Fußball

Der Pariser Flaneur Magische Messi-Momente sind PSGs Rettung

Lionel Messi freut sich über seinen wunderschönen Elfmeter.

Lionel Messi freut sich über seinen wunderschönen Elfmeter.

(Foto: imago images/Sebastian Frej)

Lionel Messi rettet Paris St. Germain gegen Leipzig mit seinem ersten Doppelpack für seinen neuen Klub drei Punkte und beeindruckt sogar vom Elfmeterpunkt. Auch wenn das Konterfei an der Stadionmauer noch fehlt: Der Argentinier hinterlässt erste Spuren in Paris. Eine Beobachtung.

Ein spielentscheidender Elfmeter ist normalerweise keine Situation, bei der der Schütze besonders glänzen kann. Es sei denn, dieser Schütze heißt Lionel Messi. Sorgfältig wie ein rohes Ei legt er sich den Ball Dienstagnacht im Pariser Parc des Princes auf den Punkt, läuft an, stoppt kurz vor dem Schuss ab - und verlädt RB Leipzigs Keeper Peter Gulacsi mit einem gechippten Ball, der wie in Zeitlupe in hohem Bogen mittig ins Tor trudelt. Ein sogenannter Panenka-Elfer, wie ihn Namensgeber Antonin Panenka erstmals im Finale der Europameisterschaft 1976 mit Tschechien gegen Sepp Maier wagte. Frecher und genialer kann man einen Strafstoß nicht verwandeln (74.). Ein Statement und Beleg dafür, dass Messi mit 34 Jahren auch bei Paris St. Germain den Unterschied machen kann.

Es ist das Tor zum 3:2 (1:1)-Endstand in diesem aufregenden Champions-League-Spiel zwischen PSG und RBL, bei dem Messi seinen ersten Doppelpack für seinen neuen Klub schnürt und nach seinem Premierentreffer für Paris gegen Manchester City jüngst seinen zweiten großen Abend mit PSG erlebt.

Noch ist es ungewohnt, "La Pulga" (den Floh) nicht mehr im Trikot des FC Barcelona zu sehen, sondern nun im royalen Dunkelblau der Pariser. Doch mit Abenden wie diesem macht sich der Argentinier, der 110 Millionen Euro netto für drei Jahre beziehen soll, das neue Dress mehr und mehr zu eigen.

Sogar Ronaldinho schaut vorbei

Omnipräsent wie in Barcelona ist Messi im Pariser Stadtbild (noch) nicht. Trikots mit seinem Namen und der Nummer 30 sind zwar immer wieder zu sehen, aber schließlich spielen hier mit Neymar und Kylian Mbappé zwei weitere absolute Superstars. An der Stadionmauer, wo die Konterfeis all der PSG-Ikonen wie Zlatan Ibrahimovic als Graffiti zu sehen sind, fehlt seines noch. Im Fanshop neben dem Prinzenpark sind Messi-Trikots, die kurz nach seiner Präsentation ausverkauft waren, wieder erhältlich. Nach der Partie halten Fans ihre eben erstandenen Hemden stolz in die Luft wie eine Trophäe und lassen sich damit fotografieren.

Messis Gala-Abend gegen Rasenballsport beginnt mit dem Wiedersehen mit einem guten, alten Bekannten. Sein Weggefährte Ronaldinho, die beide gemeinsam vier Jahre bei Barca spielten, wird bei PSG mit einer Ehrenrunde geehrt. Messi unterbricht kurz die Spielvorbereitung, umarmte den deutlich in die Jahre gekommenen, inzwischen schwergewichtigen Kollegen herzlich und wendet sich wieder dem Ball zu. Als der Stadionsprecher die Vornamen der Pariser Spieler vorträgt, skandieren die Fans Messis Namen noch ein bisschen lauter als die seiner Kollegen.

Gleich zu Beginn des Spiels steht er im Mittelpunkt der Diskussionen - in der ungewohnten Rolle des Delinquenten. Am eigenen Strafraum erobert er einen Ball gegen Leipzigs Stürmer André Silva, den Julian Draxler diagonal über das Spielfeld zur Vorlage für Kylian Mbappés 1:0 nutzt (10.). Doch Messi tritt Silva dabei leicht auf die Fußspitze. Der italienische Referee Marco Guida hätte abpfeifen können, die Leipziger sagen: müssen, doch dafür fiel Silva wohl zu theatralisch.

Pochettinos Kniff

Danach versucht Messi, der bei PSG im 4-3-3 rechts spielt, selbst mehr ins Spiel und in Abschlusssituationen zu kommen. Mal lässt er sich etwas tiefer und zentraler fallen, mal rochiert er und tauscht mit Mbappé die Positionen. Doch er nimmt sich auch Auszeiten, wie ein Spaziergänger - ein Pariser Flaneur - wirkt er dann, bleibt manchmal ganz stehen und beobachtet das Spiel scheinbar erstarrt, als nähme er gar nicht daran teil, wenn er zu wissen glaubt, dass aus einer Situation nichts entspringt. Und auch defensiv fehlt ihm bisweilen die Lust und das Gespür, wann er mal hinten mit aushelfen muss. Als Angeliño den Ausgleich der starken Leipziger durch Silva einleitet, hat er jede Menge Raum vor sich, weil Messi ihn einfach gewähren lässt (28.).

RB verteidigt den Jahrhundertspieler lange so gut es gegen Akteure mit seiner Qualität eben geht. "Auf engem Raum und beim Tempodribbling gibt es keinen besseren Spieler auf der Welt. Aber wir haben ihm wenig Raum gegeben, ihn immer wieder auch gedoppelt, doch es hat sich gezeigt, dass er in den entscheidenden Situationen kaltschnäuzig ist", analysiert Leipzigs Abwehrchef Willi Orban treffend.

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Das gelingt auch dank einer Umstellung durch PSG-Trainer Mauricio Pochettino. "Achraf Hakimi und Nuno Mendes weiter oben auf den Bahnen zu haben, gab Leo Messi mehr Platz im Zentrum", erklärt Messis argentinischer Landsmann. So taucht der Mann aus La Rosario nach dem spielentscheidenden Patzer von Tyler Adams, der unter Bedrängnis einen Ball im Mittelfeld auf Mbappé löffelt, im Zentrum auf und schießt den quergelegten Ball erst an den Innenpfosten und dann ins Tor (67.). Die Wende im Spiel, in dem für die nun weiter punktlosen Leipziger nach der Führung durch Nordi Mukiele (57.) ein Sieg möglich war. "Wenn wir solche schweren Fehler machen, sind Messi und Mbappé bereit", sagt RB-Trainer Marsch entnervt. Es sind Leipzigs Aussetzer und die individuelle Klasse von Messi & Co., die Paris in dieser Nacht den Sieg retten. "Es ist gut, solche Ausnahmespieler zu haben, aber wir müssen drumherum ein Team bauen, und dabei sind wir noch im Aufbau", bewertet Pochettino.

So ist es in den meisten seiner nun 152 Champions-League-Spiele (123 Tore) gewesen: Die anderen sprechen über ihn, Messi selbst schweigt zufrieden.

Quelle: ntv.de

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