Warnig von Gazprom entsandt Putin-Freund tritt aus Schalker Aufsichtsrat zurück
24.02.2022, 11:56 Uhr
Warnig mit Gerhard Schröder, Altkanzler und Lobbyist für Wladimir Putin.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Einst spionierte Matthias Warnig für die Staatssicherheit der DDR, mittlerweile ist er sehr gut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bekannt. Die US-Sanktionen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine treffen auch den Deutschen. Er verlässt deshalb den Aufsichtsrat des FC Schalke 04.
Gazprom-Vertreter Matthias Warnig hat nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sein Mandat im Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten Schalke 04 mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der 66-Jährige war im Juli 2019 vom russischen Hauptsponsor der Königsblauen als kooptiertes Mitglied in den Aufsichtsrat entsandt worden. Der gebürtige Lausitzer Warnig ist CEO der Nord Stream 2 AG und gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Warnig war einst bis 1990 als Geheimagent für die Staatssicherheit in der DDR tätig, wurde sogar mit der "Medaille für treue Dienste in der Nationalen Volksarmee in Gold" ausgezeichnet. In den später 1980er-Jahren war er als sogenannter Offizier im besonderen Einsatz in Düsseldorf im Einsatz und wurde vorzeitig nach Ost-Berlin zurückgerufen, als ihn das Bundesamt für Verfassungsschutz der Bundesrepublik als mutmaßlichen Spion ins Visier nahm. Die Freundschaft zu Putin besteht Berichten zufolge seit mehr als 30 Jahren, Warnig sitzt zudem in Russland unter anderem in den Kontrollgremien der Bank Rossija, der Bank VTB und des Energiekonzerns Rosneft.
Bei Schalke 04 laufen nach dem Angriff Russlands derweil die Beratungen über mögliche Maßnahmen auf Hochtouren. "Auch wir sind von den Bildern schockiert gewesen, die sich da abspielen", sagte Pressesprecher Marc Siekmann: "Aber ich muss um Verständnis bitten, dass das Ganze am Donnerstagmorgen noch mal eine neue Wendung genommen hat und wir Zeit brauchen, um das zu beraten und zu schauen, was das für Schalke 04 bedeutet."
Die Vereinsführung werde sich "zu gegebener Zeit dazu äußern", führte Siekmann weiter aus: "Wann genau das ist, kann ich an der Stelle nicht abschätzen. Auch wir brauchen Zeit, um verschiedene Dinge zu prüfen und zu beraten." Man stehe mit dem finanziell kaum verzichtbaren Sponsor im ständigen Dialog. "Für den FC Schalke 04 steht außer Frage, dass sich der Verein für Frieden und ein friedliches Miteinander einsetzt", hieß es bereits am Dienstag in einer Stellungnahme.
US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen die Betreibergesellschaft und deren Chef Warnig angekündigt. Das Finanzministerium in Washington erklärte, Geschäfte mit dem Betreiber Nord Stream 2 AG müssten innerhalb einer Woche beendet werden. Angesichts der russischen Eskalation im Ukraine-Konflikt hatte die Bundesregierung das Vorhaben am Dienstag auf Eis gelegt und das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 vorerst gestoppt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa