Drei Tumorbefunde in kurzer Zeit Russ regt Hoden-Check für Fußballprofis an
27.07.2022, 11:41 Uhr
Russ und Haller spielten von 2017 bis 2019 gemeinsam bei Eintracht Frankfurt.
(Foto: imago images / Jan Huebner)
Hodenkrebs gilt als zumeist rein zufällig entstehende Erkrankung und versetzt die Bundesliga nach drei Tumor-Diagnosen innerhalb kurzer Zeit ins Grübeln. Ex-Profi Marco Russ, während seiner aktiven Zeit selbst erkrankt, wünscht sich deshalb eine verpflichtende Untersuchung im Fußball.
Der Profifußball in Deutschland diskutiert über Männergesundheit, nachdem innerhalb weniger Monate bei gleich drei Bundesliga-Profis Tumore in den Hoden entdeckt worden sind. Marco Russ, langjähriger Innenverteidiger bei Eintracht Frankfurt, regt deshalb an, die Spieler im üblichen Medizincheck künftig auch auf Hodenkrebs zu untersuchen. "Das ist eine Sache von zwei Minuten", sagt der 36-Jährige, dem 2016 selbst die Erkrankung diagnostiziert worden war. Nach einer Operation und anschließender Reha kehrte er rund neun Monate später auf den Platz zurück. "Herz und Lunge werden geprüft, da könnte man den Hoden noch mitmachen."
Zuletzt war bei Sébastien Haller ein Tumor festgestellt worden, nachdem der Neuzugang von Borussia Dortmund im Trainingslager des Klubs über Unwohlsein geklagt hatte. Inzwischen ist der Angreifer operiert worden und hat auch ein "Daumen hoch"-Foto aus dem Klinikbett verschickt, einen Zeitrahmen für mögliche Folgebehandlungen oder gar ein Comeback gibt es derzeit jedoch nicht. Der Franzose, eigentlich als Nachfolger von Torjäger Erling Haaland eingeplant, war erst wenige Wochen vor dem Trainingslager beim Medizincheck in Dortmund untersucht worden.
"Ich würde es gut finden, es ins Auge zu fassen", sagt Russ weiter, "ob das nicht zum Standard beim Medizincheck dazu gehören kann." Der Ex-Profi, der seine aktive Karriere im Sommer 2020 beendet hatte, verweist auch auf das Blutbild, das im Rahmen dieser Eingangsuntersuchungen durchgecheckt wird: "Auch da kann man den Tumormarker bestimmen. Es ist auf jeden Fall eine Option", so Russ, denn: "Es kann vor schlimmen Folgen bewahren." Vor Haller waren bei Marco Richter von Hertha BSC und Timo Baumgartl vom 1. FC Union Berlin ebenfalls Hodentumore entdeckt worden.
Für die Aufnahme der Hoden-Untersuchung in den Medizincheck dürfte auch sprechen, dass Lebensstilfaktoren offenbar keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs haben. So zumindest erklärte es Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums: "Hodenkrebs ist letzten Endes eine Erkrankung, die in den allermeisten Fällen rein zufällig entsteht, ohne dass ein bekannter Risikofaktor vorliegen würde." Ein regelmäßiger Check empfiehlt sich daher also ohnehin - nicht nur für Fußballprofis.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa