Fußball

Top of the Klopps in Basel? Liverpool sehnt sich nach neuen Helden

Voll fokussiert auf den Europa-League-Titel mit dem FC Liverpool: Jürgen Klopp.

Voll fokussiert auf den Europa-League-Titel mit dem FC Liverpool: Jürgen Klopp.

(Foto: dpa)

Sie hoffen auf den ganz großen Moment: Wenn die Fußballer des FC Liverpool heute im Finale der Europaliga gegen den FC Sevilla spielen, spricht nicht nur Trainer Jürgen Klopp davon, einen Traum erfüllen zu wollen.

Worum geht's?

Eines vorweg: Das mit dem "Top of the Klopps" ist natürlich nicht von uns. Die BBC hat sich das ausgedacht und die zehn besten Momente der acht Monate mit Jürgen Klopp in England beim FC Liverpool gelistet. Auf Platz sieben: "That's football. The ball is round." Heute könnte dann ein elfter, ganz besonderer Moment hinzukommen. Im St-Jakob-Park zu Basel, dem mit 38.512 Plätzen größten Fußballstadion der Schweiz, steht der deutsche Trainer mit seiner Mannschaft in Finale der Europaliga (ab 20.45 Uhr bei den Kollegen von Sport 1 und im Liveticker bei n-tv.de). Gegner ist der Titelverteidiger, der FC Sevilla aus Spanien, der diesen Pokal bereits in den vergangenen zwei Jahren gewonnen hat.

Wie ist die Ausgangslage?

Jerzy Dudek hat es dem "Liverpool Echo" gesagt: "Jede Generation braucht neue Legenden. Ich denke, es ist an der Zeit für Liverpool, ein neues Kapitel zu schreiben." Noch immer sei es so, dass die Kinder ihn im Stadion um ein Autogramm bäten. Nur: Ihre Eltern müssten ihnen erklären, wer er sei." Wer ist Jerzy Dudek? Der Mann war Torwart und beim bisher letzten europäischen Triumph der Reds in Europa dabei. Wir sagen nur: Istanbul, 25. Mai 2005. Das Finale der Champions League gegen den AC Mailand war das wohl sagenhafteste Spiel in der an sagenhaften Spielen nicht gerade armen Geschichte der Liverpooler. Mit 0:3 lagen sie zur Pause zurück, und ihre 20.000 Fans im Atatürk Olimpiyat sagen zwar inbrünstig ihr "You'll never walk alone". Aber ernsthaft an das Wunder geglaubt haben dürfte kaum einer. Doch dann glich der LFC in nur sechs Minuten zum 3:3 aus - und siegte im Elfmeterschießen. Dudek formuliert das so: "Istanbul hat für jeden, der dabei war, alles geändert." Und dass Liverpool immer noch zu etwas Ungewöhnlichen fähig ist, hat zuletzt die Dortmunder Borussia im Viertelfinale dieser Europaligasaison erfahren müssen. Ansonsten ist es so: Das Finale heute ist die letzte Chance für Klopps Mannschaft, auch im nächsten Jahr international zu spielen. Platz acht in der Premier League reicht nicht, der Sieger der Europaliga allerdings darf in der kommenden Saison in der Champions League mitmachen. Also heißt es heute: alles oder nichts.

Wie ist der FC Liverpool so drauf?

Bereits seit Montag ist die Mannschaft in Basel. Warum? Klopp weiß es: "Wir bereiten uns so normal wie möglich vor. Alle reden seit Wochen nur von diesem Spiel. Wenn also rundherum schon alles so außergewöhnlich ist, müssen wir so sein wie immer. Wir haben die perfekte Vorarbeit geleistet, um in diesem Finale stehen zu dürfen. Das Einzige, was jetzt anders ist, ist, dass wir früher angereist sind, weil zu Hause alle nach Tickets fragten, und wir doch selber keine hatten." Ursprünglich hatte der Trainer ja alle Fans aufgefordert, nach Basel zu reisen, ob im Besitz einer Eintrittskarte oder nicht. Er hatte davon gesprochen, dass 100.000 Liverpudlians kommen würden. Das hielten nicht alle für eine gute Idee, deshalb ruderte er zurück. "Ich habe meine Einladung ja zurückgezogen, ich weiß nicht, wie viele Fans kommen werden. Aber ich weiß, wie sehr unsere Fans diesen Titel wollen. Sie haben es uns spüren lassen, zu Hause, bei all unseren Auswärtsreisen. Sie haben gezeigt, wie sehr sie ihn wollen. Und wir wollen so gerne das Team sein, das ihnen diesen Traum erfüllt." Ansonsten sei es so: "Sevilla ist nicht besser als wir. Und wir sind nicht besser als Sevilla. Es geht um Kleinigkeiten." Um nicht zu sagen: "The Ball is round."

Wie macht sich der FC Sevilla so?

Unai Emery und Kevin Gameiro sind zwei der Erfolgsgaranten bei Sevilla.

Unai Emery und Kevin Gameiro sind zwei der Erfolgsgaranten bei Sevilla.

(Foto: REUTERS)

Was der SC Freiburg für die zweite Bundesliga ist, das ist der FC Sevilla für die zweite europäische Liga; Rekordmeister nämlich. Viermal haben die Spanier die Trophäe in den vergangenen zehn Jahren gewonnen, zuletzt zweimal hintereinander. Siegt die Mannschaft von Unai Emery auch heute, wären sie die erste nach dem FC Bayern in den 1970er-Jahren, die drei europäische Titel hintereinander holt. "Wir Sevillistas spüren etwas Besonderes in diesem Wettbewerb, er hat uns viel gegeben, wir leben ihn mit Begeisterung", sagt der Trainer, dessen Mannschaft vom Kollektiv lebt. Kevin Gameiro ist mit 17 Saisontreffern der beste Torschütze und ragt damit ein wenig heraus. Für einen Platz im französischen Kader für die Europameisterschaft hat das dennoch nicht gereicht. Er soll sich allerdings mit dem FC Barcelona einig sein, gegen den Sevilla am 22. Mai um den spanischen Pokal spielt. Vielleicht hilft Gameiro seinem Team heute, seine Auswärtsschwäche zu überwinden. Der FC Sevilla hat in dieser Saison als Absteiger aus der Champions League im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán bereits Barca, Real Madrid und Juventus Turin besiegt. Auswärts dagegen gab's in der Primera Division keinen einzigen und in der Europaliga nur einen Sieg. Andererseits: Die vier europäischen Titel bisher hat Sevilla ja auch nicht zu Hause gewonnen.

Was gibt es noch?

Die Stadt am Rheinknie bereitet sich auf "das Fußballfest des Jahres", vor wie die "Basler Zeitung" schreibt, auf das erste europäische Finale im Land seit 27 Jahren. Sie tut das mit Schweizer Gründlichkeit und Gelassenheit. Gleich drei Fanzonen gibt es: Wer nicht weiß, zu wem er hält, kann zum Münsterplatz gehen; auf dem Barfüsserplatz, dem Barfi, treffen sich die Anhänger aus Liverpool, auf dem Claraplatz die aus Sevilla. Und wer kein Ticket fürs Joggeli, wie sie in Basel ihr Stadion nennen, ergattert hat, kann auf dem Barfi und dem Marktplatz öffentlich schauen. Da jedem Klub nur knapp 10.000 der insgesamt 35.000 Karten zustehen, hatte Jürgen Klopp behauptet, Basel sei zwar eine schöne Stadt. "Aber sie ist nicht bereit für uns." Am Mittag sah es in der Innenstadt jedenfalls so aus, als würden sich die Damen und Herren in den roten Trikots auch ohne Ticket köstlich amüsieren. Sie gehen tatsächlich niemals alleine. Und auch Peter Howald, Leiter der Abteilung Sport und des Sportamtes des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, sieht kein Problem. "Wir sind bereit." Schließlich hätten sie die EM 2008 gemeistert. "Da hatten weit über 100.000 Holländer hier." Dann sind sie in Basel ja einiges gewohnt.

Quelle: ntv.de

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