Australien verpasst den Knockout Löws Weltmeister quälen sich zum Remis
25.03.2015, 22:47 Uhr
Viele haben Lukas Podolski schon abgeschrieben. Doch der Routinier zeigt, wozu er noch gut ist.
(Foto: imago/Moritz Müller)
Fehlpässe statt Schwung, Unsicherheiten statt Selbstbewusstsein. Die Fußball-Nationalmannschaft vermeidet gegen Australien nur mit Mühe einen Fehlstart ins Länderspieljahr 2015. Die Blamage verhindert ein schon Abgeschriebener.
Ausgesprochen holprig ist Fußball-Weltmeister Deutschland ins Übergangsjahr 2015 gestartet. Auf dem Weg aus der Nach-WM-Schaffenskrise hin zur - aktuell gefährdeten - Qualifikation für die Fußball-EM 2016 kam die DFB-Elf in Kaiserslautern gegen Australien nur zu einem 2:2 (1:1). Dabei schaffte es das Team von Bundestrainer Joachim Löw, den als Fußball-Stimmungshölle bekannten Lauterer Betzenberg über weite Strecken des Spiels in einen komatösen Zustand zu versetzen.
Tore: 1:0 Reus (17.), 1:1 Troisi (40.), 1:2 Jedinak (50.), 2:2 Podolski (81.)
Deutschland: Zieler (Hannover, 26 Jahre, 5 Länderspiele) - Mustafi (Valencia, 22/7), Höwedes (Schalke, 27/32), Badstuber (FC Bayern, 26/31) ab 46. Rudy (Hoffenheim, 25/6) - Khedira (Real, 27/54) ab 63. Kramer (Gladbach, 24/9) - Bellarabi (Leverkusen, 24/5) ab 63. Schürrle (Wolfsburg, 24/43), Gündogan (BVB, 24/9), Özil (Arsenal, 26/63), Hector (Köln, 24/2) - Götze (FC Bayern, 22/42) ab 73. Kruse (Gladbach, 27/11), Reus (BVB, 25/24) ab 73. Podolski (Inter, 29/122). Trainer: Löw
Australien: Ryan (Brügge, 22/20) - Franjic (Torpedo Moskau, 27/19), Wilkinson (Jeonbuk, 30/20) ab 78. Wright (Preston, 22/2), DeVere (Brisbane, 25/1), Davidson (West Bromwich, 23/18) - Jedinak (Crystal Palace, 30/57), McKay (Brisbane, 32/55) - Milligan (Melbourne, 29/39) ab 68. Mooy (Melbourne, 24/5), Troisi (Waregem, 26/22) ab 87. Juric (Sydney, 23/11) - 16 Burns (Wellington, 26/11) ab 60. Oar (Utrecht, 23/23), Leckie (Ingolstadt, 24/23). - Trainer: Postecoglou
Schiedsrichter: Michael Oliver (England)
Zuschauer: 47.106 (ausverkauft)
Den Schwung, den sich der Bundestrainer für das Qualifikationsspiel in Georgien am Sonntag ab 18 Uhr erhofft hatte, nahm sein Team gegen den Asienmeister nur sporadisch auf. Nach dem 2:4 gegen Argentinien und dem 0:2 in Polen vermied der Weltmeister aber die dritte deutsche Niederlage seit dem Gewinn des WM-Titels. Das 1:0 durch Marco Reus (17.), der eine Flanke von Sami Khedira ins Tor grätschte, drehten James Troisi (40.) und Mile Jedinak (50.) in eine Gästeführung. Joker Lukas Podolski (81.) glich jedoch noch aus. Ein Stimmungsdämpfer für den DFB-Tross und seine Fans war das Remis dennoch.
Vor dem Spiel war in Kaiserslautern der Opfer des Germanwings-Absturzes vom Dienstag gedacht worden, beide Teams spielten mit Trauerflor. Zudem wurde der Anfang März verstorbene Ex-Nationalspieler Wolfram Wuttke mit einer Schweigeminute geehrt. Seltsam gedrückt blieb die Stimmung aber auch nach dem Anpfiff. Laut wurde es im erst kurzfristig noch ausverkauften Stadion nur bei der Vorstellung des WM-Siegtorschützen Mario Götze, bei den deutschen Toren und bei der Verkündung der Zuschauerzahl, als die 47.106 Zuschauer für Sekunden auch den Lärm von 47.106 Zuschauern machten. Ansonsten blieb auf deutscher Seite spielerisch und stimmungstechnisch zu vieles Stückwerk in Kaiserslautern.
Badstuber feiert Comeback
Dabei hatte Co-Trainer Thomas Schneider betont: "Wir freuen uns, dass es wieder losgeht. Das Australien-Spiel ist wichtig, um den Rhythmus wieder aufzunehmen." Dann sahen er und sein Chef Joachim Löw jedoch ein deutsches Team mit offensichtlichen Rhythmusstörungen. Für die fünf Tore, die Kaiserslauterns Vorstandschef Stefan Kuntz den DFB-Kickern bei seinem wilden 5:3-Tipp zugetraut hatte, blieb die deutsche Offensive trotz der Rückkehrer Reus, Ilkay Gündogan und Mesut Özil zu umständlich. Gute Ansätze wurden zu selten konsequent zu Ende gespielt, auch wenn nach dem Rückstand mehr Zug ins deutsche Offensivspiel kam. Der Ausgleich fiel nicht unverdient, nachdem Australien zuvor das mögliche 3:1 nicht gemacht hatte.
In der DFB-Abwehr feierte Bayern-Verteidiger Holger Badstuber nach 885 Tagen sein Comeback im DFB-Team, zudem debütierte der Kölner Jonas Hector in der Startelf. Aber auch mit dem Kölnisch-Münchner Duo fehlte es der Defensive an Stabilität gegen schnell und strukturiert konternde Australier. Erschwerend kam hinzu, dass das deutsche Team im laufenden Betrieb zwischen Dreier- und Vierer- und Fünferabwehrkette wechselte und Torwart Ron-Robert Zieler immer wieder Unsicherheiten zeigte.
Zieler verspielt Chance auf Eigenwerbung
Der Hannoveraner hütete in Vertretung für den schleimbeutelgeplagten Manuel Neuer auf deutscher Seite überraschend das Tor. BVB-Keeper Roman Weidenfeller, einst in der Kaiserslauterer Torwartschmiede von Gerry Ehrmann zum Bundesliga-Keeper geformt, blieb nur der Bankplatz. Das darf durchaus als Löw’scher Fingerzeig für die Zukunft gelten, nachdem Zieler schon beim 1:0-Sieg in Spanien im DFB-Tor gestanden hatte.
Werbung in eigener Sache konnte Zieler mit einigen riskanten Dribblings allerdings nur bedingt betreiben, auch der direkte Freistoß zum 2:1 durch Jedinak schien nicht unhaltbar. Das galt allerdings für die meisten DFB-Kicker an einem Abend, an dem sich der Weltmeister als Mannschaft im Rohbau präsentierte. Insgesamt fünfmal wechselte Bundestrainer Löw, nicht zu den Jokern gehörte Kapitän Bastian Schweinsteiger, der zuletzt im WM-Finale für Deutschland aufgelaufen war. Pluspunkte sammelte neben Reus auch Götze und Joker Podolski. Er bescherte dem DFB-Team im fünften Duell mit den Australiern das erste Remis, erstickte mit seinem Ausgleich erste Pfiffe von den Rängen und darf darauf hoffen, neben der Partie auch seine DFB-Karriere wiederbelebt zu haben.
Quelle: ntv.de