Umkämpfte WM-Quali in Südamerika Messi und Argentinien drohen Überstunden
23.03.2017, 20:49 Uhr
Für Lionel Messi und seine Argentinier wird es eng in der WM-Qualifikation.
(Foto: imago/Agencia EFE)
In Südamerika geht die WM-Qualifikation in die entscheidende Phase und es droht ein bizarres Szenario: Eine Weltmeisterschaft ohne Lionel Messi. Während der Argentinier leidet, erlebt ein ehemaliger Bundesligastar seinen goldenen Karriereherbst.
Der Druck vor dem Duell mit dem Angstgegner ist groß. Argentinien um Superstar Lionel Messi bangt um die Teilnahme an der Fußball-WM 2018 in Russland. In einer bisher enttäuschenden Qualifikation empfängt der zweimalige Weltmeister jetzt Chile. "Ich würde nicht sagen, dass es ein Finale ist, wohl aber ein entscheidendes Spiel", sagte Trainer Edgardo Bauza der Fifa. Argentinien liegt mit 19 Punkten nur auf Platz fünf. Chile, das ohne den gelbgesperrten Arturo Vidal vom FC Bayern auskommen muss, hat 20 Punkte und ist Vierter.
Nur die ersten Vier qualifizieren sich direkt für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland, der Fünfte müsste in einem Playoff-Vergleich im November gegen ein Team aus Ozeanien antreten. Und selbst diesen fünften Platz könnte Argentinien an diesem Spieltag verlieren. Nämlich dann, wenn sie selbst nicht gewinnen und zugleich Kolumbien gegen das schwache Bolivien siegt.
Besondere Rivalität mit Chile
Bei der Copa América verlor die Albiceleste zuletzt im Finale zweimal äußerst unglücklich gegen Chile. Ein psychologischer Nachteil? "Ich muss dafür sorgen, dass die Mannschaft die letzten beiden Endspiele vergisst, die wir nicht auf dem Platz, sondern im Elfmeterschießen verloren haben", sagte Bauza. Der 59-Jährige weiß natürlich, dass Chile kein gewöhnlicher Gegner ist. "Unsere Rivalität mit Chile, die schon seit jeher existiert, müssen wir auf dieses wichtige Spiel gegen einen direkten Rivalen reduzieren", meinte er. "Wir dürfen nur daran denken, dass wir mit einem Sieg an ihnen vorbeiziehen."
Im Hexenkessel des River-Plate-Stadions zu Buenos Aires, wo Argentinien 1978 seinen ersten WM-Titel gewann, setzt Bauza wie immer auf die Geniestreiche von Messi, zudem auf Tore von Sergio Agüero (Manchester City) oder Ángel de María (Paris Saint-Germain). Messi hat besonders schlechte Erinnerungen an Chile: Nach der Pleite im Copa-América-Finale 2016 hatte er entnervt seinen Rücktritt erklärt, wurde dann aber von einer ganzen Nation bis hin zu Präsident Mauricio Macri vom Weitermachen überzeugt.
Diego hofft auf seinen Einsatz
Chile gegen Argentinien dürfte das emotionalste Duell des 13. Spieltags werden. Das Spitzenspiel findet in Montevideo statt, wo der zweimalige Weltmeister Uruguay (Platz 2/23 Punkte) den fünfmaligen Weltmeister und aktuellen Tabellenführer Brasilien (27 Punkte) empfängt.
Mit dabei sein könnte Ex-Bundesligastar Diego. Kürzlich bekam er vor laufenden Kameras die Botschaft seiner Nominierung für die Seleção von seinem Klubmanager zugesteckt. "Gott allein weiß, wie viel ich auf diesen Moment hingearbeitet und davon geträumt habe", sagte der 32-Jährige sichtlich bewegt. Nach achteinhalb Jahren könnte der Spielmacher, der sich zu besten Zeiten in Bremen zum Publikumsliebling dribbelte und später beim VfL Wolfsburg seltener glänzte, sein Comeback geben.
Der 33-malige Nationalspieler kehrte im Juni 2016 nach zwölf Jahren Europa in seine Heimat zurück und spielt bei CR Flamengo in Rio de Janeiro national (als Dritter 2016) und international (im Libertadores Cup) wieder groß auf. Emotional bewegt sei er, aber auch von seinen Qualitäten überzeugt, und deshalb bekennt Diego: "Bis zur WM ist es noch ein Jahr, und ich habe meine Träume und Ziele." Bei einem Sieg wäre Brasilien bei nur noch fünf ausstehenden Spieltagen praktisch qualifiziert.
In Montevideo treffen Neymar und Edinson Cavani nach dem epischen Champions-League-Duell zwischen dem FC Barcelona und Paris St. Germain (0:4, 6:1) erneut aufeinander. Beiden fehlt jedoch der ideale Sturmpartner, weil Seleção-Talent Gabriel Jesus verletzt ist und Uru-Torjäger Luis Suarez wegen Gelbsperre pausiert. Bei Kolumbien schüren der verletzt ausfallende Sturmstar Falcao (AS Monaco) und der formschwache James Rodriguez (Real Madrid) die Personalnöte. Paraguay kann im "Endspiel" gegen das derzeit drittplatzierte Ecuador immerhin auf den Ingolstädter Stürmer Dario Lezcano zurückgreifen.
Den 13. Spieltag vollenden Schlusslicht Venezuela und Peru. Das Andenteam um den Ex-Bundesligastar Paolo Guerrero hat den Traum WM noch nicht aufgegeben. Wie Messi. Wie Diego.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa