Historischer Triumph für den Kosovo Kelmendis Gold wird zum politischen Appell

Emotional-historisch: Majlinda Kelmendi gewinnt das erste olympische Gold für den Kosovo.

Emotional-historisch: Majlinda Kelmendi gewinnt das erste olympische Gold für den Kosovo.

(Foto: imago/UPI Photo)

Judoka Majlinda Kelmendi gewinnt in Rio die erste Goldmedaille für das Kosovo. Der Triumph sorgt für große Gefühle und Tränen des Glücks bei der 25-Jährigen. Politische Statements will Kelmendi nicht abgeben - aber eine bewegende Botschaft an ihr Land schicken.

Mit der Goldmedaille um den Hals kommen Majlinda Kelmendi wieder die Tränen. Die Judoka atmet tief durch, dann lauscht sie glücklich lächelnd der Nationalhymne des Kosovo. Es ist das erste Mal, dass das kleine Land bei Olympia antritt, und Kelmendi hat für ihre Heimat bei den Sommerspielen in Rio die erste Goldmedaille gewonnen. "Ich wollte einfach nur weinen, es war so besonders", sagte die 25-Jährige über den Moment der Siegerehrung, als IOC-Präsident Thomas Bach ihr die Olympia-Medaille überreichte.

Odette Giuffrida (l.) wurde von Majlinda Kelmendi im Finale "geniederjudokat".

Odette Giuffrida (l.) wurde von Majlinda Kelmendi im Finale "geniederjudokat".

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Direkt nach ihrem Sieg durch Yuko im Finale gegen die Italienerin Odette Giuffrida hatte sich Kelmendi auf den Boden geworfen, die Hände vor das Gesicht geschlagen und hemmungslos schluchzend ihren Trainer umarmt. "Nach dem Finale konnte ich nicht mehr stehen, ich war so glücklich", berichtete sie. "Manchmal kann man seine Gefühle nicht beschreiben, so viele Dinge haben mich zum Weinen gebracht."

Die Judoka tritt in der Klasse bis 52 Kilogramm an und war 2012 in London noch unter albanischer Flagge gestartet. "Dieses Mal hatte ich meine Flagge, meine Hymne und das ist einer der ersten Gründe, warum ich so motiviert war und unbedingt gewinnen wollte", sagte sie. Erst seit acht Jahren ist das Kosovo unabhängig, Serbien hatte die Eigenständigkeit seiner Ex-Provinz jahrelang nicht anerkannt. Bis zur ersten Olympia-Teilnahme war es daher ein weiter Weg für den kleinen Balkanstaat. Noch am Sontag hatte die serbische Regierung ihren Athleten geraten, Kontakt mit Sportlern aus dem Kosovo zu vermeiden.

"Nicht nur Krieg im Kosovo"

Kelmendis Sieg hat daher auch eine politische Dimension, doch darüber wollte die junge Frau im Moment des größten Triumphes ihrer Karriere nicht sprechen. "Ich wollte der Welt zeigen, dass Kosovo ein Land ist, in dem es nicht nur Krieg gibt", sagte sie. "Die Leute in Kosovo sehen mich jetzt als eine Heldin. Ich möchte der jungen Generation sagen, dass sie alles schaffen können, was immer sie wollen, auch wenn man aus einem kleinen und armen Land wie Kosovo kommt."

Die Europameisterin und Weltmeisterin von 2013 und 2014 war schon bei der Eröffnungsfeier Fahnenträgerin ihres Landes gewesen und hatte die achtköpfige Delegation ins Maracanã-Stadion geführt. "Es fühlt sich an wie im Traum. Vielleicht werde ich nach ein oder zwei Wochen verstehen, was wirklich passiert ist", sagte die zierliche Athletin. Zahlreiche Kosovaren schwenkten während ihrer Kämpfe in Rio auf den Tribünen Fahnen und feuerten sie an.

Im Moment des Erfolges dachte Kelmendi daher auch an ihre Heimat und die 1,8 Millionen Landsleute. "Wir haben den Krieg überlebt, aber es gibt immer noch Kinder, die nicht wissen, ob ihre Eltern noch leben, die nichts zu essen haben", sagte sie. "Dieser Sieg bedeutet so viel für das gesamte Land."

Quelle: ntv.de, Miriam Schmidt, dpa

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