressing, die Zweikämpfe und das Tempo nach vorn - solche Stärken hat kein anderer." Auch nicht Kimmich und Goretzka?

Julian Nagelsmann hatte zu den Vorzeigeprofis ein gutes Verhältnis, Kimmich war sein verlängerter Arm auf dem Platz. Dennoch wünschte er sich im Mai 2022 "ein, zwei Pressingmaschinen" - und bekam Ryan Gravenberch. Der Niederländer war der fünfte Neue fürs defensive Mittelfeld seit 2019. Ob Gravenberch, Marcel Sabitzer (2021), Marc Roca, Tiago Dantas (beide 2020) oder Michael Cuisance (2019) - alle floppten. Die Debatte um die Platzhirsche aber ebbte nicht ab.

Auch für das DFB-Team ein Problem

In der aktuellen Bayern-Krise nahm sie sogar Fahrt auf, verheerende 30 Minuten im jüngsten Länderspiel gegen Belgien taten ihr Übriges. Hansi Flick brachte im März Emre Can für Goretzka und damit mehr Stabilität. Den Dortmunder hatte der Bundestrainer in seiner Not nach über eineinhalb Jahren DFB-Pause zurückgeholt - wie zuvor die Sechser Julian Weigl, Maximilian Arnold, Florian Neuhaus und Mo Dahoud. Anton Stach ließ er debütieren.

Dabei schien das Mittelfeld beim DFB wie in München mit Kimmich/Goretzka (beide Jahrgang 1995) für Jahre top besetzt. Spätestens die Weltmeisterschaft in Katar aber weckte Zweifel. Als Goretzka im Auftaktspiel gegen Japan eingewechselt wurde, kippte das Spiel. Kimmich wurde von Flick hin- und hergeschoben, musste - wie beim Champions-League-Sieg 2020 - hinten rechts helfen. Nach dem bitteren Aus fürchtete er, "in ein Loch zu fallen". Das, meinte er später, sei "nicht unbedingt" geschehen.

Mehr zum Thema

Nun ja. Kimmich schien sich in der Krise mit seinem Helfersyndrom zu verzetteln, zeigte jedoch am Sonntag gegen Hertha BSC (2:0) mit zwei Vorlagen wieder seine Klasse. Goretzka ist die Torgefahr abhandengekommen, in den Zweikämpfen fehlt ihm Timing. Nach der Berlin-Partie klagte er, Spieler (nicht er persönlich) würden "medial komplett kaputt gemacht" - und ruderte tags darauf zurück.

Kimmich und Goretzka - hat das Duo Zukunft? "Also, ich mache mir keine Gedanken darüber", meinte Kimmich gelassen, "wir haben einen sehr guten Kader, der gut zusammengestellt wurde." Im Titelkampf mit dem BVB "liegt es an uns, alles rauszuholen". Die Diskussionen dürften gleichwohl nicht verstummen.

Quelle: ntv.de, ses/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen