"From Hero to Zero" Neuer patzt, Bayern doch nicht unbesiegbar
21.10.2015, 08:15 Uhr
Im Emirates Stadion in London hatten die Bayern zwar mehr Ballbesitz, am Ende gingen sie aber trotzdem als Verlierer vom Platz.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Abend hätte so schön werden können für den FC Bayern in London. Doch dann kommt es in der Champions League ganz anders als erwartet - und das liegt nicht nur am Fauxpas von Torwart Neuer.
Sie können es doch noch. Verlieren. Wer hätte das gedacht? Am Dienstagabend musste sich der FC Bayern München nach zwölf Siegen in drei verschiedenen Wettbewerben erstmals in dieser Saison geschlagen geben. In der Champions League setzte es eine 0:2-Niederlage bei Arsenal London. Besonders im Fokus im Emirates Stadium stand dabei Bayerns Keeper Manuel Neuer.
Tore: 1:0 Giroud (77.), 2:0 Özil (90.+4)
Arsenal: Cech - Bellerin, Mertesacker, Koscielny, Monreal - Coquelin, Cazorla - Ramsey (57. Oxlade-Chamberlain), Özil, Sanchez (82. Gibbs) - Walcott (74. Giroud). - Trainer: Wenger
München: Neuer - Lahm, Alaba, Jerome Boateng, Bernat - Alonso (70. Kimmich) - Thiago, Vidal (71. Rafinha) - Thomas Müller, Lewandowski, Costa.
Referee: Cakir (Türkei) Zus.: 59.824 (av)
Es hätte ein grandioser Abend für die Bayern werden können, mit einem Sieg in London wäre der Einzug ins Champions League-Achtelfinale mehr oder weniger perfekt gewesen. Zunächst lief es auch prächtig. Auf der linken Seite wirbelte der wieder genesene Brasilianer Douglas Costa. Sein Gegenspieler, der Spanier Hector Bellerin, konnte einem schon fast leidtun, so oft wie er vom Brasilianer genarrt wurde. Und dann erwischte auch Welttorhüter Manuel Neuer einen vermeintlichen Sahnetag, als er einen Kopfball von Theo Walcott in der 33. Minute mit einem Wahnsinns-Reflex entschärfte. "What the f... He is brilliant. The best keeper in the world", raunzte es von einem verdutzten Steward, der es nicht glauben konnte, dass Neuer diesen Ball parierte.
Die Bayern hatten – wie immer – auch im Emirates Stadium wesentlich mehr Ballbesitz und waren die aktivere Mannschaft. Arsenal ließ sich etwas überraschend sehr weit zurückfallen, selbst Theo Walcott, die einzige erste Spitze im Team der Gunners, attackierte die Bayern teilweise erst in der eigenen Hälfte. Doch immer wenn sich die Gelegenheit bot, schwärmten die pfeilschnellen Alexis Sanchez und Walcott aus und brachten die bayrische Defensive ein ums andere Mal in Verlegenheit.
"Wir haben uns den Sieg redlich verdient"
Und in der Abwehr standen die Nordlondoner sicher und ließen wenig Torchancen der Bayern zu. "Wir haben uns den Sieg redlich verdient - mit 90 Minuten harter Defensiv-Arbeit, was eigentlich nicht so unsere Art ist. Wir wollten so lange wie möglich die Null halten und wir wussten, dass wir Chancen bekommen. Unser Matchplan ist voll aufgegangen", freute sich Per Mertesacker. Genau von dieser angesprochenen Defensivtaktik der Gunners waren die Münchener überrascht. "Normalerweise hat Arsenal in jedem Premier League am meisten Ballbesitz. So defensiv hatte ich sie nicht erwartet", gestand Torwart Manuel Neuer.
Neuers Mannschaftskollege aus der Nationalmannschaft Mesut Özil besorgte mit seinem Treffer in der Nachspielzeit den 2:0-Endstand für die Gunners, die nun nach drei Spieltagen in der Gruppe F die ersten drei Punkte auf dem Konto haben. "Wir sind wieder im Geschäft", twitterte Özil noch aus der Kabine.
Die Schlüsselszene ereignete sich aber 13 Minuten zuvor. Manuel Neuer unterlief eine Freistoßflanke des Spaniers Santi Cazorla und der erst drei Minuten zuvor eingewechselte Olivier Giroud beförderte den Ball zum 1:0 in die Maschen. "Ich habe einen Fehler gemacht beim Rausgehen und muss eigentlich auf der Linie bleiben, dann passiert nichts", erklärte Manuel Neuer. Der seinen Fauxpas ohne Weiteres eingestand.
Trotzdem war es nicht der deutsche Nationalkeeper, der die alleinige Schuld an der Niederlage trug. "Wir hatten zahlreiche gute Chancen. Mein Gegenüber Petr Czech hat auch sehr gut gehalten und wir hatten dieses Mal nicht die Coolness vor dem Tor und dann wirst du halt bestraft," so Neuer nüchtern. Abwehrspieler Jerome Boateng bemängelte, dass die Mannschaft zu wenig aus dem vielen Ballbesitz gemacht habe, und Stürmer Thomas Müller brachte die Problematik gewöhnt flapsig auf den Punkt. "Wenn man nicht gewinnt, ist alles am Ende brotlose Kunst. Es ist bitter zu verlieren, wir hätten gerne mindestens einen Punkt mitgenommen."
So stand am Ende die erste Niederlage der Saison zu Buche und Müller gestand, dass "es schon ein komisches Gefühl sei, wieder zu verlieren." Bayern-Trainer Pep Guardiola nahm's gelassen: "So ist eben der Fußball. Manchmal macht eine Aktion den Unterschied." Auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge wollte der ersten Pleite seit dem 1. August (Niederlage im deutschen Supercup gegen den VfL Wolfsburg) nicht allzu viel beimessen. "Der Glücklichere hat gewonnen. Im Rückspiel in zwei Wochen wollen wir den Spieß dann wieder umdrehen." Vielleicht ist dann auch der Niederländer Arjen Robben wieder mit dabei, der wegen Trainingsrückstandes in München blieb und mit der U23 trainierte. "Er war leider nicht dabei. Wäre er mal lieber mitgeflogen", ärgerte sich Rummenigge.
Quelle: ntv.de