Neue Struktur, mehr Transparenz "Korruptionsstadl" Fifa versucht Reformen
03.12.2015, 14:36 Uhr
Alles neu, alles gut? Die Fifa will sich reformieren.
(Foto: REUTERS)
Das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes bringt Reformen auf den Weg, die möglichst umfassend wirken sollen. Zuvor gibt es große Aufregung, zwei südamerikanische Exko-Mitglieder werden im Hotel verhaftet. Warum? Korruptionsverdacht!
Nach Jahren der Skandale will sich die Fifa reformieren und eine neue Führungsstruktur etablieren um seinen Ruf als "Korruptionsstadl" (Karl-Heinz Rummenigge) loszuwerden. Das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes bewilligte weitreichende Neuerungen, blieb aber in vielen Punkten hinter den Forderungen externer Anti-Korruptionsexperten zurück. Der Präsident und die Mitglieder eines neu geschaffenen Councils dürfen demnach maximal für drei Amtszeiten á vier Jahre arbeiten.
Die Vergütung der Top-Funktionäre wird jährlich öffentlich gemacht. Das Council mit dann 36 Mitgliedern tritt an die Stelle des Exekutivkomitees und soll eine Art Aufsichtsrat bilden. Dies bestätigte die Fifa. Die letzte Entscheidung über die Reform trifft nun der Fifa-Kongress am 26. Februar. Statutenänderungen bedürfen einer Dreiviertelmehrheit unter den 209 Mitgliedern. "Diese Reformen bringen der Fifa eine bessere Führung, größere Transparenz und mehr Rechenschaftspflicht. Sie sind ein Meilenstein auf unserem Weg, der Fifa Glaubwürdigkeit als eine moderne, vertrauenswürdige und professionelle Sportorganisation wieder zu erlangen", sagte Interimspräsident Issa Hayatou.
Keine Mehrheit fand im Exekutivkomitee der Vorschlag der Reformkommission für eine Aufstockung auf 40 WM-Teilnehmer vom Jahr 2026 an. Abgelehnt wurde auch ein Alterslimit für Funktionäre. Im ursprünglichen Papier von Reformkommissions-Chef Francois Carrard war eine Beschränkung auf 74 Jahre vorgesehen.
Der Präsident verliert an Einfluss
Mehr Macht bekommen künftig der Generalsekretär und neun statt zuvor 26 ständige Fifa-Komitees. Dort werden die wesentlichen Management-Entscheidungen getroffen. Das Council, dem der Präsident vorsitzt, überwacht die Entscheidungen hat aber keine exekutive Gewalt mehr. Somit verliert auch der Präsident, der mehr repräsentativen Charakter hat, an Einfluss.
Gerade das Exekutivkomitee war zuletzt angesichts zahlreicher Skandale immer wieder in die Kritik geraten. Seit der hoch umstrittenen WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 wurde mehr als ein Dutzend Exko-Mitglieder entweder angeklagt, verhaftet, suspendiert oder zumindest unter Korruptionsverdacht gestellt. Wenige Stunden vor der Reform-Entscheidung wurden die Exko-Mitglieder Juan Angel Napout aus Paraguay und Alfredo Hawit aus Honduras von der Schweizer Justiz festgenommen. Sie sollen in die USA ausgeliefert werden, widersetzen sich dem aber bislang.
Keine wesentliche Änderung gibt es bei der Entsendung der Council-Mitglieder im Vergleich zur Wahl der Vertreter im Exekutivkomitee. Wie bislang werden diese von den sechs Konföderationen entsandt. Allerdings unter "Beobachtung" durch die Fifa und durch einen Integritätscheck des Weltverbandes. Statt 25 Exko-Mitglieder sitzen im Council künftig 36 Vertreter. Alle Konföderationen bekommen mehr Vertreter. Europa mit nun neun statt acht Entsandten verliert aber von 33 auf 25 Prozent. Mehr im Bereich eines Appells bewegt sich die Aufforderung an die sechs Konföderationen und 209 Mitgliedsländer, die Standards des Weltverbandes zu übernehmen. Eine Verpflichtung zu einer Schaffung einer Ethikkommission oder einer Amtszeitbeschränkung bleibt in deren Entscheidungsgewalt.
Quelle: ntv.de, Arne Richter, dpa