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England diskutiert Abstiegs-GAU Wenn der FC Chelsea jetzt alles verliert ...

Es ist gerade schwierig beim FC Chelsea.

Es ist gerade schwierig beim FC Chelsea.

(Foto: IMAGO/Shutterstock)

Beim FC Chelsea geht es zuletzt sportlich drunter und drüber. Nach elf sieglosen Spielen stellen vor allem englische Medien die Frage, wie tief der Fußballklub noch fallen kann. Auch der Abstieg ist rechnerisch möglich. Alleine, dass diese Frage gestellt werden kann, zeigt, wie schlimm die Lage ist.

Wenn es so weitergeht, könnte es für den FC Chelsea düster werden - zumindest theoretisch. "Es ist dieses Jahr für uns alles falsch gelaufen, was falsch laufen kann", fasste Fußball-Nationalspieler Kai Havertz die Saison kürzlich zusammen. Die Blues schießen seit Wochen kaum noch Tore und warten wettbewerbsübergreifend seit neun Spielen auf einen Sieg (sieben Niederlagen und zwei Remis). Aushilfstrainer Frank Lampard weist mit sechs Niederlagen aus sechs Spielen eine verheerende Startbilanz auf. Ein TV-Experte bezeichnete ihn kürzlich als "einen der schlechtesten Premier-League-Trainer aller Zeiten".

Auch die Vereinsikone wirkt wie schon sein Vorgänger Graham Potter mit der Situation komplett überfordert. Denn das, was die neuen Besitzer um den US-Amerikaner Todd Boehly ihnen hingeworfen haben, ist nur schwer zu bändigen. Die Bosse gaben in den vergangenen Monaten rund 600 Millionen Euro für neue Spieler aus. Das Ergebnis: Ein Kader, der so aufgebläht und unstrukturiert ist, dass die Umkleidekabine erweitert werden musste.

Und es könnte noch schlimmer kommen. Denn rechnerisch ist sogar noch der Abstieg aus der Premier League möglich. Was wäre das für eine Geschichte: Vor zwei Jahren thronten die Blues noch auf dem Gipfel des europäischen Vereinsfußballs. Damals gewannen sie mit dem Ex-Ex-Trainer Thomas Tuchel - erst diese Saison entlassen - den Champions-League-Titel. Und nun ist sogar der Weg in die Zweitklassigkeit möglich. Zumindest rechnerisch. Und mit ganz vielen Haken.

Eines vorweg zur Einordnung: Mathematisch ist auch in der Bundesliga laut dem Portal transfermarkt.de noch vieles möglich. Union Berlin kann eine ohnehin überragende Saison noch mit einem Meistertitel krönen. Die Eisernen haben zwar ein deutlich schlechteres Torverhältnis als der FC Bayern, aber bei noch vier ausstehenden Spielen nur sechs Punkte Rückstand. Der FSV Mainz 05 könnte nächstes Jahr auch noch in der Champions League auflaufen. Oder theoretisch könnte auch Borussia Mönchengladbach nächste Saison entweder im Europapokal oder eben in der zweiten Liga spielen.

Magische Grenze bei 40 Punkten

Aber zurück zum FC Chelsea, wo in den vergangenen Wochen nichts zu funktionieren schien. Der letzte Sieg ist tatsächlich zehn Spiele her. Jüngst setzte es eine 1:3-Ligapleite gegen den Tabellenzweiten FC Arsenal. Dort zeigte sich die ganze Überforderung der Blues, die in der Partie völlig chancenlos waren: Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang sammelte vier seiner neun Ballkontakte beim Anstoß - entweder beim Spielbeginn oder nach den drei Gegentreffern.

Es wäre also untertrieben zu sagen, es laufe beim FC Chelsea derzeit sportlich nicht. Die Blues liegen mit 39 Zählern auf dem zwölften Tabellenplatz. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt nur neun Punkte bei noch vier Spieltagen (Chelsea hat zusätzlich noch ein Nachholspiel). Für die magische Nicht-Abstiegsgrenze braucht es in England 40 Punkte, es fehlt also nur ein Zähler. So viel zur Ausgangslage. Verschiedene englischsprachige Medien - etwa ESPN oder der "Telegraph" - haben mehrere Szenarien errechnet, in denen es für Lampard und seine Mammut-Kader in die zweite Liga geht.

Hauptannahme aller Rechenspiele ist, dass Chelsea alle noch ausstehenden Spiele verliert. Damit würden sie die Saison mit elf sieglosen Partien in Folge beenden. Die jüngsten Auftritte lassen die These zumindest nicht völlig abwegig erscheinen. Auch das Restprogramm würde das hergeben. Dort warten die beiden Mannschaften aus Manchester und am letzten Spieltag Newcastle United, das saudi-arabische Projekt kämpft noch um die Champions-League-Plätze.

Die Hoffnung sind die anderen

Aber der Reihe nach: Als Nächstes geht es für Lampard und sein Team nach Bournemouth (Samstag, 16 Uhr im ntv.de-Liveticker). Der Tabellen-13. hat vier der letzten fünf Spiele gewonnen und sich zuletzt aus dem Tabellenkeller herausgearbeitet. Punkte könnten für die Blues also schwierig werden. Danach kommt Abstiegskandidat Nottingham Forest nach London. Wenn Chelsea im Restprogramm noch Zähler holen will, dann hier. Der Aufsteiger hat fünf der letzten sechs Spiele verloren. Zwar musste sich zuletzt auch der FC Liverpool bei seinem 3:2-Erfolg mühen, aber die Mannschaft ist auf jeden Fall schlagbar. Danach wartet auf Lampard und Co. der schwierige Schlussspurt mit Man City, United und Newcastle.

Es ist also möglich, dass Chelsea all diese Partien verliert. Das Problem ist jedoch die zweite Annahme. Denn irgendwer muss Spiele gewinnen, damit die Londoner in der Tabelle auch abrutschten. Und da wird unter anderem Nottingham Forest wieder relevant. Neben Chelsea muss der formschwache Aufsteiger noch gegen Tabellenletzten Southampton, FC Arsenal und das wiedererstarkte Crystal Palace ran. Außer das direkte Duell muss er noch zwei weitere Duelle gewinnen und eines Remis spielen.

Das reicht aber noch nicht - und ab hier wird es kompliziert. Es gibt noch weitere Klubs, die zwischen Chelsea und der Abstiegszone stehen. Bournemouth genügt ein Punkt, den würden sie in dem Szenario mit dem Sieg gegen die Londoner holen. Auch die Wolves müssen nur einmal gewinnen. Sie spielen noch gegen den FC Everton, den Tabellenletzten. Für den und auch für Schlusslicht Southampton ist es indes ziemlich ausgeschlossen, dass sie Chelsea noch überholen.

Deshalb sind Leeds und Leicester dafür entscheidend, dass Chelsea absteigen könnte. Beide haben neun Zähler Rückstand auf die Blues. Leeds muss mindestens zehn Punkte aus vier Spielen holen (Man City, Newcastle, West Ham, Tottenham) - darf also nicht mehr verlieren. Dagegen "reichen" Leicester wegen des guten Torverhältnisses drei Siege aus den verbliebenen vier Spielen (Fulham, Liverpool, Newcastle, West Ham).

Für den FC Chelsea bedeutet das: Der Abstieg ist rechnerisch zwar möglich, praktisch aber äußerst unwahrscheinlich. Klar, es gibt das hier beschriebene Szenario. Dazu gehört aber auch, dass West Ham zwar gegen die Abstiegskandidaten verliert, aber gegen United und Brentford ausreichend punktet. Dann dürfte zudem Newcastle, das im Kampf um die Königsklasse zuletzt gut in Form war, auch nicht gegen alle Abstiegskandidaten gewinnen. Dass all diese Annahmen gleichzeitig eintreten, ist fast unmöglich. Aber alleine, dass die Abstiegsfrage am Ende der Saison für Chelsea noch möglich ist, zeigt, wie schlecht es um den taumelnden Premier-League-Klub steht. Ein Abstieg wäre wohl die größte Sensation der Liga-Historie.

Quelle: ntv.de, ses

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