Fußball

Legende magisch bei Rekordspiel Thomas Müller schießt ein Tor, ohne den Ball zu berühren

Lautsprecher, Magier, Rekordler: Thomas Müller ist ein Phänomen.

Lautsprecher, Magier, Rekordler: Thomas Müller ist ein Phänomen.

(Foto: dpa)

In seiner langen Fußball-Karriere hat Thomas Müller schon manche Dinge erlebt. Aber das, was ihm in seinem 709. Pflichtspiel für den FC Bayern gelingt, ist erstaunlich. Er läuft gegen den VfL Wolfsburg auf den Rasen und ein Tor fällt, weil er auf dem Platz steht.

Aleksandar Pavlović soll aus der Mitte verschwinden. Thomas Müller wedelt mit seinen Armen, erteilt im Laufen bereits Anweisungen. Pavlović verschwindet in Richtung Strafraumkante, Müller macht sich auf zur Torlinie. Wenige Sekunden später liegt der Ball im Tor. Wolfsburg 2, Bayern München 2. Müller hat den Ball nicht einmal berührt und doch das Spiel gedreht.

In seinem 709. Pflichtspiel für den deutschen Fußball-Rekordmeister ist Thomas Müller nach 65. Minuten für Sacha Boey aufs Feld der Arena am Mittellandkanal gestürmt und hat sofort erheblichen Anteil am Eigentor des Wolfsburgers Jakub Kaminsiki, das den FC Bayern zurück in die Spur in Richtung Auftaktsieg der neuen Bundesliga-Saison bringt.

Nahe der Linie lauernd, stört er allein durch seine Anwesenheit die Abläufe der Wolfsburger. Die führen zu diesem Zeitpunkt 2:1 und haben bislang alle Ecken wegverteidigt. Diese doch sicher auch. Nein! Am langen Pfosten kommt Harry Kane mit dem Kopf an den Ball, bugsiert ihn in die Richtung von Müller. Kaminiski steht im Weg und Keeper Kamil Grabara ist geschlagen. Müller stochert den Ball, der die Linie überquert hat, noch tiefer in Richtung Netz.

Dann ruft er seine Bayern-Spieler zusammen, zieht einen Zettel aus seiner Unterhose und zeigt ihnen, was jetzt zu tun sein wird. Joshua Kimmich staunt kurz, woher Müller den Zettel holt und hängt dann gemeinsam mit Pavlović an Müllers Lippen. Der Engländer Kane eilt auch noch schnell herbei. Wenn Radio Müller spricht, wollen alle zuhören. Er hat immer was zu erzählen.

"Manchmal macht er Sachen mit seinem Body ..."

Als noch knapp zehn Minuten zu spielen sind, Pavlović sich tief fallen lässt, greift Müller den Pass des DFB-Nachwuchsstars auf, windet sich um seinen Gegenspieler Cedric Zesiger, fällt, aber spielt dabei auf Kane und der auf Serge Gnabry. Es ist das dritte Tor für den FC Bayern, gleichbedeutend mit dem Sieg zum Auftakt der 62. Bundesliga-Saison. "Dass Tommy da rumkommt, hätte ich nicht erwartet. Hat er aber top gemacht. Also, manchmal macht er Sachen mit seinem Body, das ist schon Wahnsinn", staunt Torschütze Gnabry im Anschluss.

Für Müller ist es der 17. Bundesliga-Saisonauftakt und vielleicht der letzte seiner Karriere. Sein 709. Pflichtspiel für den FC Bayern stellt ihn auf eine Stufe mit dem legendären Torhüter Sepp Maier, den er vielleicht bereits in der nächsten Woche, beim Heimspiel gegen den SC Freiburg, hinter sich lassen wird. Dann ist er der Bayern-Spieler mit den meisten Pflichtspielen überhaupt.

Er ist immer noch so unfassbar wichtig. "Der hat wieder richtig, richtig gute Energie reingebracht", freute sich Sportdirektor Christoph Freund in den Katakomben des Stadions: "Er hat die Mannschaft wieder gepusht. Er war dann in alle entscheidenden Szenen mit dabei. Mit seiner Routine, seiner Überzeugung, mit seiner Spielfreude tut er dann Mannschaft einfach richtig gut. Er war ein wichtiger Faktor, dass wir das Spiel gedreht haben noch."

Liga ohne Müller ist eigentlich unmöglich

Es ist weiterhin kaum vorstellbar, dass dieser Müller irgendwann nicht mehr senden wird. Der Ur-Bayer ist längst nicht nur das Gesicht des Rekordmeisters, sondern das Gesicht der Fußball-Bundesliga. Eine Liga ohne ihn ist eigentlich unmöglich.

Und doch könnte Müller nun auf die Zielgerade seiner Karriere eingebogen sein. Er hat alles gewonnen, was es im Weltfußball zu gewinnen gibt. Nur der EM-Titel fehlt. Den wird er nach seinem Rücktritt aus der DFB-Elf nicht mehr gewinnen. Auf Vereinsebene ist seine Treue im europäischen Fußball unerreicht, seine Klasse weiterhin unverzichtbar.

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In nun 709 Spielen steuerte Müller 244 Tore und 269 Assists zur Erfolgsbilanz des FC Bayern bei, doch auch ohne eigenen Ballkontakt kann der Weltmeister von 2014 Spiele drehen. Das zeigt er zum Auftakt dieser Saison, die für ihn mit dem Finale Dahoam 2.0 enden soll. Ende Mai 2025 wird das Finale der Champions League zum ersten Mal seit 2012 wieder in der Allianz Arena ausgetragen. Der zweimalige Champions-League-Sieger Müller hat mit diesem Spiel noch eine Rechnung offen. Das letzte ging im Elfmeterschießen gegen Chelsea verloren.

Wenn sich der Routinier in diesem Tempo weiter verbessert und das Spiel magisch beeinflusst, dürfte ihn in dieser Saison wenig stoppen. Seit heute ist Müller der Mann, der sogar ohne eigenen Ballkontakt Spiele dreht.

Quelle: ntv.de

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