Batshuayis krachende Pointe "Manchmal ist Fußball Magie"
12.03.2018, 06:38 Uhr
Der Glückliche und sein Magier: Stöger (l.) herzt seinen Mitarbeiter des Abends, Batshuayi.
(Foto: AP)
Beim am Ende spektakulären Heimsieg gegen Frankfurt stehen zwei Dortmunder Profis im Mittelpunkt. Der glückliche Sieg nährt die Hoffnung, dass der BVB die so schmerzlich vermisste Konstanz in seine Auftritte bringen kann.
Als Marco Reus in der 87. Minute den Rasen verließ und seinen Arbeitstag beendete, erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen. Die Fans auf der Südtribüne begannen zu singen. "Wir sind alle Dortmunder Jungs", skandierte die "Gelbe Wand". Reus, der Ur-Dortmunder ist der Liebling einer Stadt, die den Fußball lebt wie kaum eine andere in diesem Land. Da ist es eine wichtige Meldung, wenn einer der besten Kicker, die dieses Land zu bieten hat, seinen Vertrag verlängert. Voller Dankbarkeit nahm das Volk die Kunde auf, dass sich Reus bis ins Jahr 2023 an den Verein seines Herzens gebunden hat.
Der glänzend aufgelegte Reus war beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt einer der beiden Protagonisten eines verrückten Fußballabends. Der schnelle Stürmer beendete seinen Arbeitstag am Sonntag beim Stand von 2:1 für den BVB - die letzten paar Minuten würde der Revierklub auch ohne seinen Star über die Runden bringen. Doch die nimmermüden Hessen glichen in der Nachspielzeit aus, wenige Augenblicke später erzielte Mittelstürmer Michy Batshuayi den umjubelten Siegtreffer zum 3:2-Endstand an diesem 26. Spieltag der Bundesliga.
Es war die krachende Schlusspointe eines Spiels, deren Schlussphase spektakulär war. Batshuayi war erst in der zweiten Halbzeit in die Partie gekommen und entschied das Aufeinandertreffen zweier Champions-League-Aspiranten mit zwei Treffern. Hernach sprach der Belgier von einem "ganz wichtigen Sieg". Und davon, wie erleichtert er sei, "schließlich habe ich in den letzten Wochen ja nicht mehr getroffen". Tatsächlich hatte die Chelsea-Leihgabe ihr Dortmunder Engagement mit fünf Treffern in drei Auftritten spektakulär gestartet, um danach in eine veritable Schaffenskrise zu geraten.
Philosoph nach dem Abpfiff
Dass Batshuayi gegen Frankfurt zunächst draußen saß, war für ihn kein Problem. Er sei zuletzt "müde in den Beinen und im Kopf" gewesen, gab Batshuayi zu Protokoll. Da sei die unfreiwillige Auszeit geradezu gelegen gekommen. Als er auf den Rasen durfte, explodierte der Stürmer geradezu und sorgte für ein Happy End einer Begegnung, die auch der Gegner hätte gewinnen können. Seinen spektakulären Auftritt kleidete Batshuayi in einen Satz von philosophischer Tragweite: "Manchmal ist Fußball Magie."
Nach einer starken ersten Halbzeit, die Trainer Peter Stöger als "das Beste" bezeichnete, "was wir seit Wochen oder sogar Monaten gespielt haben", überließen die Dortmunder ihrem Gegner die Kontrolle über das Spiel und hätten sich nicht darüber beklagen dürfen, hätten ihre zähen Widersacher das Spiel gedreht. Seit Stöger beim BVB auf der Bank sitzt, hat das börsenorientierte Fußballunternehmen keines seiner elf Bundesligabegegnungen verloren. Doch von solchen statistischen Erhebungen sollte man sich nicht blenden lassen. Die Vorstellungen waren oft holprig und von großer Unsicherheit geprägt. "Es läuft nicht rund", hat Stöger erkannt.
"Faktor Glück" für Donnerstag
Nach der blamablen Europaliga-Heimniederlage gegen Salzburg hing der Haussegen schief, der am Ende spektakuläre Sieg gegen Frankfurt war der dringend herbeigesehnte Stimmungsaufheller. Stöger weiß, dass seine Mannschaft auch weiterhin ein fragiles Gebilde bleiben wird. "Wir sind nicht so stabil", hat der Österreicher erkannt, "die Vorkommnisse der letzten Monate gehen nicht spurlos an der Mannschaft vorbei". Der Trainerwechsel im Dezember, das ewige Theater um den inzwischen nach London weitergezogenen Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, viele Verletzte, das alles hat Spuren hinterlassen. "Das wird sich bis zum Ende der Saison nicht vollständig korrigieren lassen", sagt Stöger.
Das klang kurz vor Weihnachten noch anders, als der neue Trainer ankündigte, mit einer vollständigen Vorbereitung und der Rückkehr von wichtigen Spielern - allen voran Reus - zur spielerischen Leichtigkeit zurückzukehren, mit der die Dortmunder zu Saisonbeginn die Liga verzückt hatte. Das hat nicht wie gewünscht funktioniert, weil die Patientin Borussia offensichtlich kein leichter Fall ist. Doch solange grandiose Einzelkönner wie Reus, Batshuayi und der gegen Frankfurt glänzend aufgelegte Christian Pulisic einem Spiel mit ihrer Klasse die entscheidende Wendung geben können, sind die Aussichten gar nicht so schlecht. Das gilt auch am Donnerstag, wenn die Dortmunder beim Rückspiel in Salzburg versuchen, den 1:2-Rückstand aus der ersten Begegnungen noch in ein Weiterkommen umzumünzen. Den späten Siegtreffer wertete Stöger als gutes Omen: "Da gehört natürlich der Faktor Glück dazu, aber auch das Bewusstsein, noch etwas bewegen zu wollen."
Quelle: ntv.de