Fußball

Es begann mit einem Pokalfinale Wie Franz Beckenbauer zum "Kaiser" wurde

Franz Beckenbauer gewann mit den Bayern das DFB-Pokalfinale 1969.

Franz Beckenbauer gewann mit den Bayern das DFB-Pokalfinale 1969.

(Foto: imago images/Fred Joch)

Mit Franz Beckenbauer ist der Name "Kaiser" fest verbunden. Die Ursprungsgeschichte reicht bis 1969 zurück - auf ein Pokalfinale der Bayern gegen Schalke 04. Endgültig durchgesetzt hat sich der Adelstitel aber erst etwas später.

Der "Kaiser". Ohne lange Erklärung ist klar, wer damit gemeint ist. Franz Beckenbauer prägte über Jahrzehnte den deutschen Fußball - bis zu seinem Tod am vergangenen Sonntag. Den FC Bayern führte er erst als Spieler, später als Trainer und Präsident zum Erfolg. Mit der Nationalmannschaft wurde er gleich zweimal Weltmeister - erst als Spieler, dann als Trainer.

Und irgendwann wurde aus Beckenbauer der "Kaiser". Aber wieso eigentlich? Es gibt über die Herkunft des Adelstitels gleich zwei Erzählungen, die sich gar nicht unbedingt ausschließen. Die erste wird ausführlich im ARD-Dokumentarfilm erläutert. Dort kommt der ehemalige "Bild"-Mann Herbert Jung zu Wort, der die erste Geschichte auf den Tag genau datieren kann.

Es war das DFB-Pokalfinale am 14. Juni 1969. Die Bayern spielten im Frankfurter Waldstadion gegen Schalke 04 und wurden vorher vom Publikum kräftig ausgepfiffen. Daran war auch Beckenbauer schuld, erinnerte sich Torwart Sepp Maier in der ARD. Dessen Spielweise sei technisch so perfekt gewesen, dass es manchmal arrogant gewirkt habe. Ohnehin ist es das, was sich wie ein roter Faden durch alle Anekdoten hindurchzieht: Was für ein besonderer Fußballspieler Beckenbauer gewesen ist.

"Es war die Hölle los"

"Bild"-Mann Jung erinnert sich an genau eine Szene, die zur Geburt von Beckenbauers Spitznamen beigetragen haben soll. Schalkes Reinhard "Stan" Libuda, damals der "König von Westfalen", dribbelte auf Beckenbauer zu. Dieser setzte zur Grätsche an, foulte Libuda und hielt ihn noch beim Aufstehen an der Hose fest. "Nachdem Beckenbauer Libuda, den Flankenkönig der Schalker, gefoult hatte, ging es noch härter zur Sache", entsann sich Jung.

Beckenbauer sorgte jedoch nicht gerade dafür, die Szene zu entschärfen - ganz im Gegenteil. Er provozierte weiter und begann später den Ball in der eigenen Hälfte zu jonglieren. Eigentlich ein Unding und eine Machtdemonstration. Das Publikum quittierte das einem lauten Pfeifkonzert. "Es war die Hölle los", erinnerte sich Jung. In der Monarchie sei es ja so, erklärte er in der ARD-Doku weiter: Wenn Libuda der König der Schalker war, dann müsse der Beckenbauer bei den Bayern der Kaiser sein. Also eine Stufe über ihm stehen.

Und so sei der Spitzname geboten. Die Bayern gewannen das Finale mit 2:1, mit zwei Treffern von Gerd Müller. Die Doku untermalt Jungs Erzählung mit dem Ausschnitt aus einer "Bild"-Zeitung von damals. Der Spielbericht war so überschrieben: "Kaiser Franz zürnte: Ich war ein Gentleman". Und der ehemalige "Bild"-Reporter erklärte: "Der Name ist ihm geblieben - bis heute."

Es gibt jedoch noch eine andere Geschichte, die Beckenbauer auch selbst erzählt haben soll. Dass es noch zwei Jahre dauerte, bis sich der Name "Kaiser" endgültig verfestigte. Im August 1971 wurde Beckenbauer vom österreichischen Fotografen Herbert Sündhofer abgelichtet.

Nach dem 4:0-Erfolg bei einem Freundschaftsspiel gegen Austria Wien schauten sich die Bayern-Spieler, so berichtete es die FAZ, noch die Wiener Hofburg an. Und Sündhofer fotografierte Beckenbauer neben der Büste von Kaiser Franz Joseph I. - Kaiser neben Kaiser. Das Fachmagazin "Kicker" titelte damals "Zwei Kaiser trafen sich in der Hofburg". Spätestens dann wurde Beckenbauer den Adelstitel nicht mehr los.

Quelle: ntv.de, ses

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