Hochkaräter fehlen bei Olympia Neureuther kann nicht, Björndalen darf nicht
01.02.2018, 17:23 Uhr
Ole Einar Bjärndalen ist der erfolgreichste Wintersportler aller Zeiten. Für Olympia wurde er allerdings nicht berücksichtigt.
(Foto: imago/Camera 4)
Das deutsche Olympia-Team ist schwer getroffen: Fünf Top-Athleten bleiben verletzt zu Hause. Die deutschen Medaillenhoffnungen sind daher gedämpft. Doch auch der erfolgreichste aller Wintersportler fährt nicht nach Pyeongchang.
Felix Neureuther hat seinen Frieden mit der verpassten Olympia-Chance gemacht. Doch neben Deutschlands verletztem Skistar muss der Deutsche Skiverband (DSV) auf fünf weitere Medaillenhoffnungen verzichten. Zudem fehlen im olympischen Dorf in Pyeongchang neben den gesperrten oder nicht eingeladenen russischen Sportlern noch einige andere Stars.
Neureuther genießt Familienidylle
Familie statt Olympia. Im Oktober wurde Deutschlands größter Skistar Vater von Tochter Matilda. Kurz vor Weihnachten kam dem 33-Jährigen die freie Zeit während seiner Kreuzbandverletzung recht - er feierte Hochzeit mit Ex-Biathletin Miriam Gössner. "Meine Tochter macht mich wirklich um einiges glücklicher, als mich jede Medaille hätte machen können", sagte Neureuther kürzlich. "Für uns und für mich es perfekt, so wie es jetzt ist." Miriam Neureuther ergänzte: "Für die deutschen Athleten ist es natürlich schade." Mit dem Comeback will sich Felix Neureuther Zeit lassen: "Mir läuft die Zeit nicht davon. Ob ich im Juni, Juli oder August auf Ski stehe, ist für mich nicht von so großer Bedeutung."
Freund macht stattdessen auf Bachelor
Einen Kreuzbandriss erlitt auch der Team-Olympiasieger im Skispringen von 2014, Severin Freund. Nun muss er zuschauen, ob seine Teamkollegen um Richard Freitag, Andreas Wellinger und Co. wie erhofft in Pyeongchang Gold verteidigen können. Er selbst steht seit gut einem Monat wieder auf Langlaufski und treibt seine Reha voran. Ein frühzeitiges Comeback hatte Freund stets ausgeschlossen. Erst im kommenden Sommer wolle er wieder von der Schanze springen. "Was das dann genau für ein Datum ist, ist nicht entscheidend. Ich will mir keinen Druck machen." In der sportfreien Zeit absolviert er die letzten Kurse seines Studiums im fränkischen Ansbach und bereitet seine Bachelorarbeit vor. Sein nächstes großes Ziel ist die nordische Ski-WM 2019 in Seefeld.
Streit um Zimmermanns Knie

Zimmermann hat sich gegen eine Knie-OP entschieden und damit den Zorn des DSV auf sich gezogen.
(Foto: dpa)
Einen Kreuzbandriss erlitt auch die Ski-Freestylerin. Mit dem Umgang damit verärgerte Zimmermann den DSV aber, denn sie nimmt sich mehr Zeit für die Heilung als gewünscht. Das stößt auf Kritik: "Man kann doch nicht einen Kreuzbandriss nicht operieren, den ganzen Sommer nichts tun, sich kurz vor Weihnachten ein bisserl auf die Ski stellen und dann sagen, ich fahre zu Olympia. Das hat mit Profisport nichts zu tun", sagte Alpinchef Wolfgang Maier. "Wir haben ihr jede Unterstützung angeboten. Wir hätten mit einer Orthese viel schaffen können, hätten ihr ein ganzes Programm zusammengestellt. Aber das wollte sie alles nicht." Die 21 Jahre alte Slopestyle-Weltmeisterin von 2015 rechtfertigte sich: "Natürlich hätte ich große Lust gehabt, mit dabei zu sein, aber das wäre einfach ein zu großes Risiko." Stattdessen wolle sich Zimmermann Zeit nehmen, "damit ich wieder voll fit werde".
Medaillenanwärterin Zacher fehlt ebenfalls
Mit dem Aus von Heidi Zacher muss die deutsche Olympiamannschaft einen weiteren Rückschlag verkraften. Die Skicrosserin galt nach dem bisherigen Verlauf der Saison als eine sichere Anwärterin auf eine Medaille, fällt nun aber ebenfalls wegen eines Kreuzbandrisses im linken Knie aus. Mit Freund, Zimmermann und Neureuther sowie seinem Alpinkollegen Stefan Luitz ist sie die Fünfte im DSV-Team in dieser Saison mit einem Kreuzbandriss. "Als ich das gehört habe, habe ich gedacht: Das gibt's doch gar nicht, was haben wir nur verbrochen", sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier. Die Ausfälle seien ganz bitter, nicht nur für den DSV, sondern vor allem für die Athleten.
Snowboarderinnen schaffen Norm nicht
Anders sieht es bei Amelie Kober und Anke Wöhrer aus: Die beiden hochdekorierten Snowboarderinnen haben dem Kampf um eine Olympia-Teilnahme verloren. Das Duo, das 2014 in Sotschi noch Medaillen geholt hatte, scheiterte im zweiten Parallel-Riesenslalom beim Weltcup im slowenischen Rogla in der Qualifikation. Damit ließen beide ihre letzte Chance auf die Erfüllung der nationalen Norm ungenutzt. Das Olympia-Aus kommt für Kober und Wöhrer allerdings nicht sehr überraschend, hatten sie doch zuletzt mit Verletzungen und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Beide hatten nur die halbe Olympia-Norm erfüllt.
NHL erteilt klare Absage
Die Winterspiele haben eine ihrer größten Attraktionen verloren. Seit 1998 pausierte die NHL stets und gab ihre Weltstars für Olympia frei. Die Millionäre freuten sich alle vier Jahre wie kleine Kinder auf das größte Sport-Spektakel und sorgten für unvergessene Momente. 2010 etwa, als der weltbeste Profi Sidney Crosby Kanada in der Final-Overtime zur Goldmedaille gegen die USA schoss. "Diese Chance kommt für viele nur einmal im Leben", sagte Alexander Owetschkin von den Washington Capitals. Der Russe ist ein weiterer Weltstar, der sich nur schwer mit der NHL-Weigerung abfinden kann.
Während andere Nationen immer noch über ein immenses Repertoire an hochtalentierten Spielern verfügt, trifft der Olympia-Boykott der NHL vor allem Bundestrainer Marco Sturm hart. Die jüngsten Erfolge des Nationalteams hingen vor allem auch mit dem Mitwirken der NHL-Spieler zusammen. Die Chance auf Olympia bleibt nicht nur dem besten deutschen Profi, Leon Draisaitl, verwehrt. Auch Tom Kühnhackl, der Deutschland im Qualifikationsturnier 2016 zurück zu Olympia geschossen hatte, muss zuschauen. "Ich würde gerne mein Vater sein, bei Olympia 1976 in Innsbruck", sagte der Sohn des damaligen Bronzemedaillengewinners Erich Kühnhackl - trotz seiner bereits zwei Stanley-Cup-Titel mit den Pittsburgh Penguins.
Björndalen ist schwer enttäuscht
Auch der erfolgreichste Winter-Olympionike Ole Einar Björndalen fehlt. Der 44 Jahre alte Rekord-Weltmeister und Weltcupsieger wurde von Norwegen nicht nominiert. Björndalen reagierte enttäuscht: "Ich glaube, ich hätte in Form kommen können bis Olympia." Als Betreuer seiner weißrussischen Ehefrau Darja Domratschewa darf er aber dennoch nach Pyeongchang reisen.
Für Koukalova gibt es Schlimmeres
Und dem Biathlon fehlt noch ein Aushängeschild: Auch Tschechiens Biathlon-Superstar Gabriela Koukalova hat es nicht geschafft. Die 28-Jährige wurde aufgrund anhaltender Probleme mit der Wadenmuskulatur nicht nominiert. Die Deutsche Laura Dahlmeier hat damit eine Konkurrentin weniger. "Mein Traum von Olympia ist zerflossen", sagte die tschechische "Sportlerin des Jahres" 2017. "Aber man sollte keine Tragödie daraus machen. Es gibt viel schlimmere Dinge auf der Welt, als dass ich die eine Saison auslassen muss."
Quelle: ntv.de, lsc/dpa/sid