Fußball

"Doc" schuld an Verletzungsmisere? Müller-Wohlfarth erzürnt Guardiola

Eine schwierige Beziehung: Hans-Wilhelm Müller Wohlfarth und Josep Guardiola.

Eine schwierige Beziehung: Hans-Wilhelm Müller Wohlfarth und Josep Guardiola.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Vorbereitung auf die Champions-League-Partie der Bayern in Moskau läuft alles andere als optimal. Zum Bombenalarm im Hotel kommt die schlechte Stimmung zwischen Trainer Josep Guardiola und dem Teamarzt. Ein Sieg soll trotzdem her.

Ein Bombenalarm kurz vor der Geisterstunde, ein Geisterspiel statt einer schönen Ballnacht und dazu noch ein verärgerter Trainer: Für Bayern München hätte es vor der Begegnung in der Champions League bei ZSKA Moskau (18.00 Uhr MESZ) ein bisschen weniger Aufregung auch getan.

Das größte Aufregerpotenzial haben die immer deutlicher werdenden Spannungen zwischen Trainer Josep Guardiola sowie der medizinischen Abteilung um Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Neu entbrannt ist der Streit wegen Nationalspieler Jerome Boateng. Der musste am Wochenende in Köln ausgewechselt werden, eine "Vorsichtsmaßnahme", wie der Innenverteidiger selbst meinte. Guardiola ärgerte sich darüber, dass Jerome Boateng "immer vorzeitig raus muss". Er müsse "nochmal mit den Ärzten sprechen", kündigte Guardiola an, er könne ja schließlich nicht dauernd einen Abwehrspieler auswechseln.

Auch bei der Verletzung von Thiago Alcantara, der sich von einem von Guardiola empfohlenen Arzt hatte behandeln lassen, war es zum Streit gekommen. Im Buch "Herr Guardiola: Das erste Jahr mit Bayern München" schreibt Autor Marti Perarnau, der Trainer zweifle an der Strategie der medizinischen Abteilung.

In Europa noch nie vor weniger Zuschauern

Vor dem Abschlusstraining zum Spiel in Moskau durfte Guardiola allerdings vermelden: "Alle fit." Vielleicht waren sie aber noch ein wenig müde - ein Alarm schreckte den deutschen Fußball-Rekordmeister in der Nacht auf Montag in seinem luxuriösen Hotel direkt am Roten Platz auf. Er entpuppte sich im Laufe des Tages als mysteriöser Bombenalarm. "Das war wie früher in der Schule bei einem Feueralarm, dass man schnell die Klassenzimmer verlässt und sich auf dem Schulhof trifft", sagte Torhüter Manuel Neuer mit einem Grinsen. Nach knapp zwei Stunden war die Aufregung vorüber.

ZSKA Moskau - FC Bayern, 18 Uhr

ZSKA Moskau: Akinfejew - Fernandes, Beresutski, Ignaschewitsch, Tschennikow - Natcho, Milanow - Tosic, Eremenko, Musa - Doumbia. Trainer: Slutskij.
Bayern München: Neuer - Boateng, Dante, Alaba - Lahm, Alonso, Bernat - Robben, Müller, Götze - Lewandowski. Trainer: Guardiola.
Schiedsrichter: William Collum (Schottland).

Weit unangenehmer ist der Umstand, dass der FC Bayern sein 414. Spiel in einem europäischen Wettbewerb erstmals vor leeren Zuschauerrängen austragen muss. ZSKA, der russische Meister, ist wegen wiederholter rassistischer Ausfälle seiner Anhänger von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) dazu verdonnert worden - und die Münchner müssen es mit ausbaden. "Das ist eine komische Situation", sagte Sportvorstand Matthias Sammer vor der ungewöhnlichen Partie.

Am 4. Dezember 1962 hat der FC Bayern sein Heimspiel im Messepokal gegen Drumcondra Dublin vor der bisherigen Minuskulisse von nur 2500 Besuchern bestritten, das Spiel am Dienstag, das achte sogenannte Geisterspiel in der Champions League, hat aber eine ganz andere Dimension. "Ich habe das noch nie erlebt", sagte Coach Guardiola, "und ich hoffe, das ist das letzte Mal." Arjen Robben malte sich aus: "Das sieht aus wie ein Trainingsspiel."

"Müssen gewinnen"

Genau darin liegt die Tücke, doch derer sind sich die Bayern angeblich bewusst. "Wir wissen auch, dass es kein Trainingsspiel ist, sondern ein Champions-League-Spiel", sagte Torhüter Neuer. Darauf legte auch Sammer wert. "Das wird eine heiße Partie - zwar nicht von außen, aber auf dem Platz", warnte der Sportvorstand. Die Umstände, betonte er, "ändern aber nichts daran, dass wir, ich würde fast sagen, gewinnen müssen, wenn man sich die Gruppe anschaut."

In der Gruppe E hat der FC Bayern das Schwergewicht Manchester City am ersten Spieltag 1:0 besiegt, doch auch AS Rom präsentierte sich durch das verblüffende 5:1 gegen ZSKA als ernstzunehmender Anwärter auf einen Platz im Achtelfinale. "Eine höllische Gruppe" sei das, unterstrich Sammer. Und weil Moskau als schwächster Gegner gilt, wird der deutsche Rekordmeister vor ein paar Journalisten und Ordnern - und natürlich vielen Uefa-Sponsoren - in der Chimki-Arena nichts zu verschenken haben. Für Guardiola ist die Begegnung eine wegweisende: "Wir haben eine große, große Chance", sagte er, "wir haben erst ein Spiel gewonnen, aber wir können einen großen Schritt machen." Unterschätzen, versprachen er und die Spieler, werden sie ZSKA trotz leerer Ränge und der Pleite der Russen in Rom nicht. "Das 5:1 spielt keine große Rolle, in der Champions League müssen wir Gas geben, egal ob es Moskau ist oder Madrid", sagte Robert Lewandowski.

Quelle: ntv.de, cba/sid

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