Irreales Grubengold im Beachvolleyball Copa-Flüsterinnen brauchen Champagner

Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben an der Copacabana neue Maßstäbe im Beachvolleyball gesetzt.

Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben an der Copacabana neue Maßstäbe im Beachvolleyball gesetzt.

(Foto: REUTERS)

Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben ihr olympisches Meisterstück beeindruckend finalisiert. Im Beachvolleyballfinale deklassieren sie nicht nur ihre Gegnerinnen, sondern ernüchtern selbst die frenetischsten Fans.

Wer vier Jahre in tiefem Sand unterwegs ist, dem können die Beine schwer werden. Laura Ludwig verließ am Ende aber der Kopf. Ihr gingen die Worte aus, um ihren Weg nach Rio und dort auf den Olymp zu erklären, also die englischen. Irgendwann befand die 30-Jährige: "Ich werde müde. Ich brauche Champagner." Gold und Schampus, feiern statt reden. Nach einem letzten Kraftakt, der Ludwig und ihre Partnerin Kira Walkenhorst in Rio de Janeiro zu den ersten deutschen Olympiasiegerinnen im Beachvolleyball gemacht hatte. Es war ein verständlicher Wunsch.

Die wirklich wichtigen Antworten hatten Ludwig und Walkenhorst im Copacabana-Sand gegeben. Welche Aufgaben die brasilianischen Weltmeisterinnen Agatha und Barbara ihnen auch stellten, wie sehr die Zuschauer das Heimteam auch anfeuerten, was sie zumindest im ersten Satz noch so wild und ausdauernd taten, dass Ludwig und Walkenhorst ihr "eigenes Wort nicht verstanden" - die Deutschen waren nicht beeindruckt. Sie spielten beeindruckend. Die Sonderschichten der Scoutingabteilung, die in Rio in stundenlangen Analysen die Gegner analysiert hatte, zahlten sich in ihrer finalen Mitternachtsschicht im Beachvolleyball-Discotempel.

"Man hatte immer das Gefühl: Die beherrschen den Gegner, haben einen klaren Kopf", sagte Jonas Reckermann, 2012 gemeinsam mit Julius Brink selbst Beachvolleyball-Olympiasieger: "Das muss man auch erstmal schaffen hier. Das war sehr souverän in jeder Hinsicht." Die Brasilianerinnen hätten "sicherlich nicht perfekt gespielt, die können besser spielen. Aber das war heute eine andere Liga. Auch wenn die Brasilianerinnen gut gespielt hätten - in der Form wären Laura und Kira nicht zu stoppen gewesen."

Die nächste Ohrlasche für Brasilien

Sie zeigten ihre beste Leistung im wichtigsten Spiel. Ludwig und Walkenhorst setzten keinen goldenen Punkt unter ihr Olympia-Turnier. Es wurde ein Ausrufezeichen. Sieben Spiele, sieben Siege, nur einen Satz gaben sie in diesem Turnier ab. Im Endspiel denontierten sie in Brasilien zwei Brasilianerinnen mit 21:18 und 21:14, ernüchterten das Publikum, meisterten den mit Spielbeginn plötzlich auffrischenden Wind und trotzten auch noch Fußball-Legende Pelé, der vorab gesagt hatte: "Lasst uns beweisen, dass Fußball und Beachvolleyball Brasilien gehören." Dieses Gold, fanden sie und auch die geschlagenen Agatha: Es war verdient.

Und es war auch ein Sieg des gesamten Teams. Von Trainer Jürgen Wagner, in London schon mit Brink und Reckermann Olympiasieger, der Psychologen, der Physiotherapeuten, die Walkenhorst und Ludwig rechtzeitig zum Finale noch einmal mental und körperlich in Topform gebracht hatten. "Ich glaube, ich habe mich noch nie so alt gefühlt wie gestern nach dem Halbfinale", sagte Ludwig und lachte dann: "Aber heute war ich wieder 25."

Bevor Ludwig zum ersten Matchball aufschlug, schlängelten sich schon gelbe Menschenraupen zu den Ausgängen der Arena. Die Zuschauer hatten einfach genug. Nur weg. Das erwartete Pfeifkonzert war zu einem Seufzkonzert geworden, das Spiel zwar noch nicht vorbei, aber längst verloren. Drei Blocks gelangen Walkenhorst in den ersten sieben Ballwechseln des zweiten Satzes, "Mooooonsterbloock", wie der Stadionsprecher verkündete. Diese 6:1-Führung gaben Ludwig und Walkenhorst nicht mehr her.

Nach 43 Minuten flog der Aufschlag der Brasilianerin Barbara seitlich ins Aus und Deutschland war dank Laura Ludwig, 30 Jahre alt, Berlinerin, und Kira Walkenhorst, 25, geboren in Essen, erstmals Beachvolleyball-Olympiasiegerin. Walkenhorst sank auf die Knie, die Arme ausgebreitet. Ludwig schlug die Hände vor den Mund, dann umarmten sie sich. 2013 hatten sie zusammengefunden, das erste Jahr auf Probezeit zusammengespielt, viele Rückschläge weggesteckt. Nun bringen sie aus Rio Olympiagold mit nach Hause. Die Worte, die Ludwig dafür fand: "Unglaublich, irreal."

Quelle: ntv.de

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