Absprache mit dem Emir Schröder fädelte mit Katar Heim-WM ein
24.06.2015, 07:42 Uhr
(Foto: picture-alliance / dpa)
Wie kam Deutschland zu seinem Sommermärchen 2006? Einem Zeitungsbericht zufolge legte Bundeskanzler Gerhard Schröder bereits Ende der 1990er Jahre die Grundlagen für die Fußball-WM, indem er den Emir von Katar um einen "Gefallen" bat.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in den ersten Jahren seiner Amtszeit die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit Hilfe von Katar nach Deutschland geholt. Das geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" aus Unterlagen des Bundeskanzleramts hervor.
Schröder nutzte Ende Mai 1999 einen Staatsbesuch des Emirs Hamad Bin Khalifa Al-Thani in Deutschland, um diesen um "katarische Unterstützung für die deutsche WM-Bewerbung" 2006 zu bitten. Der Emir habe sich "wohlwollend geäußert", scheine aber auch "Sympathien für Südafrika als Austragungsort zu hegen", hielt das Kanzleramt in einem Vermerk vom 1. Juni 1999 fest.
Asien-Verband auf Linie gebracht
Vor Schröders Treffen mit dem Monarchen hatte das Kanzleramt notiert: "Emir ist fußballbegeistert; hat großen Einfluss auf die Stimmabgabe." Darin sollte der Schlüssel zum deutschen "Sommermärchen" liegen. Denn der damals gerade im Amt neu eingeführte Fifa-Chef Sepp Blatter hatte für 2006 eigentlich anderes im Sinn: Eine WM in Afrika sollte es geben. Aussichtsreiche Bewerber waren Marokko und Südafrika.
Damit die WM nach Deutschland ging, kam es auf jede Stimme an. Die Bitte Schröders an den Emir von Katar wurde erhört. Ein Jahr später stimmte das 24-köpfige Exekutivkomitee der Fifa mit einer Stimme Mehrheit für Deutschland als Austragungsort. Wie die "SZ" berichtet, sicherte der Vertreter Katars die Mehrheit für Deutschland, indem er Südkorea, Thailand und Saudi-Arabien überredete, auch für Deutschland zu stimmen. Diese Länder gehörten zum Asien-Verband AFC, dessen Chef der Katarer Mohammed Bin Hammam war. Inzwischen ist Bin Hammam durch die Fifa wegen Korruption auf Lebenszeit für Fußballtätigkeiten gesperrt.
Nordafrikaner erwarteten innerarabische Solidarität
Die "SZ" betont, dass Schröder mit seiner Bitte gegen kein Gesetz verstoßen habe. Dennoch verstoße der Vorgang wie viele andere gegen die von Blatter selbst ausgegebene Devise der Fifa, Fußball und Politik seien zu trennen. Ob es Gegenleistungen für die Stimmen gab, war bisher nicht herauszufinden. Denkbar wären aber lukrative Wirtschaftsdeals - Katar befand sich damals noch am Anfang seines kometenhaften Aufstiegs als superreiches, hochtechnisiertes und überall Einfluss nehmendes Märchenemirat.
Offenbar wurde vor der Abstimmung auch in Thailand und Südkorea nachgeholfen: Deutsche Konzerne besiegelten im Sommer 2000 große Geschäfte mit den südasiatischen Ländern. Die Katarer handelten sich mit ihrer Einflussnahme für Deutschland offenbar sogar bewusst Ärger mit den Marokkanern ein, die eigentlich bei der Stimmvergabe innerarabische Solidarität erwartet hatten. Der Chef der Afrika-Konföderation Caf soll außer sich vor Wut gewesen sein. Die Katarer waren davon aber eher amüsiert.
Quelle: ntv.de, nsc