Sogar der Erzrivale schwärmt Reals Sensationspässe zerlegen Atlético Madrid
19.09.2022, 07:20 Uhr
Reals Außenangreifer Fede Valverde ist in fantastischer Form.
(Foto: REUTERS)
Real Madrid rauscht weiter unaufhaltsam durch die spanische Liga. Im Derby gegen Atlético feiert die Mannschaft den sechsten Sieg im sechsten Spiel und begeistert mit gnadenloser Effektivität. Die Tore der "Königlichen" werden auf herausragende Weise herausgespielt.
Die Tatsache, dass Carlo Ancelotti in den kommenden Wochen womöglich ein Problem bekommen könnte, wird Carlo Ancelotti kaum das Lupfen seiner legendären Augenbraue wert sein. Denn die Lage ist so: Auch ohne Star-Stürmer Karim Benzema (verletzt) läuft es weiter ganz vorzüglich für Real Madrid. Im hitzigen Stadtderby gegen Atletico erzielten Rodrygo (18.) und Federico Valverde (36.) die Tore zum 2:1-Erfolg. Für die Gastgeber verkürzte Mario Hermoso zu spät (83.). Hermoso flog in der Nachspielzeit noch mit Gelb-Rot vom Platz.
Aber die Geschichte dieses Spiels ist eine andere. Die Geschichte handelt von der gnadenlosen Effektivität, mit der die "Königlichen" auch in Abwesenheit ihres Weltklassestürmers aus Frankreich Spiele entscheiden. Gegen die Rojiblancos war der amtierende Champions-League-Sieger nicht die bessere Mannschaft. Es brauchte sogar einiges an Glück, um nicht in Rückstand zu geraten. Doch nur Sekunden, nachdem ein mächtiger Distanzschuss von Geoffrey Kondogbia knapp am Kasten von Thibaut Courtois vorbeigerauscht war, schlug Real zu. Und wie.
Tchouaménis feinste Fußballkunst
Federico Valverde büffelte sich durchs Mittelfeld, spielte den Ball raus auf die linke Seite, von dort gelangte er an den Fuß von Aurélien Tchouaméni. Und was der französische Neuzugang dann mit dem Spielgerät veranstaltete, das war höchste Kunst. Fast aus dem Stand chippte er den Ball so fein, so perfekt über die Abwehr, dass Rodrygo kaum noch Mühe hatte das 1:0 zu erzielen. Aus sechs Metern schob er ein. Aber dieses Tor, das wussten sie alle, geht auf das Konto von Aurélien Tchouaméni, der vor der Saison für 80 Millionen Euro von der AS Monaco kam und bei Real nun die gewaltige Aufgabe hat, die abgewanderte Sechser-Legende Casemiro zu ersetzen.
Der Brasilianer war jahrelang unverzichtbarer Bestandteil der königlichen Regieabteilung neben Toni Kroos und Luka Modric. Nun spielt (nunja, noch ist er kein Stammspieler) er für Manchester United. Dass sie Madrid nicht lange damit haderten, dass sie Casemiro verloren, liegt eben daran, dass sie Tchouaméni bekamen. Der Umbau im Zentrum schreitet voran. Mit Eduardo Camavinga hat Real bereits seit der vergangenen Saison ein Talent, das künftig die Rolle des Spielmachers übernehmen soll und wird. Aber noch sind da Kroos. Und Modric. Und egal wie oft schon Abgesänge angestimmt wurden, sie liefern. Weiter und weiter.
So viel Tempo, so viel Präzision
Modric etwa bereitete das 2:0 vor. Und wie. Wieder so wundervoll. Vinicius Junior zieht auf der linke Seiten das Tempo an, legt auf Modric ab, der einen messerscharfen Doppelpass durch das Atletico-Kollektiv spielt. Vinicius ist alleine durch, scheitert am Pfosten, die Kugel rollt durch den Torraum, ehe Valverde heranrauscht und trifft. Ebenso wie Rodrygo trifft der Uruguayer zum dritten Mal in dieser Saison. Die Real-Offensive rollt - auch ohne Benzema. Ohne den Mann, der in diesem Jahr Top-Favorit für die Wahl zum Weltfußballer ist. Ein Problem für Ancelotti? Nun, er wird die komfortable Situation vorerst bloß zur Kenntnis nehmen.
Als Fan der Königlichen outete sich nach dem Spiel ausgerechnet Atleticos Coach Diego Simeone. Das Portal Real Total zitiert ihn mit den Worten: "Real Madrid verteidigt sehr gut, läuft wenig, macht die Räume dicht, greift per Konter an. So ein Team mag ich. Ihre Durchschlagskraft ist ungeheuerlich. Eine Mannschaft zu sehen, die so tief verteidigt und dann so kontert, ist wunderbar." In diesem Fall aber wunderbar schmerzhaft für die Rojiblancos. Für Real war es im sechsten Spiel der sechsten Sieg. Damit bleiben die Königlichen die einzige Mannschaft in der La Liga mit einer weißen Weste. Weiter zwei Punkte hinter den Königlichen folgt der FC Barcelona mit Bayern Münchens Ex-Star Robert Lewandowski nach einem 3:0 (2:0) gegen den FC Elche.
Für einen Eklat sorgten derweil einige Fans von Atletico. Wie in den sozialen Medien kursierende Videos belegen, wurde Vinicius Junior erneut rassistisch beleidigt. Unter anderem wurde er als Affe beschimpft. Damit setzt sich der Skandal fort, den Pedro Bravo, Präsident des Verbandes der Fußballagenten, zuletzt in der beliebten und bekannten Sportsendung "El Chiringuito" ins Rollen gebracht hatte. Er hatte sich über die Freudentänze ereifert, die der 22-jährige Vinicius nach Torerfolgen aufführt. "Wer Samba tanzen will, soll ins Sambodrom in Rio gehen. Hier (in Spanien) hat man seine Mitspieler zu respektieren und muss aufhören, sich zum Affen zu machen", polterte er. Vor dem Derby nun hatte Atlético-Kapitän Koke gewarnt: "Wenn er ein Tor schießt und tanzt, (...) wird es sicher Ärger geben." PSG-Star Neymar hatte seinem Landsmann hingegen Mut gemacht: "Tanze, Vini." Das tat er. Erst auf der linken Seite - und dann gemeinsam mit seinen Kollegen, die die Treffer erzielt hatten.
Quelle: ntv.de, tno