BVB hadert mit Schiri-Bonus Ribéry hat ein Aggressionsproblem
15.08.2016, 12:30 Uhr
Die Aufregerszene: Passlack fällt zu Boden, nachdem er von Ribérys Schlag getroffen wird.
(Foto: dpa)
Im Fußball-Supercup trifft Bayern-Star Franck Ribéry einen BVB-Spieler mit dem Ellenbogen im Gesicht. Es ist nicht der erste Aussetzer des Franzosen gegen die Dortmunder. Bestraft wird er wieder einmal nicht.
Eine knappe halbe Stunde ist gespielt im Supercup-Finale in Dortmund. Bayern-Star Franck Ribéry führt den Ball in der eigenen Hälfte. Von hinten greift BVB-Verteidiger Felix Passlack an, hält ihn fest. Ein hart geführter Zweikampf, wie er sich in jedem Bundesligaspiel zigfach abspielt. In der Teilumklammerung schlägt Ribéry zweimal den Arm in Richtung des Gesichts seines Gegenspielers. Die Wucht wirft Passlack zu Boden. Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Gelb - dem Dortmunder und dem Franzosen.
"Ich glaube, in der Bundesliga hätte es dafür Rot gegeben", sagt Passlack später. Und Teamkollege Rode, der gerade von den Bayern nach Dortmund gewechselt ist: "Ich kenne Franck aus der gemeinsamen Zeit, er ist ein Hitzkopf." Nach der 0:2-Niederlage hadern die Dortmunder mit der Szene. Weil Ribéry mal wieder ungestraft davongekommen ist. Wie schon so oft, nachdem er im Spiel gegen den Ligarivalen durch eine Tätlichkeit aufgefallen ist.
Ein Rückblick auf den 25. Mai 2013, Champions-League-Finale in London: Beim Stand von 0:0 schirmt Ribéry den Ball in der 20. Minute in der Nähe des Mittelkreises gegen Robert Lewandowski ab, der damals noch in Diensten des BVB stand. Der Pole hat einen Arm auf der Schulter des Franzosen. Der holt plötzlich mit dem rechten Arm aus und schlägt mit dem Ellenbogen mitten in Lewandowskis Gesicht. Ribéry sieht nur die Gelbe Karte und ist klug beraten, sich darüber nicht zu beschweren. Ob der FC Bayern das Endspiel der Königsklasse auch mit 2:1 gewonnen hätte, wenn ein so wichtiger Spieler so früh vom Platz geflogen wäre? Darüber lässt sich nur spekulieren. Nach dem Spiel sagt sogar Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn: "Da hat es schon für weniger Rote Karten gegeben." Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Markus Merk sagt: "Unverständlich, dass sich Franck Ribéry in einem Finale zu einer solchen Aktion hinreißen lässt. Also: Gelb für beide Pflicht, Rot für Ribéry möglich."
"Emotionen, Kampf - das alles gehört zum Fußball"

DFB-Pokalfinale im Mai 2016: Ribéry sticht Castro mit einem Finger ins Auge.
(Foto: picture alliance / dpa)
Fast drei Jahre später: Wieder trifft Borussia Dortmund in einem Endspiel auf die Münchner, wieder fällt der Franzose negativ auf. Es läuft die 39. Minute im Pokalfinale an diesem 21. Mai 2016 in Berliner Olympiastadion: Im einem Zweikampf checkt Ribéry Julian Weigl im Zweikampf nieder. Daraufhin steht er sich mit Gonzalo Castro an der Seitenlinie gegenüber. Der Dortmunder tätschelt Ribéry über den Kopf. Der Franzose reagiert barsch, sticht ihm mit einem Finger ins Auge und stößt ihn weg. Der vierte Offizielle steht direkt daneben, hält Ribéry währenddessen an der Schulter fest und sieht alles.
BVB-Kapitän Mats Hummels und seine Teamkollegen beschweren sich bei Schiedsrichter Marco Fritz. Schickt er den Übeltäter zum Duschen, müssen die Bayern mindestens eine Halbzeit in Unterzahl spielen. Macht Fritz aber nicht, Ribéry sieht nur Gelb. Die Dortmunder zürnen. Linksverteidiger Marcel Schmelzer sagt: "Das war spielentscheidend. Zu uns hat er gesagt, er habe alles richtig gemacht." Und Ribéry? Der 33-Jährige spielt die Szene nach dem gewonnenen Elfmeterschießen herunter. "Selbst Castro hat das als nicht so schlimm empfunden. Er ist ein guter Junge. Emotionen, Kampf - das alles gehört zum Fußball."
Die Emotionen gehören seit jeher zum Spiel von Ribéry. In seiner Profi-Laufbahn sah er in 435 Spielen jeweils dreimal Rot und dreimal Gelb-Rot. Er teilt kräftig aus, wird aber auch häufig in Manndeckung genommen und muss viel einstecken. Das kann eine Erklärung sein, ist aber keine Entschuldigung, dass es zweieinhalb Monate nach seinem Augenstecher nun schon wieder passiert ist.
Erneut wird eine Tätlichkeit von Wiederholungstäter Ribéry nicht bestraft. Bitter aus Sicht der Dortmunder. BVB-Coach Thomas Tuchel sagte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Heute standen Linienrichter, vierter Offizieller und Schiedsrichter im Dreieck aus 15 Metern Entfernung. Im Pokalfinale hat der vierte Offizielle einen Finger aus dem Auge von Gonzalo Castro gezogen. Der gleiche Spieler, die gleiche Aktion, heute wieder." Auch Castro, Ribérys Opfer im Pokalfinale, war nach dem Spiel verärgert: "Wir werden jedes Mal in der Regelschulung eine Stunde zugequatscht. Uns wird jedes Mal gesagt, wenn der Ellenbogen draußen ist, gibt's Rot. Diesmal war es wieder der Fall, jeder hat es gesehen." Trotzdem kommt Ribéry erneut damit durch.
Quelle: ntv.de