Fußball

Ter Stegen brilliert, Messi schleicht Was kann dieser FC Barcelona wirklich?

Lionel Messi zeigte in Leverkusen längst nicht alles, was er kann. Aber es reichte, damit Barcelona nicht verlor.

Lionel Messi zeigte in Leverkusen längst nicht alles, was er kann. Aber es reichte, damit Barcelona nicht verlor.

(Foto: AP)

Es ist ein Casting für Barças Jungstars, und doch reicht es für ein Remis in Leverkusen. Trainer Luis Enrique ist zufrieden. Doch reicht das, um den FC Bayern in der Champions League ernsthaft zu gefährden?

Das Entwaffnende war: Luis Enrique versuchte erst gar nicht so zu tun, als sei das für den FC Barcelona ein wichtiges Spiel gewesen. 1:1 in Leverkusen? Ja, was? Ist doch okay. Auch wenn sich das für einen, der den FC Barcelona trainiert, erst einmal etwas komisch anhört. Doch Señor Enrique sagte am späten Mittwochabend in Leverkusen, wie es ist: "Es war eine Art Casting für die jungen Spieler. Sie mussten sich freischwimmen im Champions-League-Becken. Und das haben sie in ihren sehr gut gemacht."

Bayer Leverkusen - FC Barcelona 1:1 (1:1)

Tore: 0:1 Messi (20.), 1:1 Hernandez (23.)

Leverkusen: Leno - Hilbert, Tah, Toprak,  Wendell - Kramer (90. Papadopoulos), Kampl - Bellarabi, Calhanoglu  (79. Brandt), Mehmedi (70. Kießling) - Hernandez

Barcelona: ter Stegen - Adriano, Bartra, Vermaelen, Alba (74.  Camara) - Kaptoum (62. Gumbau) - Rakitic, Samper - Sandro, Messi, Munir

Referee: Clattenburg Zus.: 29.412 (av)

Dass der Gegner durchaus tapfer um seine letzte Chance gekämpft hatte und beinahe ebenfalls das Achtelfinale der Champions League erreicht hätte, wenn er einfach nur ein Tor mehr erzielt hätte? Nur so viel: "Leverkusen hat sehr viel in dieses Spiel investiert, hat alles gegeben. Bayer hätte den Sieg durchaus verdient gehabt." Was zählte, war aber das, was am Ende dabei herauskam: "Wir sind Gruppenerster und können diesen Wettbewerb erst einmal zufrieden abhaken."

Noch Fragen? Durchaus. Wer hat die schlafanzughellblautürkisen Auswärtstrikots der Katalanen entworfen? Wie gut ist die zweite Reihe des FC Barcelona? Hat sich einer von den Jungstars in dieser Partie vor 29.412 Zuschauern im ausverkauften Leverkusener Stadion derart aufgedrängt, dass Trainer Enrique künftig nicht mehr an ihnen vorbeikommt? Und ist Barça besser aufgestellt als der FC Bayern? Die Antworten lauten, in der Reihenfolge der gestellten Fragen: Keine Ahnung; ganz okay; nein; und: nicht unbedingt. Aber der Reihe nach.

Messi gönnt sich seine Auszeiten

Barça ist zweifelsohne auch ohne Neymar, Luis Suárez, Gerard Piqué und Andrés Iniesta in der Lage, guten Fußball zu spielen. Neymar hatte sich im Abschlusstraining verletzt, und Trainer Luis Enrique ließ auch Luis Suárez zunächst auf der Bank, so dass sie beiden 20 Jahre alten Talente Munir El Haddadi und Sandro Ramírez zusammen mit einem gewissen Lionel Messi aus Argentinien das Angriffstrio bildeten. Messi war es dann auch, der nach 20 Minuten für die Führung der Gäste sorgte - nach einem sehr schlauen Pass des ehemaligen Schalkers Ivan Rakitic, der sich an diesem Abend zum Regisseur im Mittelfeld aufschwang, stets den Überblick behielt.

Marc-Andre ter Stegen spielte gegen Leverkusen nicht wie ein B-Keeper.

Marc-Andre ter Stegen spielte gegen Leverkusen nicht wie ein B-Keeper.

(Foto: dpa)

Ansonsten aber machten die Katalanen - vom überragenden Keeper Marc-Andre ter Stegen und dessen Glanzparaden in Serie abgesehen - nicht den Eindruck, hundertprozentig im Wettkampfmodus zu sein - dafür ließen sie den Leverkusenern zuviel durchgehen. Die, die in Leverkusen nicht dabei waren oder wie Suarez nur auf der Bank saßen, müssen sich keine Sorgen machen. Auch Messi, der in Leverkusen spielte, weil er immer spielen will, gönnte sich zwischendurch seine Auszeiten - in denen er über den Rasen schlich, als ginge ihn das Ganze nichts an.

Wenn er allerdings am Ball war, zeigte er, warum er auch in diesem Jahr traditionell neben seinem Kollegen Neymar und Cristiano Ronaldo von Real Madrid auf der Shortlist zur Wahl des Weltfußballers steht. Und ganz nebenbei: Mit seinen mittlerweile 80 Toren in der europäischen Königsklasse ist er dreimal besser als die gesamte Leverkusener Startelf mit ihren 25 Treffern. Da sei ihm und Barça auch die Sache mit den Shirts verziehen - auch wenn nichts an die Heimtrikots im klassischen Blau und Rot heranreicht.

Ansonsten bleibt es auch nach dieser Partie dabei, die kein echter Maßstab war und deshalb auch keine Querverweise zulässt: Wenn es darum geht, die ohne seherische Fähigkeiten nicht zu beantwortende Frage irgendwie doch zu beantworten, wer sich denn wohl am Ende in dieser Saison zur besten Fußballmannschaft des Kontinents krönt, dann fallen den meisten nur zwei Klubs ein: der FC Bayern, der wie Barça vorzeitig durch war und zum Abschluss mit 2:0 bei Dinamo Zagreb gewann. Und der FC Barcelona.

Das ist nicht sonderlich originell, kommt aber der Wahrheit mutmaßlich sehr nahe. Die Auflösung gibt’s dann am 28. Mai kommenden Jahres im Guiseppe-Meazza-Stadion, wenn in Mailand das Endspiel der Champions League stattfindet. Bis dahin hat auch Señor Enrique sein Casting abgeschlossen.

Quelle: ntv.de

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