Aller guten Dinge sind drei Ronaldo rasiert die "Giant Killer"
18.12.2016, 17:40 Uhr
Er ist eben Cristinao Ronaldo.
(Foto: imago/AFLOSPORT)
Kashima Antlers gegen Real Madrid: Hört sich nach einem lockeren Freundschaftskick an, ist aber tatsächlich das Finale von Ifantinos Herzensprojekt - der Klub-WM. Die wiederum gehört eigentlich umgetauft in "Ronaldo-Show".
Draußen vor dem Finalstadion in Yokohoma schrie sich ein Haufen rot gekleideter Anhänger des japanischen Fußballmeisters Kashima Antlers schon zwei Stunden vor dem Anpfiff den Siegeswillen aus dem Leib. Das Gebrüll war deutlich lauter als üblich, wenn ein krasser Außenseiter auf eine der größtmöglichen Herausforderungen im Weltfußball trifft. Und dennoch war der neutrale Beobachter dazu geneigt, den Auflauf mit einem amüsierten Lächeln abzutun. Denn wer wollte ernsthaft daran zweifeln, dass sich das Starensemble von Real Madrid im Endspiel um die Fifa-Klubweltmeisterschaft gegen den Herausforderer aus der J-League durchsetzen würde. Tatsächlich aber dauerte es bis zur 105. Spielminute in diesem wilden Schlagabtausch zweier ungleicher Kontrahenten, bis der Gewinner der europäischen Champions League alle Zweifel beseitigt hatte.
Und wer sonst als Weltfußballer Cristiano Ronaldo machte mit seinem dritten Tor an diesem Abend den Deckel drauf. Zuvor hatte der 31-Jährige per Foulelfmeter den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich erzielt, um dann in der Verlängerung mit seinen Treffern zwei und drei den 4:2 (2:2, 1:1)-Endstand zu besorgen. Er bescherte den Königlichen damit den zweiten Triumph in der Geschichte des Wettbewerbs nach 2014. Ronaldo selbst hatte 2008 schon einmal mit Manchester United den Titel errungen. Mit jetzt fünf Treffern führt Ronaldo die ewige Torschützenliste des Wettbewerbs gemeinsam mit seinem Dauerrivalen Lionel Messi und dessen Vereinskamerad Luis Suarez vom FC Barcelona an.
Ronaldo ist "sehr glücklich"
"Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Wir hatten es mit einem sehr starken Gegner zu tun", sagte der frisch gebackene Sieger des Ballon d'Or, des Goldenen Ball, des Jahres 2016. Mit einem dicken Kuss auf die Trophäe für die beste Klubmannschaft der Welt beendete er die vielleicht außergewöhnlichste Woche seiner Laufbahn. Der Dreierpack gegen die Japaner bedeutete seinen 40. Hattrick im Trikot von Real Madrid. Erst am Montag hatte der Portugiese zum vierten Mal die Wahl zum Weltfußballer des französischen Fachmagazins France Football gewonnen, ehe er am Donnerstag im Halbfinale des Turniers gegen Club America aus Mexiko sein 500. Pflichtspieltor für die Madrilenen folgen ließ.
"Wir wollten diesen Pokal unbedingt gewinnen. Deswegen sind wir hierher gekommen. Er hat eine große Bedeutung für uns", sagte Zinedine Zidane, der zum 37. Mal hintereinander als Real-Trainer ohne Niederlage blieb und den Klubrekord weiter ausbaute. Während des Spiels war der Franzose in der Coaching Zone auf- und abmarschiert, weil dem Favoriten lange Zeit eine peinliche Niederlage drohte.
"Giant Killer" schlagen sich ordentlich
Dabei galt nach dem überraschenden Finaleinzug der Kashima Antlers der zweite Triumph der Madrilenen als reine Formalität. Noch eine Sensation hatte den Japanern nach ihrem Halbfinalsieg über Südamerikameister Atletico Nacional kaum jemand ernsthaft zugetraut. Zumal der Gegner an diesem vergleichsweise milden Dezemberabend in Japans zweitgrößter Metropole zumindest in diesem Jahr als Maß aller Dinge im internationalen Klubfußball gilt. "Giant Killer" hatten tapfere Fans des japanischen Meisters auf ein Plakat gekritzelt, nachdem sie die hohe Hürde in der Vorschlussrunde zum Erstaunen der Fachwelt souverän genommen hatten. Als jedoch nach neun Spielminuten Karim Benzema einen Abpraller nach einem Schuss von Luka Modric zur Führung der Königlichen verwertete, schien aus einem global aufgeblasenen Fußballabend frühzeitig die Luft raus.
Aber die Antlers gaben keineswegs klein bei. Ihr Spiel wirkte zwar häufig hektisch und ungenau. Doch das wog den Favoriten offenbar in Sicherheit und verleitete Real zu Leichtsinn. Zweimal schlug Gaku Shibasaki daraus Kapitel (44./53.) und drehte völlig unerwartet das Spiel. Die Spanier hatten immer betont, sie seien nicht zu einem Weihnachtsausflug nach Japan gekommen. Plötzlich mussten sie der Ankündigung Taten folgen lassen und richtig hart arbeiten für ihren Erfolg. Per Foulelfmeter (60.) rettete Ronaldo sein Team in die Verlängerung, ehe er die Hoffnung der Japaner in der Verlängerung endgültig zunichte machte und den Harakiri seiner Farben verhinderte.
"Sie sind gerannt, sie haben gekämpft. Diese Mannschaft hat mehrere Spieler, die das Zeug dazu haben, in Spanien zu spielen", lobte Zidane den Kontrahenten. Dessen Trainer Mastada Ishii war trotz aller Enttäuschung entsprechend stolz auf die Leistung. "Wir spielen erst seit 25 Jahren professionellen Fußball in Japan. Dass wir es soweit in diesem Wettbewerb geschafft haben, zeigt, dass es der Fußball in unserem Land in kurzer Zeit auf Weltklasseniveau geschafft hat."
Quelle: ntv.de