Fußball

Die Wunden von 2007 heilen nie Schalker Mesut Özil gönnt dem BVB den Titel nicht

Özil ist als Schalker Junge noch immer gegen den BVB.

Özil ist als Schalker Junge noch immer gegen den BVB.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Mesut Özil ist 34 Jahre alt. Auf der ganzen Welt gewinnt er Titel. Vor einigen Wochen beendet er seine Karriere in der Türkei. Jetzt kehrt der Weltmeister von 2014 zurück ins Rampenlicht. Das Mittelfeld-Genie gönnt dem BVB die Meisterschaft nicht. Hängt das mit den alten Wunden zusammen?

Du bekommst Mesut Özil aus Schalke 04, aber Schalke 04 nicht aus Mesut Özil. Der vor weit über einem Jahrzehnt via Werder Bremen in die weite Welt ausgezogene Weltmeister von 2014 hängt immer noch an seinem Heimatverein und wünscht den Nachbarn aus Lüdenscheid-Nord einfach nichts Gutes. Die Nachbarn heißen für alle außerhalb Gelsenkirchens Borussia Dortmund und träumen drei Spieltage vor Schluss weiter vom ersten Bundesliga-Titel seit 2012. Nur ein Punkt liegt das Team von Trainer Edin Terzić hinter Serienmeister Bayern München.

Alles ist in dieser Saison möglich. Sogar ein Eintrag von Schalke 04 ins Goldene Buch der Stadt Dortmund. Dafür müsste der Bundesliga-Abstiegskandidat an diesem Wochenende bei den Bayern mindestens ein Unentschieden erreichen und der BVB sich den daraus ergebenden Vorteil nicht mehr aus der Hand nehmen lassen. Vor dem in der Tat spannendsten Ligafinale der jüngeren Geschichte sind noch überhaupt keine Entscheidungen gefallen. Auch im Keller geht es seit Wochen extrem spektakulär daher. Niemand hat bislang das Licht ausgeknipst, nicht einmal Hertha BSC und eben auch nicht der FC Schalke 04.

Der hatte mit seinem Kader unter Trainer Frank Kramer in der ersten Saisonphase wie einer der sichersten Absteiger der Ligageschichte ausgesehen. Sie hatten sich dann mit einer gewaltigen Mentalitätssteigerung unter Kramer-Nachfolger Thomas Reis aus der Dunkelheit zurück in das schimmernde Licht des Abstiegskampfs katapultiert. Dort stehen sie nach ihrem Sensationssieg beim FSV Mainz am vergangenen Freitag aktuell sogar über der Linie und dürfen von einem weiteren Jahr in der ersten Liga träumen - trotz der ausstehenden Spiele gegen Bayern München, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig.

Özil feiert seinen Ex-Klub

"Echt stark, wie sich die Jungs befreit haben", lobte Özil, der seine aktive Laufbahn im letzten Monat für wenige überraschend beendet hatte, in der "WAZ" den gigantischen Kampf seines ehemaligen Vereins. Besonders Trainer Reis hat es dem Mittelfeld-Genie angetan. "Er scheint die Mannschaft voll und ganz zu erreichen. Das ist das Wichtigste in einer Mannschaft. Reis tritt sehr authentisch auf, so etwas kommt in der Kabine immer gut an", schwärmte Özil von dem Mann, der dem Schalker Fußball wieder einen Sinn gegeben hat.

Doch dieser Sinn steht nun plötzlich auch infrage. Denn sollte der FC Schalke 04 in München gewinnen, würde er, siehe oben, Borussia Dortmund plötzlich wieder zum Titelfavoriten machen. Eine verrückte Situation, eine, die ungeheuerliche Fragen aufwirft. Soll der FC Schalke 04 das Spiel in München herschenken, um den BVB nicht in den Genuss einer Meisterschaft kommen zu lassen? Was hanebüchen anmutet, wird unter sogenannten Experten dieser Tage wirklich diskutiert.

Özil sieht das pragmatischer. Angesprochen darauf, ob er dem BVB die Meisterschaft gönne, sagte der gebürtige Gelsenkirchener nur ein Wort: "Nö!" Dann ergänzte er: "Da muss ich meinen blauen Wurzeln schon treu bleiben." Verständlich. Verwehrte ihm doch eben jener BVB vor genau 16 Jahren, am 12. Mai 2007, die einzige realistische Chance auf eine Deutsche Meisterschaft. Damals träumten sie in Gelsenkirchen von einem Titel-Gewinn im Westfalenstadion bei gleichzeitigem Abstieg der Dortmunder. Dann, so erklärte der damalige Profi und heutige Funktionär Gerald Asamoah, würden sie triumphierend über die B1 in Richtung Gelsenkirchen marschieren.

Ikonischer Jubel von Smolarek

Ein Bild für die Ewigkeit.

Ein Bild für die Ewigkeit.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Doch alles kam anders: Schon vor dem Spiel hatte der BVB sich gerettet und mit dem 2:0 fügten sie Schalke 04 eine der schmerzhaftesten Niederlagen der Vereinsgeschichte zu. Tore von Alex Frei und Ebi Smolarek, dessen ikonischer Jubel nach seinem Treffer in der 86. Minute noch heute Jahr für Jahr an jedem 12. Mai die Sozialen Medien flutet, rissen den Schalkern die Chance auf die Meisterschaft aus der Hand. Eine Woche später besiegelte ein Sensationsvolley von Thomas Hitzlsperger beim 2:1 seiner Stuttgarter gegen Energie Cottbus die Vizemeisterschaft der Schalker, bei denen damals neben Özil auch der junge Manuel Neuer für Schlagzeilen sorgte.

Nach Stuttgart gab es mit dem VfL Wolfsburg (2009) und dem BVB (2011 und 2012) nur noch zwei andere Meister. Seit 2013 dominiert der FC Bayern die Liga und auch wenn Özil dem BVB den Titel nicht gönnt, für realistisch hält er ihn trotzdem: Der BVB spielt etwas überzeugender", sagte er: "Bayern spielt auch noch gegen starke Leipziger, es ist alles offen, wirklich sehr spannend. Für die Bundesliga wäre es sehr wichtig, dass es mal einen anderen Meister gibt." Der kann aber nur Borussia Dortmund heißen. Mesut Özil steckt in einer Zwickmühle.

Quelle: ntv.de, sue

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