Der - fast - vergessene Olympiasieg Als die DDR-Fußballer Gold gewannen
18.08.2016, 13:10 Uhr
31. Juli 1976: Die Fußballer der DDR feiern in Montreal.
(Foto: imago/Pressefoto Baumann)
Vor 40 Jahren zeigen die Fußballer der DDR eines ihrer besten Spiele und gewinnen Olympia-Gold in Montreal - "mit spritzigem Angriff und sicherer Abwehr". Der Triumph von Dixie Dörner und seinen Kollegen ist beinahe in Vergessenheit geraten - zu unrecht.
Hans-Jürgen Dörner hat den Olympiasieg von 1976 noch immer vor Augen, jeden Tag. "Die Goldmedaille steht bei mir zu Hause in der Vitrine. Ich habe in meiner Karriere viel erreicht, aber dieser Erfolg übertrifft alles", sagt "Dixie" Dörner über jenen historischen Samstag in Montreal, an dem er die DDR zum bis heute einzigen Olympiasieg einer deutschen Fußball-Mannschaft führte. Am 31. Juli jährte sich das Finale gegen Polen (3:1) zum 40. Mal.
Doch während der damalige Kapitän Dörner noch immer einzelne Spielzüge beschreiben kann, ist der Triumph an sich ein wenig in Vergessenheit geraten. Wohl auch, weil die westlichen Nationen in Kanada "nur" mit Amateuren am Start waren, die Ostblock-Staaten jedoch ihre aus Staatsamateuren bestehenden A-Nationalteams schickten. Dörner hält dagegen: "Wir haben gegen Brasilien und Spanien gespielt, gegen Frankreich mit Platini. Natürlich waren das nicht die A-Teams, aber das waren deswegen keine Amateure. Das waren Profis, wenn auch noch junge", sagt der 65-Jährige. In der Tat war der Weg zu Gold kein Spaziergang: Der Finalgegner Polen war zwei Jahre zuvor WM-Dritter geworden, im Angriff stürmte WM-Torschützenkönig Grzegorz Lato.
"Unsere Mannschaft war einzigartig"
Doch jener 31. Juli 1976 erwies sich als Glückstag für die DDR. Am Morgen holte Waldemar Cierpinski Marathon-Gold und wurde zur Legende, wenige Stunden später lieferten die Fußballer eines ihrer besten Länderspiele. Längst vergessen war da das 0:0 gegen Brasilien zum Auftakt, nach dem DDR-Sportchef Manfred Ewald eine Brandrede gehalten und gedroht hatte, die Mannschaft nach Hause zu schicken. Im Finale hielt nicht einmal der miserable Rasen das Team auf. "Im Stadion war zuvor eine Reitveranstaltung. Danach wurde der Platz einfach mit grüner Farbe bestreut."
Hartmut Schade (7.) und Martin Hoffmann (14.) beruhigten schnell die Nerven, nach Latos Anschluss (59.) machte Reinhard Häfner (84.) alles klar. "Mit spritzigem Angriff und sicherer Abwehr zum ersten Olympiasieg", titelte das SED-Zentralorgan Neues Deutschland. 40 Jahre später ist das Team noch immer eine Einheit. "Wir telefonieren viel, bei Länderspielen treffen wir uns regelmäßig", sagt Dörner. Schmerzlich vermisst werden dann Trainer Georg Buschner, der 2007 starb, und Mittelfeldspieler Reinhard Lauck. "Mäcki" kämpfte nach der Karriere mit Alkoholproblemen, 1997 starb er an den Folgen eines Sturzes vom Fahrrad.
In Laucks Heimat Sielow, einem Vorort von Cottbus, wurde eine Kopie der Goldmedaille in den "Walk of Fame" vor dem Rathaus eingelassen. "Unsere Mannschaft war einzigartig, wir hatten Gold verdient", sagt Dörner. Bei den Spielen in Rio hofft er vor dem Finale zwischen dem DFB-Team und Brasilien am Samstag dennoch auf eine Wiederholung des Triumphs. Schon, dass sich überhaupt wieder mal deutsche Fußballer qualifiziert haben, nahm er mit Wohlwollen auf. "Wenn es Gold wird wie bei uns, würde es mich noch mehr freuen."
Quelle: ntv.de, Erik Roos, sid