CL-Showdown gegen die Spurs Klopps FC Liverpool hat viel zu verlieren
01.06.2019, 15:40 Uhr
Im dritten Anlauf soll es endlich klappen: Jürgen Klopp will den Henkelpott nach Liverpool bringen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ganz so viele Endspiele hat Jürgen Klopp noch nicht gewonnen, gegen Tottenham in der Champions League soll der Coup endlich gelingen. Die Zeichen in Madrid stehen gut, aber es steht auch viel auf dem Spiel. So oder so: Es wird ein heißes Finale.
Worum geht's?
Wenn der Tottenham Hotspur Football Club an diesem Samstag (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Madrid gegen den Liverpool Football Club spielt, geht es in der 125. und finalen Partie dieser Champions-League-Saison darum, wer die beste Fußballmannschaft des Kontinents stellt. Das Estadio Metropolitano im Osten der spanischen Hauptstadt, seit September 2017 Heimstätte von Atlético, ist mit seinen 68.000 Plätzen ausverkauft. Und was auch immer passiert: Zum ersten Mal seit 2015 wird der Gewinner nicht Real Madrid heißen, erstmals seit 2013 kommt der Titelträger nicht aus Spanien. Jürgen Klopp, Liverpools deutscher Trainer, freut sich drauf und sprach Freitag gleich für seinen Kollegen Mauricio Pochettino mit: "Wir beide müssen uns darauf einstellen, dass es ein intensives Spiel wird. Es wird ein Mega-Spiel, mit so vielen englischen Fans im Stadion." Und es wird heiß, um die 30 Grad. Aber klar: "Wir wollen den Pokal gewinnen, deswegen sind wir hier."
Wie ist die Ausgangslage?
Nachdem der Tabellendritte der englischen Premier League am vergangenen Mittwoch gegen den Tabellenfünften der englischen Premier League das Endspiel der Europaliga gewonnen hat, spielt nun im Finale der Königsklasse der Tabellenzweite der englischen Premier League gegen den Tabellenvierten der englischen Premier League. Zweimal haben beide Teams in dieser Saison gegeneinander gespielt. Mitte September, am fünften Spieltag, gewann der FC Liverpool 2:1 bei den Spurs. Am 32. Spieltag Ende März siegten die Reds an der Anfield Road ebenfalls 2:1. Und doch ist es für beide Klubs eine Premiere: In einem Finale, ob national oder international, standen sie sich noch nie gegenüber. Bleibt die Frage nach dem Favoriten. Eher ist es der LFC, landete der doch in der Tabelle am Ende 26 Punkte vor Tottenham. Klopp hält es für Quatsch, daraus etwas für das Endspiel abzuleiten: "Es gibt keinen Vorteil für einen von beiden." Zur Wahrheit gehört aber auch: Seit Klopp 2015 zum FC Liverpool kam, hat der Klub zum ersten Mal richtig etwas zu verlieren.
Wie ist der FC Liverpool drauf?
Der Brasilianer Roberto Firmino ist nach einer Muskelverletzung wieder fit. Ob der Angreifer in der Startelf steht, sagte Klopp aber nicht: "Das werde ich euch nicht verraten, es sei denn, ihr verratet mir die Aufstellung von Tottenham. Ansonsten, ja er ist dabei, aber ob er spielen wird, sehen wir dann." Eine weitere Frage, weitaus größere ist: Wer soll eigentlich die Mannschaft stoppen, die im Halbfinalrückspiel gegen den FC Barcelona mit 4:0 gewonnen und für das größte Fußballwunder der jüngeren Vergangenheit gesorgt hat? Genau das könnte für das Team aus Liverpool zum Problem werden. War es im vergangen Jahr beim 1:3 in Finale gegen Real Madrid zumindest nicht der Favorit, denken jetzt alle, dass es einfach klappen muss. Es ist nun am Trainer, das zu moderieren. Aber wem, wenn nicht Klopp, sollte das gelingen? "Das ist die beste Mannschaft, mit der ich je in einem Finale stand." Und mutmaßlich auch die ausgeruhteste. Drei Wochen konnte er mit seinen Spielern zu trainieren. Aber das gilt auch für den Gegner.
Mit Endspielen kennt Klopp sich aus, in der Champions League ist es sein drittes. Mit der Dortmunder Borussia stand er zwischen 2012 bis 2015 in jedem Jahr in einem Finale. Mit den Liverpoolern hat der seit 2016 vier Endspiele erreicht. Das ist schlichtweg überragend. Der einzige Haken an der Sache ist, dass er erst einmal gewonnen hat, 2012 im DFB-Pokal mit 5:2 gegen den FC Bayern. Danach gab es für Klopp sechs finale Niederlagen. Und nun? Räumte er ein, dass er sich durchaus damit beschäftigt hat. "Ich bin auch nur ein normaler Mensch, manchmal sitze ich auch daheim und denke, es liegt an mir. Ich bin ein Loser." Das sei er aber nicht. "Wenn das wirklich so wäre, dann hätten wir hier alle ein Problem. Es war bei mir bisher keine vom Pech verfolgte Karriere. Es war, glaube ich, ganz okay bisher." Zudem sei er ja mutmaßlich "der Weltrekordhalter im Gewinnen von Halbfinalpartien".
Was macht Tottenham Hotspur?
Tottenham Hotspur FC: Lloris - Trippier, Alderweireld, Vertonghen, Rose - Sissoko, Wanyama - Alli, Eriksen, Son - Kane (Moura). - Trainer: Pochettino
Liverpool FC: Alisson - Alexander-Arnold, Matip, van Dijk, Robertson - Fabinho - Henderson, Wijnaldum - Salah, Firmino, Mané. - Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)
Zuschauer: 68.000 in Madrid (ausverkauft)
Kann Stürmerstar Harry Kane wieder mitspielen? Es sieht danach aus. "Ich fühle mich gut und bin bereit." Beim 1:0 im Viertelfinalhinspiel gegen Man City, Meister der Premier League, hatte sich der Kapitän der englischen Nationalmannschaft binnen drei Jahren seine fünfte Knöchelverletzung zugezogen. So verpasste er nicht nur den "Sieben-Tore-Wahnsinn von Manchester" im Rückspiel, sondern auch die nicht minder dramatischen Halbfinalpartien gegen Ajax Amsterdam. Wobei nach dem 1:0 in London noch alles für die Niederländer sprach. Doch nachdem der Brasilianer Lucas Moura, für Kane ins Team gerückt, im Rückspiel in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit seinem dritten Tor das 3:2 für Tottenham erzielt hatte, weinte Trainer Pochettino vor Glück. In Madrid sagte der Trainer, den sie auf der Insel nur Poch nennen, auf die Frage, ob er schon über Kanes Einsatz entschieden habe: "Nein." Aber er mache es sich nicht einfach. Ansonsten spiele sein Team halt gegen eine fantastische Mannschaft mit fantastischen Spielern und einem fantastischen Trainer. Sein Plan: "Ich denke, es geht darum, es zu genießen und zu versuchen, das Spiel zu gewinnen."
War sonst noch was?
Jetzt nichts gegen Tottenham, klasse Mannschaft, keine Frage. Aber was wäre das schön gewesen, hätte es Ajax Amsterdam in dieses Endspiel geschafft. Im Grunde waren es die Niederländer, die das Fußballmärchen dieser Saison schrieben. In der Gruppenphase spielten sie zweimal unentschieden gegen den FC Bayern, das war jetzt noch nicht die ganz große Nummer. Aber dann, im Achtelfinale ein 4:1 bei Real Madrid und der Titelverteidiger war raus. Juventus mit Cristiano Ronaldo im Viertelfinale war auch nicht stark genug, Ajax siegte im Rückspiel in Turin mit 2:1 und begeisterte wieder mit technisch anspruchsvollem und doch traumwandlerisch sicherem Fußball. Und als alle sich schon auf ein Endspiel Liverpool gegen Amsterdam eingestellt hatten, kamen die Spurs und gaben im Halbfinalrückspiel in der Nachspielzeit den Party-Crasher und rissen Ajax aus dem Rausch. Top-Leistung, klar. Aber Amsterdam im Finale - das wäre auch nicht schlecht gewesen.
Quelle: ntv.de