Der Bundesliga-Check: Wolfsburg Wir jagen die Bayern, wir jagen sie nicht, …
12.08.2015, 10:44 Uhr
"Du weißt nicht, was passiert": Kevin de Bruyne.
(Foto: imago/Camera 4)
In Wolfsburg hängt alles von einem Mann ab: Kevin de Bruyne, Fußballer des Jahres. Geht er, schrumpft der VfL auf Lamm-Status. Bleibt er, nimmt das Rudel die Jagd auf den FC Bayern auf - und den nächsten Titel.
Sie haben die Bayern schon geschlagen. Im Supercup. Okay, zugegeben, das hat der BVB vor der vergangenen Saison auch geschafft - und es wurde dann doch nichts mit dem großen Angriff auf Josep Guardiolas FC Bayern in der Fußball-Bundesliga. Aber die Wolfsburger haben ihre Botschaft der letzten Monate eindrucksvoll untermauert: Hier ist ein Team, das die Münchner bezwingen und Titel gewinnen kann. Bei allem Respekt für die anderen Wolfsburger Spieler hat dieser Befund allerdings nur Bestand, solange Kevin de Bruyne das Trikot der Wölfe trägt. Manager Klaus Allofs bezifferte vor einigen Tagen die Wahrscheinlichkeit, dass der Belgier bleibt, auf "99,9 Prozent" - entgegen aller Gerüchte. Also, Herr Allofs: Wir verlassen uns auf Sie.
Was gibt’s Neues?
Das fragen sich die Wölfe-Fans wahrscheinlich im Sekunden-Takt. Vermutlich gibt es im Wolfsburger Raum abertausende Google-Alerts für "De Bruyne Wechsel". Geht er? Bleibt er? Der Belgier selbst gibt so sensationell undurchdringliche Statements ab, dass Angela Merkel ihn Gerüchten zufolge als Redenschreiber engagieren möchte. "Was passiert, kann ich nicht sagen", zitiert der Sportinformationsdienst de Bruyne. "Ich weiß von keinem Angebot. Wenn es ein Angebot gibt, werde ich es erfahren." Aha, also gibt es kein Angebot. Wobei: "Die Klubs entscheiden, was passiert. Wir müssen sehen, was Wolfsburg sagt." Okay. Niemand hat die Absicht, de Bruyne zu verpflichten. Außer diesem anderen Klub. Aber davon weiß de Bruyne nichts. Oder so. Vielleicht bringt das nächste Zitat mehr Klarheit? "Du weißt nicht, was passiert." Puh. Zum Glück sind es nur noch 19 Tage, bis das Transferfenster schließt.
Auf wen kommt es an?
Wie gesagt: Kevin de Bruyne. Der Belgier hat in der vergangenen Saison 31 Scorerpunkte aufgelegt. 10 Tore, 21 Vorlagen. Gibt der VfL Wolfsburg dem Werben von Manchester City nach, sind die Wölfe um 70 Millionen Euro reicher, die sie nicht dringend brauchen, aber um eine Chance auf den Titel ärmer. Wobei: Wenn de Bruyne weg ist, schlägt vielleicht endlich die Stunde von Nicklas Bendter. Der Däne hat zuletzt angedeutet, warum mindestens ein Mensch auf der Welt ihn für besser hält als Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Na gut, dieser Mensch ist er selbst, aber: Im glorreichen Supercup-Sieg über die vom Three-Lions-Syndrom befallenen Bayern erzielte er den späten Ausgleich und den entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen. Nur die erste Großtat des kommenden Fußballer des Jahres?
Was fehlt?
Kevin de … ach nein, stimmt nicht. Jedenfalls noch nicht. Wenn des Rudels Kern beisammen bleibt, haben die Wolfsburger eigentlich alle Zutaten für einen Angriff auf die Bayern parat. Der einzige wirklich gewichtige Neuzugang Max Kruse verleiht der gefährlichen Offensive noch ein wenig mehr Flexibilität. Mittlerweile sind die Wolfsburger so selbstbewusst, dass sie sich schon Gedanken um die anderen Vereine machen: "Die müssen den Respekt vor den Bayern ablegen", forderte Trainer Dieter Hecking im Interview mit der Münchner "Abendzeitung". Er meint damit vor allem die Teams von Rang sieben abwärts. In einer gedachten Tabelle der Top Sechs, in der nur die Spiele untereinander zählen, hätte der Meister die schlechteste Bilanz. Gegen die restlichen Vereine gaben die Bayern allerdings nur vier Punkte ab. Das bedeutet: Wollen die Verfolger den Münchnern näherkommen, brauchen sie Unterstützung aus der Liga.
Wie lautet das Saisonziel?
Wie war das noch, als Dieter Hecking vergangenen Dezember auf die neue Rolle als Bayern-Jäger angesprochen wurde? Wenn wir uns recht erinnern, hat er sich dafür herzlich bedankt, etwa so: "Jedes Mal dieselbe Scheiße, jetzt lasst das Gerede mal." Nun hat sein Team das Gerede dummerweise bestätigt, mit starken Leistungen in der Liga und dem Triumph im DFB-Pokal. Was sagt man da als Trainer, der vor der Saison nicht von der Meisterschaft reden will? Das hier: "Wir wollen das Erreichte bestätigen."
Die n-tv.de-Prognose
Wolfsburg geht mit breiter Brust, einem noch breiteren Kader und einer etablierten Spielidee in die neue Saison. Der einzige Schwachpunkt könnte die Innenverteidigung um den alternden Naldo und Timm Klose sein - sie wird in der Champions League auf eine harte Probe gestellt werden. Immer wieder kommt auch der Eindruck auf, den Wölfen fehlt es ein wenig an Biss, vor allem in vermeintlich einfachen Partien. Das Potenzial zum Titel ist trotzdem vorhanden – auch wenn es scheint, als könnte niemand die Meisterschaft gewinnen, wenn die Bayern sie nicht verspielen. Ein sicherer Tipp für die Champions-League-Ränge ist der VfL so oder so.
Quelle: ntv.de