Alles super bei Olympia IOC-Boss Bach stimmt Hymne auf China an
18.02.2022, 16:48 Uhr
Der Boss ist zufrieden.
(Foto: imago images/Bildbyran)
Die Olympischen Winterspiele in Peking biegen auf die Zielgerade ein. Zeit für IOC-Boss Bach eine Bilanz zu ziehen. Die fällt wenig überraschend euphorisch bis hymnisch aus. Parallel zu seiner Pressekonferenz fällen Menschenrechtler ein verheerendes Urteil.
IOC-Präsident Thomas Bach hat die Winterspiele in Peking als "sehr erfolgreich" bewertet. Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees verwies in seiner Bilanz auf "herausragende Leistungen der Athleten" und einen "beispiellosen olympischen Geist" unter den Teilnehmern. Dies sei "weit über dem, was ich bei früheren Olympischen Spielen erlebt habe", bekannte der 68-Jährige. Die Athleten seien mit dem Dorf, den Sportstätten, der Betreuung und Sicherheit in der Blase "extrem zufrieden" gewesen. Bei den Zuschauerzahlen im Fernsehen und bei Streamingdiensten habe man Rekorde gebrochen.
Zudem sei das Konzept der Organisatoren mit sehr strengen Maßnahmen gegen das Coronavirus aufgegangen. Die abgeschottete Blase sei "einer der sichersten Orte auf dem Planeten gewesen, wenn nicht der sicherte", sagte Bach. "Wir konnten uns alle sicher fühlen." In der Blase in Peking, Yanqing und Zhangjiakou müssen die 3000 Athletinnen und Athleten und mehr als 60.000 weiteren Teilnehmer der Spiele neben täglichen PCR-Tests ständig Masken tragen. Kontakt zur Bevölkerung in Chinas Hauptstadt ist nicht gestattet.
Die Spiele hätten auch eine "Botschaft" an die Welt gesendet: "Wenn alle in Solidarität die Regeln beachten und ihren Teil beitragen, lassen sich in einer Pandemie selbst so große Events wie die Olympischen Winterspiele ausrichten." Die olympischen Bewegung habe zudem mit der Austragung von zwei Großveranstaltungen in rund einem halben Jahr ihre Widerstandsfähigkeit gezeigt. Bach nahm dabei Bezug auf die Sommerspiele in Tokio, die pandemiebedingt um ein Jahr in den Sommer 2021 verschoben worden waren.
"Ein Traum für Chinas Präsident Xi Jinping"
Sein Bedauern sprach Bach Athleten aus, die nach positiven Tests mehrere Tage in Isolation verbringen mussten und teils ihre Wettkämpfe verpasst hatten. Diese hätten "extreme mentale und psychische Herausforderungen" zu bewältigen gehabt. Die von betroffenen Athletinnen und Athleten gerade zu Beginn kritisierten Zustände in der Quarantäne hätten sich im Verlauf der Spiele gebessert.
Menschenrechtler haben derweil, parallel zu Bach, eine sehr verheerende Bilanz der Olympischen Winterspiele in Peking gezogen. "Die Spiele waren ein Traum für Chinas Präsident Xi Jinping, aber ein Alptraum für die Menschenrechte", sagte Minky Worden von Human Rights Watch auf einer Online-Pressekonferenz mit Sportvertretern. Die Organisation kritisierte Menschenrechtsverletzungen in China wie die Verfolgung der Minderheit der Uiguren, Einschüchterung von Sportlern, chinesische Zensur und eine Politisierung der Spiele.
Die kommunistische Führung habe die Spiele benutzt, "um ihre Menschenrechtsverstöße zu vertuschen, ihre Macht und ihre Rolle auf der Weltbühne zu legitimieren", sagte Noah Hoffmann, dreifacher US-Skilanglauf-Meister und Olympia-Teilnehmer von 2018. "Das Internationale Olympische Komitee hat definitiv die falsche Wahl getroffen, indem die Spiele an Peking vergeben wurden." Die internationale Gemeinschaft müsse sicherstellen, "dass wir nie wieder in diese Lage kommen".
Massive Kritik am IOC
Die Aktivisten äußerten scharfe Kritik am IOC. "Durch ihr Schweigen sind das IOC und ihre Unternehmenspartner zu Komplizen für Pekings Bemühungen geworden, Menschenrechtsverletzungen vor der Weltöffentlichkeit durch Sport zu übertünchen", sagte Yaqiu Wang von Human Rights Watch. Menschenrechte seien eine "operative Voraussetzung für Olympische Spiele", hob die Organisation hervor.
"Ich habe mit vielen Athleten gesprochen, die mir gesagt haben, dass sie vorkommen und etwas sagen wollten, aber entschieden hätten, dass sich das Risiko nicht lohnt", berichtete Sportvertreter Hoffmann. Human Rights Watch zitierte Sportler wie den schwedischen Eisschnelllauf-Goldmedaillengewinner Nils van der Poel, der nach seiner Rückkehr gesagt habe, es sei "extrem unverantwortlich", Spiele an ein Land zu vergeben, "das Menschenrechte so himmelschreiend verletzt, wie das chinesische Regime es tut".
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid