Infantinos 48er-WM Wer stoppt den Fifa-Irrsinn?
04.10.2016, 16:01 Uhr
Party? Gianni Infantino.
(Foto: imago/Insidefoto)
Es klingt wie ein aberwitziges Szenario: Aber warum sollen nicht einfach alle 211 Mitgliedsverbände der Fifa bei der Fußball-WM mitmachen dürfen? Dem Präsidenten Gianni Infantino jedenfalls könnte das gefallen.
Was soll der Quatsch? Dann sollen sie es richtig machen. Die Lösung ist eine Fußball-Weltmeisterschaft mit 211 Mannschaften. Und weil das mit den K.-o-Partien meist so arg ungerecht ist, spielt einfach jeder gegen jeden. Das ergibt 22.155 Spiele. Die finden natürlich nie gleichzeitig statt, dafür rund um die Uhr, damit das Fernsehen alles übertragen kann und die Fifa viel Geld verdient. Nach vier Jahren Dauerturnier hat die Fußballwelt einen neuen Meister. Danach geht's nahtlos wieder von vorne los: Nach der WM ist vor der WM.
Das klingt absurd - und ist es auch. Darauf würde nicht einmal Gianni Infantino kommen - oder? Der Präsident der Fifa ist nahe dran an der Idee, alle 211 Mitglieder seines Verbandes bei der WM-Endrunde mitmachen zu lassen. Seine Wahl Ende Februar dieses Jahres hatte er mit zwei Versprechen gewonnen: Mehr Geld für alle. Und mehr WM für einige. Seinerzeit hatte er davon gesprochen, dass demnächst 40 statt wie bisher 32 Teams antreten dürfen. Nun sollen es gar 48 Länder sein. Sein Versprechen: eine große Party. Eine WM sei mehr als ein Wettbewerb, nämlich ein soziales Event.
Alles eine große Party?
Bleibt die Frage: Wer stoppt diesen Irrsinn? Sieht denn niemand, dass der sportliche Wert immer mehr abnimmt? Denkt niemand daran, dass sich bei einer Weltmeisterschaft die besten Mannschaften messen sollten? Sind die Spieler in zahlreichen Wettbewerben nicht schon genug gefordert, körperlich und mental? Und kommt keiner auf die Idee, dass die Fifa auf bestem Wege ist, das Rad endgültig zu überdrehen?
Doch. Klar gibt es Kritiker. Der DFB zum Beispiel hat seit der Wahl Infantinos mehrmals verlauten lassen, dass er nichts davon hält, das Vorzeigeturnier immer mehr aufzublähen. Nur steht zu befürchten, dass diese Haltung nicht mehrheitsfähig ist. Die Chance, dass Infantino sich mit seinem Plan durchsetzt, ist groß. Die kleineren Nationen dürften wenig dagegen haben, zu seiner Party eingeladen zu werden. Und in der Fifa ist es bei Abstimmungen nun einmal so, dass jede Stimme gleich viel zählt - ein ironischerweise urdemokratischer Gedanke in einem Verband, der sich auch nach der korruptionsverseuchten Ära Joseph Blatter kaum gewandelt hat.
Infantino gebärdet sich wie sein abgesetzter Vorgänger als selbstherrlicher Sonnenkönig, der auf nichts und niemanden Rücksicht nimmt. Die versprochenen Reformen interessieren ihn nicht. Er entmachtet die Ethikkommission, er sorgt dafür, dass der Chefaufseher geht, er ernennt im Alleingang eine Generalsekretärin. Es geht um Macht, und es geht um Geld. Worum es nicht geht, das ist der Fußball. Und so wird der Tag kommen, an dem eine Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften beginnt. Und von dort ist es dann nicht mehr weit bis zu dem aberwitzigen Szenario, dass alle mitmachen dürfen.
Quelle: ntv.de