Redelings Nachspielzeit

"Busen-Show" sorgt für Wirbel Als der FC Augsburg zur Trikotpräsentation blankzog

imago0016751204h.jpg

Die Augsburger hatten sich für den Saisonbeginn etwas besonderes einfallen lassen.

(Foto: imago/Krieger)

In der Bundesliga gibt es nichts, was es nicht gibt. Zur Saison 2013/14 sorgt der FC Augsburg mit einer speziellen Trikotpräsentation für Schlagzeilen - doch die Spieler scheinen begeistert. Beim FC Bayern ist Pep Guardiola das neue Maß aller Dinge. Da bleiben Jürgen Klopp am Ende nur noch Waschmaschinen-Vergleiche.

Zur Spielzeit 2013/14 hatte die Liga einen neuen Guru. Mit dem spanischen Erfolgstrainer Pep Guardiola zog der sogenannte Ballbesitz-Fußball in die Bundesliga ein. Die Experten jubilierten, die Bayern triumphierten und die Fans schauten nach dem 27. Spieltag fassungslos auf die Tabelle: Der FC Bayern München stand unter dem katalanischen Wundercoach bereits sieben Runden vor Schluss als neuer Deutscher Meister fest. So etwas gab es noch nie zuvor! Ein weiterer Rekord also, den die Roten in ihrer langen Erfolgsgeschichte für sich verbuchen konnten.

60 Jahre Bundesliga_Kranz.png

Auch wenn die Situation an der Tabellenspitze schon sehr früh klar war, wehrte Guardiola jede vorzeitige Gratulation immer wieder entschieden ab. "Don't frag mich Meisterschaft" wurde zum geflügelten Wort. Am Ende der Spielzeit war der Spanier mit seiner Mannschaft dennoch nicht ganz zufrieden. In der Champions League scheiterten die Bayern im Halbfinale kläglich am späteren Sieger des Cups, Real Madrid. Auch Sportdirektor Matthias Sammer war alles andere als begeistert. Mit hochrotem Kopf sprach er einen denkwürdigen Satz: "Aber wenn immer alles gut ist, neigt man natürlich auch ein bisschen dazu, und jetzt ist es eben mal nicht gut, und das ist gut, wenn es auch mal nicht gut ist."

Götze wechselt mit viel Aufsehen

ANZEIGE
Das neue Buch der Fußballsprüche
62
22,00 €
Zum Angebot bei amazon.de

Vor der Saison hatte es ordentlich Wirbel um den Wechsel eines hochtalentierten Nationalspielers von Borussia Dortmund zum FC Bayern München gegeben. Seit der früheren Jugend spielte Mario Götze für den BVB. Nun lief er in den Farben der Münchner auf. Und obwohl er in insgesamt 27 Bundesligapartien zum Einsatz kam und wie in der Vorsaison zehn Tore erzielte, werteten die Experten die Saison als Rückschritt. Daran konnte auch das vermutlich wertvollste Tor seiner Karriere nichts ändern: Sein Siegtreffer im WM-Finale brachte Deutschland nicht nur den Weltmeistertitel, sondern bescherte Mario Götze auch einen Ehrenplatz im Herzen der deutschen Fußballfans.

Einen anderen Spieler ließ der BVB hingegen nicht vorzeitig ziehen. Robert Lewandowski musste seinen Vertrag in Dortmund erfüllen. Doch bereits in der Winterpause unterzeichnete der polnische Nationalspieler beim FC Bayern einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019. Wie wertvoll Lewandowski für seinen Klub auch in dieser Saison war, zeigte der Gewinn der Torjägerkanone. Mit 20 Toren sicherte sich der Nationalkicker die begehrte Trophäe.

Ein Zitat von Marco Reus sorgte im Zuge dieser beiden Transfers für Aufregung. Die britische Zeitung "Daily Mirror" zitierte den Mittelfeldprofi mit dem Satz: "I wish luck to Lewa and Götze, but Bayern will never have me. Money ist not everything." Und obwohl die Fans Reus' Worte euphorisch feierten, entlarvte dieser das Zitat schon kurz danach als "Fake News".

Verletzungspech plagt Klopp

Der BVB belegte nach einer durchwachsenen Hinrunde am Ende den zweiten Tabellenplatz. Grund für das schwache Abschneiden in der ersten Halbserie waren vor allem Verletzungsprobleme. Aber auch in dieser schwierigen Zeit - man verpflichtete als Notlösung sogar den vereinslosen Manuel Friedrich - verlor einer seinen Humor nicht. Jürgen Klopp sagte über das Verletzungspech seiner Mannschaft: "Das ist wie im Leben. Wenn heute die Waschmaschine kaputt ist, ist morgen der Trockner im Arsch. Und dann gibt der Fernseher den Geist auf."

Im Tabellenkeller sorgte der 1. FC Nürnberg für ein Novum in der über 50-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga. Das Team schaffte in der kompletten Hinserie nicht einen einzigen Sieg. Am Ende stieg der Klub zum achten Mal ab und war in dieser Rubrik damit alleiniger Rekordhalter.

Zum Autor
  • Ben Redelings ist ein Bestseller-Autor und Komödiant aus dem Ruhrgebiet.
  • Sein aktuelles Buch "60 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum" ist ein moderner Klassiker aus dem Verlag "Die Werkstatt"

  • Mit seinen Fußballprogrammen ist er deutschlandweit unterwegs. Infos & Termine auf www.scudetto.de.

In Hoffenheim fiel ein Jahrhunderttor. Beim Spiel gegen Bayer Leverkusen köpfte Bayer-Stürmer Stefan Kießling die Kugel ans Außennetz. Leider befand sich genau an dieser Stelle ein Loch im Netz, durch das der Ball im Tor landete. Schiedsrichter Felix Brych gab den Treffer und sorgte damit für ein weiteres legendäres "Phantomtor" in der Bundesliga. Der Hohn und Spott Fußball-Deutschlands war dem Schiri anschließend sicher: "Für mich ist das jetzt auch keine tolle Situation, ein Tor zu geben, das keins war." Aber auch der Humor kam nicht zu kurz. Der DFB-Sportrichter Hans Lorenz meinte bei der Verhandlung zum verhinderten Nationalspieler Stefan Kießling augenzwinkernd: "Jetzt haben Sie endlich mal eine Einladung vom DFB bekommen."

HSV rettet sich in Relegation

Wieder einmal dramatisch entwickelte sich die Lage beim traditionsreichen Hamburger SV. Mit Ach und Krach schleppte man sich in die Relegation. Dafür reichten dem HSV in diesem Jahr unglaubliche 27 Punkte. So wenige wie noch nie. Als am 33. Spieltag die Bayern nach ihrer spektakulären Halbfinalniederlage in der Champions League gegen Real Madrid (0:4) in die Hansestadt reisten, sagte Franz Beckenbauer: "Wenn der HSV es nicht schafft, gegen so eine angeschlagene Mannschaft wie die Bayern zu gewinnen, gehören sie in die zweite Liga." Und obwohl sie auch an diesem Tag gegen die Münchner untergingen (1:4), retteten sie sich in der Relegation mit zwei Unentschieden (!) - 0:0 zu Hause und 1:1 auswärts - gegen die SpVgg Greuther Fürth gerade noch so vor dem Abstieg.

Mehr zum Thema

Immer wieder mal etwas Neues gab es in Augsburg. Die Trikotpräsentation des FC vor der Saison wurde von der Presse in "Busen-Show" umgetauft. Statt des aktuellen Jerseys trugen die Models das Trikot nur als aufgesprühtes Bodypainting auf der Haut. Während die Medien ("Der FC Augsburg zieht bei der Präsentation der neuen Trikots blank") und einige Fans ("Gratulation FCA, das dürfte dann der absolute Tiefpunkt in Sachen Marketing gewesen sein") irritiert waren, schien den Spielern die Idee durchaus zu gefallen. Gemeinsam mit den nackigen Damen liefen sie grinsend über den Catwalk und zeigten fröhlich das Design der neuen Trikots - mal mit mehr, mal mit weniger Stoff auf der Haut.

Randnotiz: Am Bundesliga-Himmel deutete sich erstmals, dafür umso entschiedener eine neue Macht an. RB Leipzig war in die zweite Liga aufgestiegen und rüstete weiter kräftig auf. Fußball-Deutschland schaute sehr genau hin und beäugte den unaufhaltsamen Aufstieg des Klubs, den die allermeisten Fans nach ihrem Hauptsponsor "Red Bull" nennen, mit manch bissigem Kommentar. Der Satz des Managers des FSV Mainz 05, Christian Heidel, stand für viele ähnliche Äußerungen: "Wir als Mainz 05 müssen Tickets und Spieler verkaufen, um investieren zu können, andere verkaufen dafür Autos und Brause."

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen