Schlammschlacht in der WM-Affäre Schily attackiert Zwanziger als "erbärmlich"
07.03.2016, 18:44 Uhr
Otto Schily und Theo Zwanziger werden keine Männerfreunde mehr. Der Aufklärung der WM-Affäre hilft ihr Streit nicht entscheidend weiter.
(Foto: dpa)
Otto Schily war im Aufsichtsrat, der die deutschen WM-Bewerber kontrollieren sollte - und nichts von möglichen Manipulationen mitbekam. Inzwischen ist klar, dass Franz Beckenbauer die Schlüsselfigur ist. Schily verteidigt ihn. Sein Zorn gilt einem anderen.
Auch nach dem Freshfields-Bericht sind in der WM-Affäre die entscheidenden Fragen noch offen. Doch statt für lückenlose Aufklärung einzutreten, verteidigt der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily die ahnungslose Schlüsselfigur Franz Beckenbauer und bricht einen Kleinkrieg mit Theo Zwanziger vom Zaun. Grund ist ein pikanter Vorwurf des ehemaligen DFB-Präsidenten, den Schily nun energisch zurückwies. "Dass Herr Dr. Zwanziger den untauglichen Versuch unternimmt, mich mit dem ominösen Vertrag mit Jack Warner aus dem Jahr 2000 in Verbindung zu bringen, ist ebenso lächerlich wie erbärmlich", schrieb Schily in einer Mitteilung.
"Die Existenz dieses Vertrages ist mir erst aus der Presseberichterstattung im vergangenen Jahr bekannt geworden", betonte der frühere Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees 2006. Schily erneuerte zudem seinen Vorwurf, dass Zwanziger als für Finanzen zuständiges OK-Mitglied den Aufsichtsrat über die Hintergründe der 6,7 Millionen-Euro-Zahlung im Jahr 2005 getäuscht habe. Er berief sich dabei auf Passagen aus dem Freshfields-Bericht zur Aufklärung der WM-Affäre vom Freitag.
Zwanziger hatte diesen Vorwurf Schilys am Wochenende zurückgewiesen und stattdessen die These aufgeworfen, dass sich Schily zum Zeitpunkt des umstrittenen Vertrages von Franz Beckenbauer mit Ex-Fifa-Vize Jack Warner über Sachleistungen in Millionenhöhe im Umfeld des Fußball-Kaisers bewegt habe.
Mit Beckenbauer war Schily nach Veröffentlichung des Freshfields-Berichts sehr milde umgegangen. Während er Zwanziger hart attackierte, attestierte er Beckenbauer lediglich eine gewisse Leichtsinnigkeit in "wirtschaftlichen Dingen" - obwohl die verschwundenen DFB-Millionen über Beckenbauers Konto nach Katar verschwanden und diese Transaktion Zwanzigers Täuschungsmanöver erst nötig gemacht hatte.
Sportausschuss tagt ohne DFB-Vertreter

Rainer Koch verpasst die nächste Sitzung des Sportausschusses wegen eines Verbandstermins in Namibia.
(Foto: imago/Martin Hoffmann)
Unterdessen steht fest, dass kein Mitglied des DFB-Präsidiums an der kommenden Sitzung des Bundestagssportausschusses am 16. März teilnehmen wird. DFB-Interimspräsident Rainer Koch hatte seine Teilnahme bereits im Februar wegen Terminschwierigkeiten abgesagt, auch seine 14 Präsidiumskollegen sind laut DFB nicht abkömmlich. Stattdessen soll laut "Rheinischer Post" Christian Duve von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer über die Ermittlungsergebnisse berichten und Fragen der Abgeordneten beantworten.
Bei Özcan Mutlu, sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, sorgt das für Unmut. "Dass der DFB und sein mehrköpfiges Präsidium sich außerstande sehen, an der Sitzung teilzunehmen, ist außerordentlich bedauerlich und beschämend zu gleich. Wer nach der Veröffentlichung des Freshfield-Berichtes glaubt, die Akte WM-2006 ad-acta legen zu können, irrt gewaltig", sagte Mutlu.
Es gebe immer noch zahlreiche unbeantwortete Fragen und es gelte noch vieles aufzuklären. Mutlu: "Zum Beispiel: Was ist mit den 6,7 Millionen Euro tatsächlich passiert oder wie können wichtige Akten verschwinden beziehungsweise vorenthalten werden? Über Jahre wurde betrogen, getrickst, getäuscht und vertuscht. Das Mindeste ist, dass sich die Verantwortlichen dafür entschuldigen." DFB-Sprecher Ralf Köttker wies die Vorwürfe mit Hinweis auf das schon im Februar erfolgte Telefonat und die Zusage Kochs für eine Teilnahme im April zurück.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa