Fußball

Ex-Keeper tauscht Post aus Virus-Verharmloser Lehmann twittert wieder

Lehmann twittert.

Lehmann twittert.

(Foto: imago images/Jan Huebner)

Das Coronavirus grassiert weltweit, die Pandemie fordert bereits mehr als 1,6 Millionen Tote. Doch es gibt auch Leugner und Verharmloser, zu denen offenbar auch Ex-Fußballer Jens Lehmann gehört. Er wird dafür scharf kritisiert - und versucht seine neuerliche Aussage ungeschehen zu machen.

"Wir müssen ältere Menschen und Risikogruppen stärker schützen, damit die Zahlen nicht weiter steigen." Diese Aussage, auf Englisch verfasst, ist der neueste Eintrag auf dem Twitter-Profil von Jens Lehmann. Der Ex-Fußballer bezieht sich dabei ganz offensichtlich auf das Coronavirus und die Maßnahmen zu dessen Eindämmung. Eine vernünftige Meinung, eine die davon zeugt, dass der frühere Nationaltorhüter am Schutz der Gesellschaft interessiert ist.

Wäre da nicht die Vorgeschichte, denn am Samstagabend sorgte Lehmann für große Empörung, sein Name als Hashtag trendete sogar bei Twitter. Weil auf seinem Profil nämlich eine ganz andere Nachricht zu lesen war: "In Deutschland hatten wir 2017 wegen einer aggressiven Grippe 23.000 Tote zu beklagen. Niemand hat das überhaupt wahrgenommen. Nun werden wir bald die gleiche Todesrate von 0,028 % unserer Bevölkerung zu beklagen haben. Bleiben Sie gesund und haben Sie ein schönes Weihnachtsfest 2020."

Es blieb keine andere Interpretation als diese: Der 51-Jährige zweifelt die Maßnahmen gegen das Virus an. Er empfindet die weltweite Pandemie als überbewertet - und stellt sich damit auf die Seite der Querdenker und Corona-Leugner. Dabei gibt es knallharte Fakten: In Deutschland sind bereits fast 22.000 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Weltweit gibt es mehr als 1,6 Millionen Tote zu beklagen.

Viele Experten sagen, dass das Virus deutlich aggressiver ist als die meisten Grippeviren. Bislang sind die Impfstoffe für große Teile der Weltbevölkerung noch nicht zugänglich - auch in Deutschland steht die Einführung noch aus. Der Vergleich Lehmanns hinkt also. Der Tweet - der tausendfache, meist empörte Reaktionen hervorruft - ist mittlerweile gelöscht. Doch zahlreiche User hatten bereits einen Screenshot angefertigt, Lehmann bekommt seine Aussage also nicht mehr aus der Welt.

Nicht die erste irritierende Aussage

Vor allem die Fans von Hertha BSC gehen nach seinem neuerlichen irritierenden Tweet auf die Barrikaden. Denn Lehmann ist seit Mai dieses Jahres Mitglied des Aufsichtsrats. Berichten aus dem November zufolge soll es zwischen ihm und Manager Michael Preetz sowie Trainer Bruno Labbadia ohnehin schon Differenzen geben, die Atmosphäre wurde als "angespannt" beschrieben, was der Coach allerdings nicht bestätigen wollte. Nun blieb der Klub still, kommentierte den Tweet nicht öffentlich, was ebenfalls kritisiert wird.

Erschwerend kommt bei Lehmann hinzu: Es ist nicht seine erste Aussage, die heftige Kritik hervorruft. Nicht einmal im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Erst im November hatte Lehmann, ebenfalls auf Twitter, die seiner Meinung nach unlogischen Hinweise der Weltgesundheitsorganisation WHO kritisiert, die Sport empfahl. Gleichzeitig waren Vereine, Fitnessstudios und viele Sportplätze geschlossen.

Im April hatte er darüber hinaus erstmals angezweifelt, dass das Virus so gefährlich ist. In der Sport-1-Sendung "Doppelpass" hatte der frühere Augsburg-Co-Trainer für die Zulassung von Fans in den deutschen Fußballstadien plädiert. Im Mai hatte er ausgeführt, dass das Virus vor allem für Sportler unbedenklich sei: "Solange die Symptome nicht so schlimm sind, denke ich, müssen die Spieler damit zurechtkommen", hatte Lehmann bei beInSports gesagt. "Wir haben viele Spieler, die tatsächlich infiziert waren, und die meisten von ihnen zeigten nicht einmal Symptome. Ich denke also, für junge, gesunde Menschen mit einem starken Immunsystem ist das keine so große Sorge."

Dem widersprechen mehrere seiner Nachfolger in der Nationalmannschaft vehement. İlkay Gündoğan hat bereits mehrfach ausgeführt, wie schlecht es ihm während seiner Erkrankung ging. Es sei eine "sehr beängstigende" Erfahrung gewesen, was auch Kai Havertz bestätigte: "Mir geht's mittlerweile wieder besser. Wichtig ist, dass alle verstehen, dass es kein Spaß ist. Wir sollten da schon aufeinander aufpassen", hatte er der "Sport Bild" gesagt.

Aufpassen, das will laut aktuellem Tweet auch Lehmann, vor allem auf "ältere Menschen und Risikogruppen". Es bleibt ein Aufruf mit fadem Beigeschmack.

Quelle: ntv.de

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