
Die Niederlage in Frankfurt sorgte für reichlich Gesprächsstoff - und die Trennung.
(Foto: imago images/Sven Simon)
Niko Kovac muss den FC Bayern verlassen, das teilt der Fußball-Bundesligist am Sonntagabend mit. Die Pressemitteilung ist eindeutig - und weckt Erinnerungen an die Entlassung von Carlo Ancelotti. Tatsächlich scheint der Klub seine Statements zu recyceln und bedient damit alte Fußball-Klischees.
Das Vokabular von Fußballern, Trainern und anderen Verantwortlichen wird gern mal mit einem Wort umschrieben: Floskel. Immer wieder fallen ähnliche Phrasen, werden Ergebnisse, Spielgeschehen oder Tabellensituation überaus gleich beschrieben. Der FC Bayern München sorgt nun dafür, dass man sich in dieser - selbstverständlich klischeehaften - Meinung bestätigt fühlen kann.
In der Pressemitteilung zur Entlassung von Trainer Niko Kovac lautet ein Zitat von Sportdirektor Hasan Salihamidzic: "Ich erwarte jetzt von unseren Spielern eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen." Klar, die Mannschaft muss miteinbezogen werden, wenn ihr bisheriger Co-Trainer Hansi Flick vorübergehend den Posten als Cheftrainer übernimmt, ohne Anstrengung aller wird selbst der deutsche Rekordmeister FC Bayern nicht einfach so vom Tabellenplatz vier aufrücken.
Das Problem sind also nicht die Worte an sich. Sondern, dass sie ganz umweltbewusst recycelt wurden. In der Pressemitteilung vom 28. September 2017 zur Entlassung des damaligen Trainers Carlo Ancelotti wird nämlich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit eben jenen Worten zitiert: "Ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen."
Worte zeigen Wertschätzung
Doch damit nicht genug. Rummenigge wurde vor gut zwei Jahren außerdem wie folgt zitiert: "Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen. Das Spiel in Paris hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen mussten." Und in der Mitteilung vom 3. November 2019 heißt es: "Die Leistungen unserer Mannschaft in den vergangenen Wochen und auch die Resultate haben uns gezeigt, dass Handlungsbedarf bestand."
Sind die Ähnlichkeiten rein zufällig? Diese bestehen auch, wenn man die Amtszeiten von Kovac und dem damals entlassenen Ancelotti betrachtet. Während der Italiener nach 455 Tagen im Amt entlassen wurde, hielt Kovac immerhin 491 Tage stand. Beide Coaches konnten in ihrer ersten Saison in München Deutscher Meister werden - jeweils durch die vielen Tore von Stürmer Robert Lewandowski. Während Kovac zudem den DFB-Pokal gewann, scheiterte Ancelotti im Halbfinale. Was beiden aber vor allem schwer angekreidet wird, ist das jeweils frühzeitige Aus in der für den FC Bayern so wichtigen Champions League (Ancelotti: Viertelfinale, Kovac: Achtelfinale).
Ebenfalls ähnlich ist in diesem Vergleich aber auch, dass beide Trainer nicht ihre Wunsch-Kader zusammengestellt bekamen und so vermutlich nicht ihren Wunsch-Fußball spielen lassen konnten. Böse Zungen könnten jetzt unterstellen, es hätte von Anfang an an Wertschätzung gefehlt. Vor allem die Personalie Kovac scheint die ganze gemeinsame Zeit über davon geprägt - uneingeschränkte Rückendeckung hatte er nie. Versöhnliche Worte wie Salihamidzic' "Ich möchte mich im Namen des FC Bayern bei Niko Kovač für seine Arbeit, besonders für den Gewinn des Doubles in der vergangenen Saison bedanken" erscheinen da gleich viel weniger wert. Freilich, vielleicht ist die Phrasengleichheit auch nur ein dummer Zufall. Am Sonntagabend muss es eben auch mal schnell gehen. Doch auch dann gilt: Nur gut gewählte Worte sind gute Worte.
Quelle: ntv.de