Fußball

Null Aufklärung - volles Vertrauen Uefa stützt suspendierten Platini weiter

Ergebnis der Dringlichkeitssitzung in Nyon: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hält weiter zu Uefa-Boss Michel Platini.

Ergebnis der Dringlichkeitssitzung in Nyon: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hält weiter zu Uefa-Boss Michel Platini.

(Foto: dpa)

Uefa-Präsident Michel Platini hat trotz seiner 90-tägigen Suspendierung weiter die Unterstützung des Europäischen Fußball-Verbandes. Alle Mitgliedsverbände stehen weiter zum Franzosen, auch der DFB. Eine Erklärung für die Fifa-Millionen fehlt weiterhin.

In der tiefsten Krise der Fußball-Geschichte stellt sich Europa blind hinter den gefallenen Uefa-Boss Michel Platini. Die 54 Verbände der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sprachen dem Franzosen trotz der gravierenden Anschuldigungen das Vertrauen aus, auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB).

Uefa-Erklärung im Wortlaut

"Das Uefa-Exekutivkomitee und die 54 Uefa-Mitgliedsverbände sind heute im Haus des europäischen Fußballs in Nyon, Schweiz, zusammengekommen. Es wurden verschiedene Fragen betreffend Uefa-Präsident Michel Platini erörtert. Nach den Treffen wurde folgende gemeinsame Erklärung abgegeben: Wir unterstützen Michel Platinis Recht auf ein faires Verfahren sowie die Gelegenheit, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Wir rufen sämtliche beteiligten Instanzen - die Fifa-Ethikkommission, die Fifa-Berufungskommission und schließlich das Schiedsgerichts des Sports - eindringlich dazu auf, sehr schnell zu handeln und sicherzustellen, dass bis spätestens Mitte November 2015 eine endgültige Entscheidung in dieser Sache vorliegt."

Eine Kandidatur des 60-Jährigen bei der Präsidentenwahl des  Weltverbands Fifa scheint aber trotzdem ausgeschlossen. Am Wahltermin (26. Februar 2016) wollen die sieben europäischen Vertreter im Fifa-Exekutivkomitee, das am 20. Oktober in Zürich tagt, nämlich nicht rütteln. Bis zum Bewerbungsschluss am 26. Oktober müsste Platini deshalb für Aufklärung sorgen, um den Integritätscheck der Fifa-Ethikkommission zu bestehen. Die Zeit wird kaum reichen.

Der Franzose war aufgrund einer bislang unerklärten Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,83 Millionen Euro), die Platini  im Jahr 2011 von Fifa-Boss Joseph Blatter angeblich für längst vergangene Beraterdienste erhalten hatte, für 90 Tage gesperrt worden. Die Entscheidung der Ethikkommission, die im gleichen Atemzug auch Blatter bis einschließlich 5. Januar 2016 aus  dem Verkehr gezogen hatte, hatte den Weltfußball ins Chaos gestürzt.

Keine Erklärung reicht den Verbänden

Obwohl es weiterhin keine Erklärung für die Zahlung gibt, für die es keinen schriftlichen Vertrag mit Blatter geben soll, stellten sich Mitgliedsverbände der Uefa auf ihrer Krisensitzung dennoch hinter ihren Präsidenten. "Wir unterstützen Michel Platinis Recht auf einen gerechten Prozess, auf ein gerechtes Verfahren und sein Recht, seinen Namen reinzuwaschen", sagte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino, bislang einer der engsten Mitarbeiter des Franzosen: "Wir appellieren eindringlich an alle Instanzen, die beteiligt sind, schnell zu arbeiten und sicherzustellen, dass es bis spätestens Mitte November 2015 eine abschließende Entscheidung gibt."

Kandidaten für die Fifa-Wahl gibt es bislang nur einen: Der jordanische Prinz Ali bin al Hussein (39), der im Mai an Blatter gescheitert war, hat seine Papiere eingereicht. Das hatte zwar auch Platini - aber dann kam das Ethikurteil. Sein Einspruch bei der Fifa-Berufungskommission läuft, der nächste Schritt wäre der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) - dafür braucht er Zeit. Und gute Anwälte.

Forsche Worte, keine Taten

Für Platini gelte die Unschuldsvermutung, nichts sei bewiesen, hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach vor der offenbar kontrovers geführten Sitzung in Nyon der "Zeit" gesagt. Dennoch lasteten die Vorwürfe wie ein Rucksack auf dem Uefa-Präsidenten, "der einen möglicherweise in die Knie zwingen kann". Nach Ansicht des DFB-Präsidenten darf der europäische Verband nicht unter den Anschuldigungen gegen Platini leiden. Sollte durch den "Fall Platini" auch die Uefa in die Fifa-Skandale mit hineingezogen werden, wäre das "fatal".

Das "müssen wir mit allen Kräften verhindern. Wir müssen die Uefa schützen", äußerte der DFB-Boss vor der Sitzung. Zu seinen eigenen Ambitionen auf Ämter bei der Uefa oder der Fifa äußerte sich Niersbach erneut eher kryptisch. "Ich will und werde mich nicht davor drücken, meinen Beitrag zu leisten", sagte der 64-Jährige. Auf  die Frage, wie ein solcher Beitrag aussehen könnte, sagte Niersbach: "Diese Geschichte ist sicher nicht über die Medien zu gewinnen. Die  gewinnen Sie nur, wenn Sie intern einen klaren Kurs fahren und dafür Mehrheiten gewinnen."

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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