Fußball

So läuft's in Tallinn Löw will's seriös, Neuer hat den DFB-Plan

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Neuer wünscht sich, dass seine Vorderleute "so schnell wie möglich" Tore schießen. Wenn möglich: viele.

(Foto: imago images / Sportfoto Rudel)

Kapitän Manuel Neuer hat eine klare Vorstellung davon, wie das EM-Qualifikationsspiel in Estland laufen soll. Niemand aus der DFB-Elf hat schließlich Lust auf einen Showdown gegen Nordirland am letzten Spieltag. Der Trainer des Gegners beschwört derweil ein Fußballwunder.

Worum geht's?

Tja, worum soll es für eine Fußballmannschaft schon gehen, die das Hinspiel im Juni in Mainz mit 8:0 gewonnen hat? Manuel Neuer, Torwart und Kapitän der DFB-Elf, formulierte seine Erwartungen an die Kollegen am Tag vor der Partie in Tallinn gegen Estland an diesem Sonntag (ab 20.45 Uhr bei RTL und im Liveticker bei n-tv.de) so: "Eine hochkonzentrierte Vorstellung, eine gute Raumaufteilung und ein schnelles Passspiel" mit "beweglichen Offensivspielern". Die sollten dann bitte "so schnell wie möglich zum Torerfolg kommen". Damit ist eigentlich alles gesagt. Da es aber um die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 geht und für den Fall, dass irgendjemand es nicht verstanden haben sollte, sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Das wird ein Spiel, das über Konzentration und Seriosität gewonnen werden muss." Dann brachte er im Erdgeschoss des nach der estnischen Brauerei A. Le Coq benannten Stadions den Klassiker: "Das ist kein Selbstläufer."

Wie ist die Ausgangslage?

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Nach dem gegen Oranje verlorenen direkten Vergleich, kann die DFB-Elf nicht mehr aus eigener Kraft Gruppensieger werden. Macht aber nichts.

(Foto: imago images / Sven Simon)

Deutschland steht mit zwölf Punkten auf Platz zwei der Tabelle in der Qualifikationsgruppe C. Es führen die punktgleichen Niederländer, die heute (ab 18 Uhr im Bezahlstream bei DAZN) in Minsk gegen Weißrussland spielen. Da die DFB-Elf den direkten Vergleich nach dem 3:2 in Amsterdam und dem 2:4 in Hamburg gegen Oranje verloren hat, kann sie aus eigener Kraft die Gruppe nicht mehr gewinnen. Das ist insofern nicht dramatisch, als dass auch der Tabellenzweite die Teilnahmeberechtigung für die EM bekommt. Also kann der Plan des deutschen Teams nur lauten, die drei ausstehenden Spiele zu gewinnen. Erst einmal an diesem Sonntag im mit 15.000 Zuschauern mutmaßlich ausverkauften Stadion im Bezirk Lilleküla der estnischen Hauptstadt; dann am 16. November in Mönchengladbach gegen Weißrussland; und schließlich am 19. November in Frankfurt am Main gegen die Nordiren, die ebenfalls zwölf Punkte, allerdings zurzeit noch ein Spiel mehr absolviert haben. Und weil der Bundestrainer es nicht unbedingt auf einen Showdown gegen die Green And White Army ankommen lassen will, konstatierte er: "Wir dürfen uns in dieser Gruppe überhaupt keine Punktverluste erlauben." Hat schon jemand gesagt, dass das kein Selbstläufer wird?

Wie ist das deutsche Team drauf?

Estland - Deutschland, 20.45 Uhr

Estland:

Lepmets (Levadia Tallinn, 32 Jahre alt/7 Länderspiele) - Teniste (Brann Bergen, 31/75), Baranov (Alashkert Martuni, 27/35), Kreida (Flora Tallinn, 20/2), Kallaste (GKS Tychy, 31/43) - Mets (AIK Solna, 26/59) - Zenjov (Schachtjor Karaganda, 30/81), Käit (NK Domzale, 21/23), Vassiljev (Flora Tallinn, 35/117), Ojamaa (Miedz Legnica, 28/41) - Sorga (Flora Tallinn, 20/4); Trainer: Voolaid

Deutschland:

Neuer (FC Bayern, 33/90) - Klostermann (RB Leipzig, 23/5), Can (Juventus Turin, 25/23), Süle (FC Bayern München, 24/23), Halstenberg (RB Leipzig, 28/5) - Kimmich (FC Bayern, 24/45) - Havertz (Bayer 04 Leverkusen, 20/6), Gündogan (Manchester City/29/34) - Brandt (Borussia Dortmund, 23/28), Gnabry (FC Bayern, 24/11), Reus (Borussia Dortmund, 30/43); Trainer: Löw

Schiedsrichter: Kabakow (Bulgarien)

Nach dem beachtlichen 2:2 im Test gegen Argentinien am Mittwoch in Dortmund mit einer verletzungsinduzierten B-Mannschaft ist die Stimmung dem Vernehmen nach gut. Nur der Berliner Niklas Stark ist ein wenig traurig. Sein Debüt bei der Partie gegen die Südamerikaner verpasste er wegen eines Magen-Darm-Infekts, nun ist er nach Hause geflogen, weil er sich im Hotel verletzt hat. Löw hat dem Innenverteidiger aber versprochen, dass er ihn ganz bestimmt noch einmal einlädt. Dem Bundestrainer stehen nun am Finnischen Meerbusen noch 16 Feldspieler zur Verfügung. "Das reicht allemal." Zumal einige aus der langen Reihe der angeschlagenen Spieler wieder fit sind. So wird Ilkay Gündogan von Manchester City "von Anfang an spielen".

Wir tippen, er tut das neben dem gegen Argentinien fein aufspielenden Leverkusener Kai Havertz im zentralen Mittelfeld, dahinter ist Joshua Kimmich vom FC Bayern gesetzt. Die Angriffsreihe dürften Dortmunds Julian Brandt, sein genesener Klubkollege Marco Reus und der Münchner Serge Gnabry bilden. An den Enden der Viererkette sind die Leipziger Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg zu erwarten, als zweiter Innenverteidiger neben dem Münchner Abwehrchef Niklas Süle könnte Emre Can von Juventus Turin erneut eine Chance bekommen. Und im Tor steht wieder der Münchner Neuer, nachdem gegen Argentinien sein Herausforderer Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona spielte, und das gut, wie Neuer sagte. Ansonsten gab er sich in Sachen Torwartstreit betont gelassen und sagte auf Nachfrage zu dem Gerücht, er wolle nach der EM damit aufhören, in der Nationalelf zu spielen: "Es gibt überhaupt nichts zu verkünden. Ich fühle mich wohl, bin fit, zeige gute Leistungen und denke überhaupt nicht über ein Karriereende nach."

Was machen die Esten?

Apropos 0:8, Estlands Trainer Karel Voolaid erinnerte sich und sagte: "Wir müssen die Ehre unseres Fußballs wiederherstellen." Dabei saß er beim Hinspiel in Mainz gar nicht auf der Bank. Doch nach dieser Niederlage musste Martin Reim gehen, mit 157 Länderspielen Rekordnationalspieler und quasi der Lothar Matthäus Estlands. Voolaid übernahm, zunächst einmal bis zum Ende der Qualifikation. Seit 2012 hatte er nacheinander von der U15 bis zur U23 fast alle Nachwuchsteams des estnischen Verbandes trainiert. Als Chef der A-Mannschaft hat er am Donnerstag mit dem 0:0 in Weißrussland in seinem dritten Spiel den ersten Punkt in dieser EM-Qualifikation geholt. Gegen die DFB-Elf laute nun das Motto: "Wir müssen ein Wunder vollbringen." Alle 12.500 Karten für die Fans des Heimteams sind verkauft, das bedeutet einen Besucherrekord für das Länderspiel in dem Stadion im Südwesten Tallinns, das passenderweise an einer Straße steht, die Jalgpalli heißt. Das ist das estnische Wort für Fußball. Normalerweise trägt hier Rekordmeister Flora Tallin seine Heimspiele aus, die Fans der Frankfurter Eintracht wissen das. Zurück zu Voolaid. Der muss ohne seinen international bekanntesten Spieler auskommen. Kapitän Ragnar Klavan, der einst für den FC Augsburg in der Bundesliga spielte, ist verletzt. Aber: "Wir sind zu allem bereit", sagte der Trainer. Vielleicht einfach rausgehen und Jalgpalli spielen? Neuers Plan zumindest ist ja jetzt bekannt.

Quelle: ntv.de

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