Fußball

Matthäus' Strafstoßverzicht 1990 Wie die Pfadfinder Weltmeister wurden

So sieht sie aus, die "Pfadfindertruppe" von 1990.

So sieht sie aus, die "Pfadfindertruppe" von 1990.

(Foto: imago/Sportfoto Rudel)

"Keine Skandale, kein Alkohol, keine Partys", so beschreibt Ex-Fußballer Lothar Matthäus im "Kicker" die Nationalmannschaft von 1990. Im entscheidenden WM-Finale gegen Argentinien verzichtet er auf den entscheidenden Strafstoß - die Schuhe sind schuld.

Kurz vor dem 25. Jahrestag von Deutschlands drittem Triumph bei einer Fußball-WM hat der damalige Nationalmannschafts-Kapitän Lothar Matthäus seinen Verzicht auf den entscheidenden Strafstoß im Finale gegen Argentinien (1:0) am 8. Juli 1990 als "vielleicht eine der besten Entscheidungen meiner Karriere" bezeichnet. "Aufgrund meiner Schuhprobleme habe ich mich nicht sicher gefühlt", sagte der Rekordnationalspieler im Interview mit dem Magazin "Kicker" vor dem Silber-Jubiläum: "Es ging nicht um mich, es ging um die Mannschaft."

Den Lothar bezwingen kann laut eigener Aussage momentan nur Podolski.

Den Lothar bezwingen kann laut eigener Aussage momentan nur Podolski.

(Foto: imago/Laci Perenyi)

Nach dem Titelgewinn in Italien durch den von Andreas Brehme verwandelten Elfmeter aufgekommene Feigheits-Vorwürfe wies Matthäus entschieden zurück: "Es war eine sehr kluge und weise Entscheidung, anders als es viele im Nachhinein interpretieren wollten. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man es anderen überlassen. Andy war unsere Nummer zwei. Ich hätte keinen Grund gehabt, nicht zu schießen, wenn ich nicht zur Halbzeit die Schuhe gewechselt hätte. Neuer Schuh, neues Modell - das war die Geschichte."

Als entscheidenden Faktor für den Erfolg in seiner damaligen Wahl-Heimat schätzt Matthäus neben den sportlichen Fähigkeiten des Teams rückblickend besonders den Mannschaftsgeist im Kader von Teamchef Franz Beckenbauer ein. "Da war die fußballerische Qualität, logisch, aber als Mannschaft der Zusammenhalt", erinnerte sich der Ex-Profi von Inter Mailand: "So kann man nur auftreten, wenn die Mannschaft intakt ist. Wir haben an uns geglaubt, wir waren füreinander da. Ich kann mich nicht erinnern, dass es einmal Reibereien gab. Ganz anders als vier Jahre zuvor." Verglichen mit den Kadern und Stimmungen von 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko wäre die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) "eine Pfadfindertruppe" gewesen: "Keine Skandale, kein Alkohol, keine Partys wie am Schluchsee 1982."

Einmal Weltmeister, immer Weltmeister

Ruhm und Anerkennung für die Champions von 1990 sieht der fünfmalige WM-Teilnehmer nach dem Triumph des DFB-Teams von 2014 in Brasilien nicht geschmälert: "Wir reden ja auch noch über 1954. Die Weltmeister von 1990 haben zu diesem Zeitpunkt ein Zeichen gesetzt. 16 Jahre vorher die von 1974 - darüber wird auch noch gesprochen. Wenn man einmal Weltmeister geworden ist, bleibt das in den Köpfen der Leute hängen."

Seinen Rekord von 150 Länderspielen hält der frühere "Weltfußballer" jedoch nicht für eine Bestmarke für die Ewigkeit. "Irgendwann", sinnierte der ehemalige Bundesliga-Star von Borussia Mönchengladbach und Bayern München, "wird´s mal jemanden geben, der mehr als 150 macht. Die Jungs fangen heute früher an, es gibt mehr Länderspiele pro Saison. Ich wünsche jedem, dass er 150 Länderspiele schafft - denn dann muss er Großartiges geleistet haben."

Sogar aus dem aktuellen Kader der Nationalelf sieht Matthäus im Weltmeister und 125-maligen Nationalspieler Lukas Podolski einen Anwärter auf seinen Rekord: "Wenn der 'Poldi' sich weiter so schonen darf, vielleicht er. Dann kann er vielleicht noch bis 40 spielen. Ich habe immer 90 Minuten gespielt, Podolski spielt immer nur neun Minuten bei Inter... Dadurch hat er weniger Verschleißerscheinungen, da kann er es vielleicht schaffen."  Der 30-jährige Podolski, der in der abgelaufenen Rückrunde von Arsenal London an Inter Mailand ausgeliehen war, hat bisher 125 Länderspiele bestritten.

Quelle: ntv.de, lsc/sid

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