Fußball

Sabrina Wittmann in Ingolstadt Sie ist die erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball

Sabrina Wittmann übernimmt einen historischen Posten.

Sabrina Wittmann übernimmt einen historischen Posten.

(Foto: dpa)

Noch drei Spieltage gibt es in der 3. Liga - beim FC Ingolstadt genug Zeit für einen Trainerwechsel. Und dieser ist historisch: Erstmals wird eine Frau Cheftrainerin im deutschen Profifußball. Sabrina Wittmann ist schon seit 19 Jahren im Verein.

Fußball-Drittligist FC Ingolstadt hat seinen Chefcoach Michael Köllner mit sofortiger Wirkung entlassen und setzt bis zum Saisonende auf Sabrina Wittmann. Die 32-Jährige wird damit Deutschlands erste Trainerin im Profifußball der Männer - zumindest in vorderster Front: Beim Bundesligisten Union Berlin hatte Marie-Louise Eta zu Jahresbeginn als Co-Trainerin gemeinsam mit Danijel Jumic den gesperrten Chefcoach Nenad Bjelica an der Seitenlinie vertreten. Inka Grings (SV Straelen) und Imke Wübbenhorst (Sportfreunde Lotte) hatten zuvor schon einmal Männer-Viertligisten trainiert.

Wittmann trainierte in Ingolstadt bislang die U19, mit der sie am vergangenen Wochenende die Vizemeisterschaft gefeiert hatte. Sie wird von ihrem langjährigen Co-Trainer Fabian Reichler sowie dem bisherigen Trainerteam um Maniyel Nergiz und Julian Kolbeck unterstützt. Wie der FCI, der vor den letzten drei Spieltagen nur den elften Tabellenplatz belegt, mitteilte, sei unter Köllner "die sportliche Weiterentwicklung unserer Mannschaft, die nötig ist, unsere Ziele zu erreichen, im Jahr 2024 weitestgehend ausgeblieben".

Sportdirektor Ivo Grlic erklärte: "Als Vierter der Hinrunde war es unser Plan, bis zum Saisonende zumindest oben mitzumischen. Doch seit dem Start in das Jahr 2024 glichen unsere unstetigen Leistungen vielmehr einer Achterbahnfahrt, was auch der aktuell 15. Rang in der Rückrundentabelle belegt. Aufgrund der sportlichen Stagnation haben wir nun gehandelt." Köllner, der den 1. FC Nürnberg 2018 in die Bundesliga geführt hatte, war seit April 2023 für den FCI verantwortlich.

"Kennt unseren Klub wohl besser als kaum eine andere"

Die gebürtige Ingolstädterin Wittmann freut sich auf ihre Aufgabe bis Saisonende: "Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber hätte debütieren wollen. Ingolstadt ist für mich etwas ganz Besonderes, mein Heimatverein. Hier habe ich vor 19 Jahren angefangen, selbst gespielt und erste Schritte als Trainerin machen dürfen."

"Sabrina Wittmann kennt unseren Klub wohl besser als kaum eine andere, ist Schanzerin durch und durch. Als amtierende Cheftrainerin unserer sehr erfolgreichen U19 hat sie sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich - fachlich wie menschlich - weiterentwickelt und genießt zu Recht bei allen im Verein einen extrem hohen Stellenwert", erklärte Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer. "Wir sind davon überzeugt, dass Sabrina aufgrund ihrer inhaltlichen Kompetenz, Fußball zu vermitteln und auch dank ihrer Emotionalität genau die Richtige ist, um die Saison unserer ersten Mannschaft positiv zu Ende zu bringen."

Die frühere Nationalspielerin Grings traut Wittmann die Aufgabe zu. "Sabrina wird ihre Rolle meistern, sie kennt die Mannschaft", sagte Grings bei t-online: "Ich freue mich riesig, dass der Klub auf Qualität setzt und intern der Trainerin die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln und aufzusteigen."

Ärger mit dem DFB

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Eine UEFA-Pro-Lizenz für Trainerinnen und Trainer kann Wittmann bislang nicht vorweisen. Sie hat keinen Ausbildungsplatz beim DFB erhalten - obwohl es ein Pilotprojekt für Coaches gibt, die nicht alle Voraussetzungen für die Ausbildung erfüllen. Laut einem Bericht von "Sport Inside" des WDR fehlten Wittmann "fünf Monate relevante Trainertätigkeit", wie es vom DFB geheißen habe. Allerdings ist der Trainer der SpVgg Unterhaching, Marc Unterberger, bei dem Projekt dabei - obwohl ihm eineinhalb Jahre der "relevanten Trainertätigkeit" fehlen. Bei Wittmann und Ingolstadt herrschte Frust, zumal sich die Trainerin nicht für das Pilotprojekt bewerben konnte, weil die Klubs laut Beiersdorfer und "Sport Inside" nichts davon wussten. Eine nachträgliche Bewerbung erzeugte lediglich eine Absage. Dabei bedauerte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig, dass es keine Bewerbung von Frauen gegeben habe. Bei "Sport Inside" schränkte er dann an, dass es keine Frau gegeben habe, die die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt habe.

Wittmann hatte Anfang April dem DFB in einem Interview für die Verbandsseite gesagt: "Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist." Jetzt kann sie selbst ein Vorbild sein. Los geht es für sie und die Schanzer am Samstag (19.30 Uhr, Magenta und im ntv.de-Liveticker) gegen Waldhof Mannheim.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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