Fußball-WM 2018

Der n-tv.de WM-Routenplaner Messi ghostet, Pogba wundert sich

Ein Geist? Pero no, ein Messi.

Ein Geist? Pero no, ein Messi.

(Foto: dpa)

Erst das Chaos, jetzt die Rettung? Lionel Messi greift mit Argentinien nach dem letzten Strohhalm. Für Island hat wohl das letzte Hu geschlagen - sie müssen volles Risiko gehen. Die "Socceroos" haben ein Remis-Problem.

Dieses Spiel dürfen Sie nicht verpassen

Keine Atempause, Fußballgeschichte wird gemacht: Gestern noch schrammte Cristiano Ronaldo mit Portugal beim Schuss von Irans Mehdi Tameni Sekunden vor Schluss um Ziegenbarthaaresbreite am Vorrundenaus vorbei, heute sollte sich sein ewiger Rivale Lionel Messi mal zu einer Kroos-Tat aufraffen, wenn er mit Argentien wenigstens im Turnier bleiben will, das er doch so dringend gewinnen möchte. Jorge Sampaoli nannte den WM-Pokal vor einigen Wochen eine "Waffe an Messis Kopf", es klang nach einer gehörigen Prise Drama zu viel, nach einer Shakespeare-Tragödie mit Neymar Jr. in der Hauptrolle. Aber wie Messi nun so dastand vor dem Spiel gegen Kroatien, als hätte er gerade ein Flashback nach Rio 2014, wer würde da nicht an Mario Basler denken und die "Körpersprache eines toten Froschs"? Und wie die Experten im argentinischen Fernsehstudio nach dem 0:3 dastanden und allen Ernstes eine Schweigeminute abhielten, als hätte sich Maradona vor Gram in seinen Zigarrenschneider gestürzt, wer würde da nicht einräumen, dass Argentiniens Nummer 10 schwerer auf den Schultern lastet als die von, sagen wir, Nigeria?

Die Spiele am Dienstag

16 Uhr: Australien - Peru, Sotschi
16 Uhr: Dänemark - Frankreich, Moskau
20 Uhr: Island - Kroatien, Rostow Am Don
20 Uhr: Nigeria - Argentinien, Sankt Petersburg

Nur mit einem Sieg gegen die "Super Eagles" um 20 Uhr in St. Petersburg (ARD/n-tv.de-Liveticker) kann Argentinien sein Schicksal in Gruppe D wenigstens noch in die Hände der schon qualifizierten Kroaten legen, die gleichzeitig in Rostow am Don (ARD One/n-tv.de-Liveticker) auf Island treffen. In dem Fall wäre Island in Zugzwang und nur mit einem Erfolg weiter, der das bessere Torverhältnis gegenüber Messi und Co. verteidigt.

Zeit für ein WM-Päuschen

Gute Nachricht von der peruanischen Nationalmannschaft: Jefferson Farfán fällt mit einer Gehirnerschütterung für das Spiel gegen Australien (16 Uhr, ARD One/n-tv.de-Liveticker) aus. Sicherlich eine große Enttäuschung für den Ex-Schalker, gute Besserung an dieser Stelle – aber endlich einmal die richtige Entscheidung einer medizinischen Abteilung, wenn sie denn nicht nur fiel, weil Peru ohnehin schon draußen ist. Jedenfalls legt Farfán die WM-Pause ein, die auch Marokkos Nordin Amrabat dringend gebraucht hätte. Im Auftaktspiel gegen Iran verletzte er sich bei einem Zusammenstoß am Kopf, die Ärzte an der Seitenlinie gaben ihm ein paar Schellen, bevor er, sichtlich desorientiert, ausgewechselt wurde. Nach einer Nacht im Krankenhaus sprach Amrabat von "fünf, sechs Stunden" Erinnerung, die ihm fehlen.

Fünf Tage später stand er gegen Portugal schon wieder auf dem Rasen – mit einem Kopfschutz, den er nach wenigen Minuten über die Seitenlinie pfefferte. Die Fifa rügte Marokko wegen des Verstoßes gegen das sogenannte "Concussion protocol": Eigentlich sollen Spieler mit einer Gehirnerschütterung frühestens sechs Tage nach der Verletzung wieder auf dem Platz stehen. Marokkos Trainer Hervé Renard lobte Amrabat dagegen als "Krieger", ein Bärendienst für alle, die vor der Gefahr durch Gehirnerschütterungen im Sport warnen – und auf dem Dummkopf-O-Meter nicht sehr weit von Donald Trumps Spott über die "soften" Regeln im American Football entfernt.

Was verursacht WM-Herzrasen?

Fünf Siege bis zum Titel? Samapoli macht Ernst.

Fünf Siege bis zum Titel? Samapoli macht Ernst.

(Foto: dpa)

Was waren das für Tage im Lager der Argentinier: Ein Putsch gegen Trainer Jorge Sampaoli? Eine Ablösung noch vor dem letzten Gruppenspiel? Alles schien möglich, der Coach am Ende. Lionel Messi soll Sampaoli sogar geghostet haben - "Ich habe ihm bei WhatsApp geschrieben, er hat es gelesen, aber nicht geantwort." Zwei blaue Haken, keine Antwort – brutaler geht es nicht. Vor dem Endspiel gegen Nigeria wahrten aber alle wieder die Fassade, Sampaoli brachte es sogar zustande, "fünf Siege bis zum Titel" zu fordern, ohne zu lachen.

Nigeria nimmt den Gegner trotz alledem ernst, natürlich wegen diesem Lionel Messi, der beim jüngsten 4:2-Erfolg der "Super Eagles" im Testspiel im November fehlte – wie im Prinzip auch in den ersten beiden Gruppenspielen. "Aber wenn er aufwacht, haben wir ein Problem", warnt Regisseur John Obi Mikel. Der Routinier wusste schon vor der Auslosung im Dezember, auf wen Nigeria treffen würde – auf Argentinien, wie in mittlerweile vier von fünf WM-Teilnahmen der "Super Eagles." They call it a Klassiker. Bislang gewann immer die "Albiceleste", das will vor allem Ahmed Musa ändern, gegen Island mit zwei Treffern Matchwinner. "Gegen Argentinien ist es einfach für mich, zu treffen", tönte der 25-Jährige. Sein Trainer Gernot Rohr will "keine Gnade, kein Mitleid und keine Geschenke" für Lionel Messi: "Die Frage ist nicht, ob Messi nach diesem Spiel zurücktritt. Es geht einzig darum, wer weiterkommt."

Die wird auch im Duell zwischen Kroatien und Island entschieden, wo Zlatko Dalic wohl alle fünf mit gelben Karten vorbelasteten Stammkräfte schonen wird. Was Islands Trainer Heimir Hallgrimsson nervös macht: "Frische Spieler, die zeigen wollen, was sie können bei einer WM, das ist immer gefährlich." Sein Team muss nicht nur gewinnen, sondern auch die Tordifferenz im Auge behalten – das verspricht ein munteres Spiel, meint auch Co-Trainer Helgi Kolvidsson: "Das ist ein Endspiel für uns. Wir gehen all in."

Ras, dwa, tri – die Zahl des Tages: 5

So, zur Auflockerung ein wenig Cat-Content auf Australisch: Falls Sie sich immer schon gefragt haben, was ein "Socceroo" sein soll, hier die sehr naheliegende Antwort – ein Känguru, das Fußball spielt. Die "Socceroos" in Menschengestalt müssen in Sotschi gegen die bereits ausgeschiedenen Peruaner gewinnen, um ihre Chance aufs Achtelfinale zu wahren, und das möglichst hoch – die Dänen haben nicht nur drei Punkte mehr, sondern auch die bessere Torbilanz. Das sorgt Down Under für Aufregung, denn mehr als zwei Treffer vom Elfmeterpunkt haben die Australier bisher nicht zustande gebracht. Die Zahl der Hoffnung ist die fünf – die Australier haben nämlich einen Mann im Kader, der schon ganze fünf WM-Tore auf seinem Konto hat, und mit einem weiteren Treffer in den Eliteklub von Cristiano Ronaldo, Pelé, Miroslav Klose und Uwe Seeler einziehen könnte – mit Toren bei vier aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften. "Ist es Zeit für Tim Cahill?" fragte eine Zeitung auf dem Titelblatt, auch andere Blätter warben für "Timmy" - allerdings sitzt die lebende Stürmerlegende nur als eine Art Maskottchen auf der Bank, ist 38 Jahre alt und hat seinen letzten Ligatreffer im Frühjahr 2017 erzielt.

FFF wie...? Bei Pogba wird alles unter die Lupe genommen.

FFF wie...? Bei Pogba wird alles unter die Lupe genommen.

(Foto: AP)

Falls Cahill dem Zahn der Zeit doch ein Schnippchen schlägt und trifft, werden bange Blicke der Fans Richtung Moskau wandern, zum größten Problem der Australier: Im Parallelspiel Frankreich gegen Dänemark (16 Uhr, ARD/n-tv.de-Liveticker) reicht nämlich beiden Teams ein Unentschieden für das Achtelfinale. Wie nicht anders zu erwarten, beteuern beide Seiten, voll auf Sieg zu spielen. "Wir werden Dänemark nicht helfen", sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps. Allerdings wird er wohl einige Gelb vorbelastete Spieler schonen. Sein Kollege Age Hareide sagte übrigens, er würde nie auf Unentschieden spielen: "Das bringt Passivität ins Spiel". An ihren Taten wirst Du sie erkennen.

Angeberwissen für's Public Viewing

Jetzt will also auch Maradona seine Hilfe anbieten. Er wolle einmal mit den Spielern sprechen, flehte der Weltmeister von 1986, um ihnen klar zu machen, was es bedeutet, das Trikot der "Albiceleste" zu tragen. Wenn wir an dieser Stelle mal ganz unbescheiden unsere Hilfe für Messi und Co. anbieten dürfen: Flieht, Ihr Narren!

Das letzte Mal, als er bei der "Albiceleste" etwas zu sagen hatte, flog der Trainer Maradona mit Messi im Viertelfinale der WM 2010 hochkant gegen Deutschland raus. Bei seinem letzten Auftritt als Spieler im Nationaltrikot bezwang Argentinien zwar bei der WM 1994 Nigeria (!) mit 2:1, die Fifa testete (!!) den damals 33-Jährigen nach dem Spiel allerdings positiv (!!!) auf fünf verschiedene Formen (!!!!) von Ephedrin und sperrte ihn sofort (!!!!!).

Redelings WM-Zeitreise

Flop Schwiz: Mitten im Sommermärchen 2006 lieferten die "Eidgenossen" eines der grausamsten K.o.-Spiele der jüngeren WM-Geschichte ab. Zur Verteidigung sei gesagt: Der Gegner aus der Ukraine war am monumentalen Langweiler an diesem 25. Juni in Köln nicht ganz unschuldig. Aber was die Schweizer im Elfmeterschießen anstellten, war eine Blamage, die ihr neben dem Achtelfinal-Aus gleich zwei WM-Rekorde bescherte, auf die sie lieber verzichtet hätten. Ben Redelings erinnert heute in seiner WM-Zeitreise an ein Spiel, das kaum Highlights produzierte - aber einige kuriose Geschichten.

Der Spruch zum Spieltag

"Das ist wohl die französische oder europäische Mentalität – man darf nicht eine Frisur haben und Fußball spielen."

Frankreichs umstrittener Superstar Paul Pogba wundert sich über die Kritik an seinem Auftreten, das manche Fans und Journalisten als arrogant empfinden.

Quelle: ntv.de

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