Fußball

Warum Neururer 96 nicht rettet "So blind kann ich nicht sein!"

Peter Neururer glaubt fest an ein neues Engagement in der nächsten Saison.

Peter Neururer glaubt fest an ein neues Engagement in der nächsten Saison.

(Foto: imago/Karina Hessland)

Bis zum späten Dienstagabend sieht alles nach einem Bundesliga-Comeback von Trainer Peter Neururer aus. Doch dann sagt Hannover 96 ab und gibt die Verpflichtung von Michael Frontzeck bekannt. Für den Kult-Coach ist das aber kein Problem. Warum? Wie es weitergeht und auf welche Aufgaben er so gar keine Lust mehr hat, verrät er im n-tv.de-Interview.

Herr Neururer, Sie sind nicht Trainer von Hannover 96, dabei schien am Dienstagnachmittag schon alles fix. Was ist passiert?

Neururer: Es ist nichts passiert. Ich war in Hannover. Wir hatten sehr gute Gespräche, zu deren Inhalt ich mich hier aber nicht äußern werde, das gehört nicht in die Öffentlichkeit. Nur so weit: Das Interesse an einem Engagement war von beiden Seiten da. Das war's.

Es wird nichts mit einem erneuten Engagement von Neururer in Hannover.

Es wird nichts mit einem erneuten Engagement von Neururer in Hannover.

(Foto: imago/Rust)

Verschiedene Medien hatten Sie bereits verbal in den Trainerstuhl gehoben …

Ob und was zum Beispiel die "Bild"-Zeitung schreibt, interessiert mich nicht. Fakt ist: Ich hatte ein richtig gutes Angebot von Hannover 96. Aber der Verein brauchte sofort einen neuen Trainer und konnte nicht noch einen Tag warten. Ich habe einen noch bis zum 30. Juni laufenden Vertrag beim VfL Bochum. Deswegen war ich nicht sofort abkömmlich.

Sind Sie enttäuscht, dass es mit dem Engagement in Hannover nicht geklappt hat?

Nochmal: Hannover brauchte sofort einen Trainer. Deshalb hat es keine Einigung gegeben. Es ist alles gut und fair verlaufen. Und ich habe noch am Abend eine SMS an Michael Frontzeck (Anmerk.: Neuer Trainer bei 96) geschrieben und ihm alles Gute gewünscht.

Wie geht es denn nun bei Ihnen weiter, schon was Neues in Aussicht?

Wie soll es bei mir weitergehen? Ich habe noch einen laufenden Vertrag beim VfL Bochum, da kann ich nicht aktiv werden. Ich warte ab und gucke, was kommt.

Neururers Trainerstationen

1984-1985 TuS Haltern
1985-1986 Westfalia Weitmar
1987 Rot-Weiß Essen
1988-1989 Alemannia Aaachen
1989-1990 FC Schalke 04
1991 Hertha BSC Berlin
1991-1993 1. FC Saarbrücken
1994-1995 Hannover 96
1996-1997 1. FC Köln
1999 Fortuna Düsseldorf
1999-2000 Kickers Offenbach
2000-2001 LR Ahlen
2001-2005 VfL Bochum
2005-2006 Hannover 96
2008-2009 MSV Duisburg
2013-2014 VfL Bochum

Das heißt aber, Sie wollen weiter als Trainer arbeiten?

Natürlich, ich habe große Lust als Trainer oder aber auch als Sportdirektor zu arbeiten. Und ich gehe davon aus, dass ich zur neuen Saison einen Verein finden werde.

An Angeboten mangelt es Ihnen also nicht?

Nein, es gibt immer wieder Angebote. Aber ich mache mir nicht den Druck, dass ich sofort etwas Neues brauche.

Woran sind die Angebote denn gescheitert?

Es passte einfach nicht. Entweder von der Liga, von den handelnden Protagonisten bei den Vereinen oder einfach von der Zielsetzung des Klubs.

Was würde Sie denn reizen?

Sie wissen doch, das Fußball-Geschäft ist kein Wunschkonzert. Aber ich sage Ihnen, was mich überhaupt nicht reizt. Ich mag es nicht, wenn sich Personen mehr in den Vordergrund stellen als den Verein. Es gibt genug Menschen, die ihr Leben ohne Rücksicht leben. Ich habe gelernt, das zu akzeptieren und weiß, dass ich solche Dinge nicht beeinflussen kann. Und deswegen hätte ich keine Lust auf eine solche Aufgabe.

Spielen Sie da auf den VfL Bochum an, wo die Argumente für Ihre Freistellung doch sehr umstritten waren?

Ich spiele auf gar nichts an.

In Bochum hat Sie der VfL in einer Zeit verpflichtet, als der Verein in die 3. Liga abzustürzen drohte. In Hannover kam die Anfrage nun auch in der größten Abstiegsangst. Nervt es Sie eigentlich, auf die Rolle als "Retter" reduziert zu werden?

Das läuft eben so. Wir Trainer werden in Schubladen gesteckt. So wie es gerade passt. Wir können das nicht beeinflussen. Aber ganz ehrlich: Die Medien können nicht seriös beurteilen, wie ich arbeite. Ich weiß, dass ich ein Typ bin, der sehr polarisiert. Aber ich habe 619 Spiele als Trainer gemacht. Das bedeutet doch: So blind kann ich nicht sein!

Also nervt es Sie doch?

Nein. Ich finde einfach nur, dass viele Dinge überinterpretiert werden. Mal bist du als Trainer ganz oben und kannst nix dafür. Mal bist du ganz unten und kannst genauso wenig dafür. Der Trainer ist nicht immer der Schuldige.

Mit Peter Neururer sprach Tobias Nordmann

Quelle: ntv.de

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