Fußball

Matthäus faltet Klub zusammen So schlecht ist der FC Bayern im Vergleich

Thomas Müller kann es nicht fassen: Schon wieder kein Sieg für seinen FC Bayern.

Thomas Müller kann es nicht fassen: Schon wieder kein Sieg für seinen FC Bayern.

(Foto: IMAGO/Ulmer/Teamfoto)

Was ist da los? Im Vergleich mit den vergangenen Saisons fällt der FC Bayern in der Bundesliga deutlich ab. Im Pokal ist man wieder draußen, in der Champions League beinahe. Lothar Matthäus wütet, Thomas Tuchel vermisst "alles". Wird die Spielzeit am Ende gar historisch schlecht?

Es kriselt gewaltig beim FC Bayern München. Zunächst einmal die aktuellen Fakten: In den vergangenen vier Pflichtspielen fuhr der FC Bayern nur einen Sieg ein. Darunter das bittere Last-Minute-Aus im Pokal (1:2 gegen den SC Freiburg) und die vermutlich noch schmerzhaftere 0:3-Klatsche in der Champions League bei Manchester City, die ein Ausscheiden aus der Königsklasse sehr wahrscheinlich machte. Nun stolpert der deutsche Fußball-Rekordmeister auch in der Bundesliga. Beim 1:1 gegen die TSG Hoffenheim haben die Münchner Glück, dass auch Verfolger Borussia Dortmund gegen dezimierte Stuttgarter patzt.

Zur Erinnerung: Als die Verantwortlichen des Klubs um Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić am 24. März Trainer Julian Nagelsmann feuerten, spielten die Bayern im Pokal noch um den Titel mit und hatten in der Champions League in acht Partien gnadenlose acht Erfolge eingefahren und dabei nur zwei Gegentore kassiert (beide ausgerechnet gegen Viktoria Pilsen und nicht etwa gegen den FC Barcelona oder Paris Saint-Germain).

Ob die Münchner unter Nagelsmann auch gegen Manchester bestanden hätten? Die Frage wird nie beantwortet werden können. Aber der FCB scheint durch den Trainerwechsel durchgeschüttelt worden zu sein. Nachfolger Thomas Tuchel hat mit vielen Nebenkriegsschauplätzen zu kämpfen - etwa Kabinen-Prügel, Suspendierung und eine nicht genau betitelte Geldstrafe für Sadio Mané, ein Maufwurf-Problem - und ihm gelingt es bisher nicht, die nötige Ruhe in den Verein und Sicherheit in die Mannschaft zu bringen. Das müssen sich auch Kahn und Salihamidžić ankreiden lassen.

Thomas Müller im "Winterschlaf"

"Es sind ja nicht nur auf dem Platz die Ergebnisse und Leistungen nicht da", wettert Rekordnationalspieler Lothar Matthäus am Samstagabend am Sky-Mikrofon. "Wenn du im Umfeld Unruhe hast, überträgt sie sich automatisch auf den Platz. Deswegen ist das, wie gesagt, nicht verwunderlich, weil soviel Unruhe im Verein herrscht."

Das 1:1 gegen Hoffenheim trägt nun wieder zur Unruhe anstatt zur erhoffen Sicherheit vor der Mini-Chance im großen Spiel gegen Manchester am Mittwochabend bei. "Die Aufgabe ist definitiv noch mal schwerer geworden", sagte der 49 Jahre alte Tuchel, der auf Rückenwind gehofft hatte, mit Blick auf das Duell mit Pep Guardiola. "Es fehlt uns der Sinn, dass es brennt", wetterte er und fasste zusammen: "Wenig Energie, wenig Spirit, wenig Überzeugung, wenig Vertrauen. Wir haben heute alles vermissen lassen." Thomas Müller sah einen "schläfrigen" Auftritt, der das Team mitten im Frühjahr noch mal "in eine Art Winterschlaf versetzt" habe.

Tuchel sprach am Samstag gar vom "schlechtesten Spiel" unter seiner Leitung. Und schlecht ist das Stichwort. Tatsächlich spielt der FC Bayern eine weitaus erfolglosere Saison als in den vergangenen Jahren. Von der Dominanz des vergangenen Jahrzehnts kann selbst national keine Rede mehr sein. Ein kurzer Vergleich: Derzeit hat der Rekordmeister in der Bundesliga 59 Zähler auf dem Konto. Damit ist er sieben Punkte schlechter als nach dem 28. Spieltag der vergangenen Saison. Damals hatte er auch neun Punkte Vorsprung auf den BVB. Vor zwei Jahren waren es sechs Zähler mehr als heute, vor drei und vier Jahren fünf und vor fünf Spielzeiten sogar ganze zehn Punkte. Vor einem Jahr hatten die Bayern zu diesem Zeitpunkt auch mehr Tore geschossen und wenig kassiert als jetzt.

Wird's historisch schlecht?

Immerhin waren die Münchner im DFB-Pokal in den vergangenen beiden Jahren sogar noch früher ausgeschieden, jeweils in der zweiten Runde, nachdem sie davor zwei Saisons in Folge (18/19 und 19/20) aber neben der Meisterschale auch den Pokal in die Höhe recken hatten dürfen. In der Königsklasse war nach dem Erfolg 2020 jeweils im Viertelfinale Schluss - so wie wohl auch dieses Mal, wenn Tormonster Erling Haaland, Vorlagengott Kevin De Bruyne und Co. am Mittwoch in München gastieren.

Eine schlechte Saison des FC Bayern dürfte also eine Saison mit höchstens einem Titel werden. Nach dem Münchner Selbstverständnis wäre sie selbst mit der Meisterschaft nicht mal annähernd gut. Gerade in Anbetracht, dass Thomas Tuchel geholt wurde, um mit der Mannschaft "drei Titel" zu gewinnen. Womöglich geht der Rekordmeister aber gar komplett leer aus. Das wäre eine Katastrophe. Dann würde die Krise an der Säbener Straße beinahe historisch - zumindest in der Neuzeit. Denn während vor dem und zu Beginn des neuen Jahrtausends der FCB öfters mal überhaupt nichts gewann, gab es eine Spielzeit ohne Titel schon seit mehr als einem Jahrzehnt, seit 2011/12 nicht mehr. Damals stand man aber immerhin noch im Finale der Champions League (Pleite gegen FC Chelsea) und im Endspiel des DFB-Pokals (Pleite gegen Dortmund). Ruhe wird in München nicht so schnell einkehren.

Quelle: ntv.de

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