Heidenheim verzaubert bei ESPN Wenn die Lehrerin eines Bundesliga-Trainers voll mitfiebert
18.02.2024, 11:26 Uhr
Frank Schmidt ist ein Heidenheimer-Urgestein.
(Foto: REUTERS)
Aufsteiger 1. FC Heidenheim spielt in der Fußball-Bundesliga voll mit, keine Spur von Underdog. Auch Tabellenführer Bayer Leverkusen muss beim Gastspiel bis zum Abpfiff konzentriert bleiben. Auf der Tribüne fiebert ein besonderer Fan mit - und schafft es so ins US-Fernsehen.
Es kommt im Fußball-Stadion schon mal vor, dass Fans - trotz Pressetribünen - die Journalisten bei der Arbeit beeinträchtigen. Klar, die Emotionen müssen raus, völlig verständlich. In Konzentrationsphasen aber durchaus hinderlich. Es sei denn, es kommt so eine Geschichte heraus, wie sie Archie Rhind-Tutt, Bundesliga-Korrespondent des US-Portals ESPN, jetzt erlebt hat. Und zwar beim Spiel von Bayer Leverkusen beim 1. FC Heidenheim (2:1).
Da saß er nun beim Aufsteiger im tiefen Baden-Württemberg im Stadion und hatte eine Dame mit Heidenheim-Schal neben sich. Immer, wenn sie sich über den Schiedsrichter ärgerte, schlug sie auf den Tisch. Er sprach sie an, bat um mehr Chancen zur Konzentration und es entwickelte sich ein Gespräch mit ihr, wie er in der Halbzeitpause bei ESPN berichtete.
Marianne, so ihr Name, hat nämlich die Geschichte in petto, mit der Reporter nicht planen können, die sie sich aber so wünschen. Sie war einst die Lehrerin von Frank Schmidt, dem Heidenheim-Trainer, als dieser elf Jahre alt war. Und Marianne Holz konnte eine Geschichte über den kleinen Frank erzählen.
Schmidt habe damals nämlich mit anderen Schülern an einem Fußballturnier teilnehmen wollen. Die Lehrer aber waren nicht überzeugt, doch der damals elfjährige Schmidt versprach, die Organisation zu übernehmen. Heraus kam: der Sieg. Ein früher Blick auf das Talent des Trainers.
Musik oder Mathe? Hauptsache Schule!
Der erinnert sich übrigens an seine einstige Lehrerin - mit einem Twist. Während sie sagte, ihn in Musik unterrichtet zu haben, ist er im Interview bei Rhind-Tutt nach dem Spiel sicher, es sei Mathematik gewesen. Seine Begründung: Musik sei "nicht möglich", denn "ich konnte nicht singen".
Ohnehin ist das Interview ein herziges Stück im vermeintlich so unantastbaren Business. In Heidenheim ist Schmidt längst eine Legende, in ganz Deutschland fliegen ihm die Herzen zu. Seit 2007 ist der heute 50-Jährige bereits Trainer im Verein. Zum Vergleich: RB Leipzig wurde erst zwei Jahre später gegründet. Schmidt schaffte vier Aufstiege, die im vergangenen Sommer im Aufstieg in die Bundesliga mündeten.
Seitdem findet das pittoreske Heidenheim auch im US-Fernsehen statt. Inklusive Sprachbarriere. Rhind-Tutt jedenfalls erklärte vorab, er würde als Dolmetscher fungieren, der Klub habe ihm mitgeteilt, Schmidt spreche kein Englisch. Dann aber entspinnt sich ein amüsantes Deutsch-Englisch-Gemisch über die Besonderheiten des Vereins. Es sei "schon anders" so Schmidt. "Wir haben ein sehr familiäres Umfeld und trotzdem einen professionellen Ansatz, uns immer zu verbessern. Aber diese Emotionalität, diese Nähe, ist wichtig für unser Spiel."
Und damit zurück zu seiner ehemaligen Lehrerin: In Heidenheim sei es wichtig, "bis zum Schluss alles zu geben, auf dem Rasen und auf den Zuschauerrängen". Die Emotionen von Marianne Holz auf der Tribüne - sie haben für den Reporter eine ganz neue Bedeutung bekommen. Über einen Sieg freuen konnte sie sich diesmal nicht. Mit dem späten Anschlusstreffer von Tim Kleindienst hielt ihr Team die Partie gegen den Tabellenführer aber bis zum Schluss spannend.
Quelle: ntv.de, ara