Alarm vor Showdown gegen Georgien Löw warnt seine allzu sorglosen Eleven
10.10.2015, 14:53 Uhr
"Die Effizienz ist nicht die wie bei der WM": Joachim Löw.
(Foto: dpa)
Ein Punkt gegen Georgien - und die DFB-Elf fährt zur EM. Was soll da schon schiefgehen? Der Bundestrainer ist dennoch ein wenig unruhig und schlägt Alarm: Seine Spieler sollten doch bitteschön nicht ständig vergessen, den Ball ins Tor zu schießen.
Bundestrainer Joachim Löw ist ein wenig beunruhigt. Nicht, dass er ernsthaft befürchtet, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft könne es versäumen, sich die Spielberechtigung für die Europameisterschaft in Frankreich zu sichern, die im kommenden Jahr vom 10. Juni bis zum 10. Juli in Frankreich stattfindet. Schließlich reicht der DFB-Elf an diesem Sonntag (ab 20.45 Uhr bei RTL und im Liveticker bei n-tv.de) in Leipzig gegen Georgien ein Pünktchen, um einen der ersten beiden Plätze in Gruppe D zu belegen und sich direkt zu qualifizieren.
Die DFB-Elf qualifiziert sich direkt für die EM 2016, wenn ...
... sie am Sonntag ab 20.45 Uhr ihr Spiel in Leipzig gegen Georgien gewinnt oder zumindest unentschieden spielt.
... sie gegen Georgien verliert und es im Spiel zwischen Polen und Irland einen Sieger gibt.
... sie gegen Georgien verliert, Polen und Irland sich unentschieden trennen und Deutschland bester Gruppendritter wird.
Die DFB-Elf muss in die Playoffs, wenn...
... sie gegen Georgien verliert, Polen und Irland sich unentschieden trennen und Deutschland nicht bester Gruppendritter wird.
Dass aber der Weltmeister, wie am Donnerstag in Dublin geschehen, gegen eine biedere irische Mannschaft verliert, weil seine Spieler das Tor nicht treffen, passt ihm nicht. "Wir sind im Moment nicht so tödlich für den Gegner, wie wir das schon waren", sagte Löw vor dem letzten und nun überraschend auch entscheidenden Spiel: "Die Spieler müssen begreifen, dass eine Chance vielleicht die allerletzte im Spiel ist."
In Dublin machten die Akteure seines Vertrauens nicht den Eindruck, als hätten sie das verinnerlicht. Und verloren so eine Partie, die sie eigentlich gar nicht verlieren konnten. Kritiker haben ihnen das als Arroganz ausgelegt, auch der Bundestrainer befand, das Spiel seines Teams sei ihm bisweilen als zu pomadig erschienen. Also, so sagt es der Duden, blasiert, anmaßend, dünkelhaft, langsam träge und gemächlich. Ganz so schlimm war es allerdings nicht, zumindest nicht in der ersten Halbzeit. In der Tat aber handelte es sich, wie Löw angesäuert konstatierte, um "eine der unnötigsten Niederlagen der vergangenen Jahre".
"Die Effizienz ist nicht die wie bei der WM"
Dabei hatte er mit Ilkay Gündogan, Mesut Özil, Toni Kroos, Marco Reus und dem mittlerweile verletzten Mario Götze einen Klub der Hochbegabten ins Rennen geschickt, der in der ersten halben Stunde den Iren kaum Luft zum Atmen, geschweige denn zum Fußballspielen ließ. Doch irgendwann stellte sich heraus, dass diese Kombinationslust an diesem Abend zum Selbstzweck mutierte und die Protagonisten mehr und mehr das Ziel aus den Augen verloren. Und das besteht immer noch darin, den Ball ins Tor zu schießen. Bisweilen habe er, räsonierte der Bundestrainer nun in Leipzig, das Gefühl gehabt, seine Spieler dächten nach verpassten Gelegenheiten: "Es werden ja noch weitere kommen." Doch dann verlor Reus nach 70 Minuten den Ball - und die DFB-Elf das Spiel, weil der Ire Shane Long den Ball ziemlich direkt und mit Nachdruck an Manuel Neuer vorbei ins Tor schoss.
Er tat also genau das, was die Löw'schen Eleven nicht zustande brachten - selbst der unverwüstliche Thomas Müller nicht, der zwölf Minuten vor dem Schlusspfiff die wohl größte Chance vergab. Dieses Problem ziehe sich "wie ein roter Faden durch die Qualifikation", sagte Löw. Und rechnete vor, dass die DFB-Elf sechs Großchancen benötige, um ein Tor zu erzielen. "Die Effizienz ist nicht die wie bei der WM." An der Spielweise habe er jedoch "keinen Zweifel, das ist der absolut richtige Weg, da gibt es keine grundlegenden Veränderungen".
Von einer Umstellung auf ein System mit Mittelstürmer, der das auch offiziell gelernt hat, will der Bundestrainer überhaupt nichts wissen. "Wenn wir jetzt mit hohen Bällen beginnen, machen wir einen Fehler, dann haben wir keine Chance. Es ist viel besser, man spielt flach. Mit der Brechstange kommt man heute nicht mehr zum Erfolg", sagte er. "Die Spieler bei uns müssen Qualität im Kombinationsspiel haben. Von diesem Weg gibt es kein Abkommen." Er sagte das mit der Gewissheit eines Mannes, der weiß, was seine Mannschaft kann, wenn es darauf ankommt. Zum Beispiel wenn es darum geht, gegen die Nummer 110 der Weltrangliste zumindest einen Punkt zu ergattern.
Deutschland - Georgien, Sonntag, 20.45 Uhr
Deutschland: Neuer (FC Bayern/29 Jahre/61 Länderspiele) - Ginter (Borussia Dortmund/21/6), Boateng (FC Bayern/27/55), Hummels (BVB/26/42), Hector (1. FC Köln/25/8) - Gündogan (BVB/ 24/14), Kroos (Real Madrid/25/61) - Bellarabi (Bayer Leverkusen/25/9), Özil (FC Arsenal/26/69), Reus (BVB/26/26) - Müller (Bayern München/26/66). - Trainer: Löw
Georgien: Rewischwili (Mordovia Saransk/28/25) - Kaschia (Arnheim/28/38), Amisulaschwili (Karsyaka SX/33/40), Kwirkwelia (Rubin Kasan/23/10) - Lobjanidse (Nikosia/28/42), Kankawa (Reims/29/56), Kwekweskiri (Inter Baku/23/1), Nawalowski (FC Dila Gori/29/7) - Okriaschwili (Genk/23/24), Kasaischwili (Arnheim/22/11) - Watsadse (Aarhus/26/11). - Trainer: Tschadadse
Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien)
Quelle: ntv.de