
Das Tor wird Helmut Winklhofer wohl nicht vergessen.
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Es war das "Tor des Monats" im August 1985. Der Bayern-Spieler Helmut Winklhofer schießt damals zum Saisonauftakt der Spielzeit 1985/86 ein spektakuläres Eigentor aus 35 Metern. Trainer Udo Lattek ist bedient, genauso wie Bremens Coach Otto Rehhagel.
Für den FC Bayern begann die Saison 1985/86 kurios-spektakulär. In der 34. Minute überwand Helmut Winklhofer seinen eigenen Keeper Jean-Marie Pfaff mit einem herrlich gezirkelten Heber aus 35 Metern. Den wunderschönen Sonnenschein genoss an diesem Tag nur der Heimklub. Bayer Uerdingen gewann mit diesem "Tor des Monats" 1:0. Das letzte Wort sollte allerdings Bayern-Trainer Udo Lattek gehören, der Winklhofer in der Halbzeit aus der Partie nahm und dies so begründete: "Das ist jetzt unser Torjäger. Ich wollte ihn für das nächste Spiel schonen!"
Trotz dieses ungewöhnlichen und punktelosen Auftakts wurden die Bayern am Ende wieder Meister. Und das lag vor allem an der Schwäche der Bremer, denen zum Schluss der Saison einfach die Nerven versagten. Michael Kutzop war es, der zum großen Unglücksraben der Spielzeit wurde. Am 33. Spieltag empfing Werder Bremen den FC Bayern München. Eine Minute vor Schluss pfiff Schiri Volker Roth Elfmeter für Werder. Antreten sollte Michael Kutzop. Und er war ein guter Schütze. Doch in diesem Moment sollte es einfach nicht sein. Die Partie endete nach Kutzops Fehlschuss mit 0:0.
Schon drei Spieltage vor Schluss hatte Otto Rehhagel gesagt: "Nach dieser Saison bin ich reif für die Schwarzwaldklinik!" Nun ließ er sich erst recht einweisen. Andere Werder-Offizielle versuchten die Angelegenheit mit Humor zu nehmen: "Jetzt steuern wir den Hattrick an. Die dritte Vizemeisterschaft hintereinander."
... dann ging Burgsmüller flitzen
In der Relegation kam es zu einem packenden Finale zwischen Fortuna Köln und Borussia Dortmund. Bis in die Nachspielzeit der zweiten Partie war die Fortuna aufgestiegen. Doch dann schlug in allerletzter Sekunde die "Kobra" zu. Jürgen Wegmann nach der Begegnung ganz locker: "Wenn ich im Sturmzentrum spiele, mache ich immer meine Kirschen. Das war immer so und wird auch immer so bleiben."
Ein kurioses Tor, über das die Bundesliga lachte, erzielte am 28. Spieltag bei der Partie SV Werder Bremen gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:0) Manni Burgsmüller. Der Werder-Stürmer schilderte den Treffer in der 55. Minute aus seiner Sicht so: "Der Ehrmann hält den Ball, ich liege so neben dem Tor, rappel mich auf und will zur Mitte. Da seh ich, wie der Gerry vor sich hinpennt. Ich geh' zu ihm hin und schubse dem mit der Hand die Pille aus dem Arm. Fällt der Ball auf den Boden und ich schieb ihn rein." Der Lauterer Torwart war alles andere als erfreut und drohte Burgsmüller mit der Faust. Burgsmüller: "Der Ehrmann machte ja Bodybuilding und konnte kaum laufen vor Kraft. Wenn der mir eine gescheuert hätte …" Es wäre wohl verdient gewesen! Denn Burgsmüller flüsterte dem erregten Keeper noch ins Ohr: "Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift." Dann ging er schnell flitzen!
Manni Burgsmüller sorgte in dieser Saison noch bei jemandem anderes für große Verwunderung. Hans Simon, Schalkes Zeugwart, rieb sich nach einer Begegnung mit dem "Schlitzohr" noch minutenlang die Augen. Vor ihm in der Kabine von Werder Bremen hatte Burgsmüller ganz versunken in eine sehr spezielle Tätigkeit gesessen: "Ich sah, wie Manni seine Schuhe mit unzähligen Flicken drauf im warmen Wasser fast eine halbe Stunde zärtlich durchknetete und knautschte - bis sie wieder in Passform waren." Anschließend gewann Werder mit 3:1. Alle drei Tore für Bremen schoss an diesem kalten Dezemberabend jedoch Burgsmüllers Sturmpartner Frank Neubarth.
Besonderer Bundesliga-Rekord
Am 8. Februar 1986 schaffte der Stuttgarter Michael Nushöhr einen ganz besonderen Bundesligarekord. Beim 7:0 gegen Hannover 96 verwandelte er als Erster überhaupt drei Elfmeter in einem Spiel. Nushöhr hinterher ganz aufgewühlt: "Beim dritten wusste ich nicht mehr, wohin ich schießen sollte!"
Für die ersten Lacher der Saison hatte schon vor dem ersten Anstoß der neue Trainer des VfB Stuttgart gesorgt. Otto Baric kam aus Österreich nach Deutschland und wurde von Journalisten gefragt, ob er denn auch Ahnung von der Bundesliga habe. Baric antwortete stolz: "Seit drei Jahren habe ich in Wien Kabelfernsehen. Ich kenne den deutschen Fußball von daher gut!"
Eine Art Saison-Schlusswort sprach Franz Beckenbauer: "Was mich am Fußball reizt, ist der Star, die Persönlichkeit. Die Mannschaft muss sich auf ihn einstellen und nicht umgekehrt. Ich hasse den sozialistischen Gedanken der Gleichmacherei im Mannschaftssport. Wenn die Entwicklung so weitergehen sollte, dass kein Platz mehr für Stars ist, dann gehe ich lieber zum chinesischen Wattepusten." Des "Kaisers" harte Worte hatten einen ernsten Hintergrund: Im Schnitt wollten in der Saison 1985/86 nur noch 17.662 Zuschauer die Partien der 1. Bundesliga sehen.
Quelle: ntv.de