Basketball-Turnier ohnegleichen Wer schlägt das beste Team, das es bei Olympia je gab?

Superstar LeBron James lässt die Muskeln spielen.

Superstar LeBron James lässt die Muskeln spielen.

(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)

50 NBA-Profis und sieben der neun besten Mannschaften der Welt stellen das vermeintlich stärkste Olympia-Feld der Geschichte. Die mit künftigen Hall of Famern gespickten Amerikaner sind Top-Favorit auf Gold. Weltmeister Deutschland konkurriert ebenfalls um Edelmetall.

Das olympische Basketball-Turnier der Männer in Paris und Lille startet mit der Partie Spanien gegen Australien. In den nächsten zwei Wochen wird das vermeintlich stärkste Feld in der Geschichte internationaler Basketball-Wettbewerbe um Edelmetall konkurrieren. Zwölf Teams, unterteilt in drei Vierergruppen, werden zunächst in einer Vorrundenphase, die im Pierre Mauroy Stadion in Lille stattfindet, die acht Viertelfinalisten ausspielen. Die jeweils zwei besten Teams in jeder Gruppe sowie die zwei besten Drittplatzierten treten dann am 6. August in der Accor Arena in Paris im K.-o.-Format um den Einzug ins Halbfinale (8. August) und Finale (10. August) an.

Sieben der zurzeit neun besten Mannschaften der Welt (laut FIBA-Ranking) und insgesamt 50 aktive NBA-Spieler geben sich die Ehre bei diesem Turnier, das an Starpower und Spannung alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen wird. LeBron James, Nikola Jokic, Giannis Antetokounmpo, Steph Curry, Kevin Durant, Shai Gilgeous-Alexander, Victor Wembanyama... Die größten Namen der Welt geben sich in Frankreich den Basketball in die Hand. Wer darf sich berechtigte Hoffnungen aufs Podium machen? n-tv.de macht den Favoriten-Check.

Weltmeister auch olympischer Mitfavorit

International gefürchtet: die deutschen Weltmeister.

International gefürchtet: die deutschen Weltmeister.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Die deutsche Mannschaft kommt nicht nur als amtierender Weltmeister, sondern auch als einer der Mitfavoriten. Teams auf allen Kontinenten fürchten die Auswahl von Gordon Herbert, die nicht nur dank ihrer Balance aus Angriff und Verteidigung, ihrer Vielseitigkeit – nur wenige Teams können wie Deutschland klein oder extra groß spielen – und ihrer modernen Spielweise zu den gefährlichsten im Feld zählt. Vor allem die Kontinuität, die Herbert über die vergangenen Sommer etabliert hat, ist für die Konkurrenz beneidenswert. "Wir haben natürlich nicht viel Zeit im Sommer, aber müssen nie bei Null anfangen, weil wir so gut eingespielt sind. Das sieht dann immer recht schnell so aus, wie es soll", erklärte der deutsche Kapitän Johannes Voigtmann gegenüber n-tv.de.

Nahezu unverändert gegenüber dem großen Erfolg des Vorjahres gehen die Deutschen auch in dieses Turnier. Angeführt von Dennis Schröder (Brooklyn Nets) und den NBA-Profis Franz und Moritz Wagner (beide Orlando Magic) sowie Daniel Theis (New Orleans Pelicans), vervollständigen Voigtmann, Andreas Obst, Isaac Bonga, Maodo Lô, Johannes Thiemann, Niels Giffey sowie die beiden Neuadditionen Nick Weiler-Babb und Oscar Da Silva das Kontingent von Coach Herbert.

"Sie spielen schon lange zusammen und kennen sich in- und auswendig", sagte US-Megastar LeBron James zu Beginn dieser Woche, rund ums letzte Vorbereitungsspiel beider Teams in London. Am Montag hatte es einen James in Topform gebraucht, um eine Niederlage gegen Deutschland zu verhindern. Beim knappen 92:88 Erfolg übernahm der 39-Jährige kurz vor Schluss die Kontrolle, erzielte die letzten elf Punkte für die USA und brillierte an beiden Enden. Anschließend lobte er das deutsche Team für dessen Qualität und die Gegenwehr im letzten Test vor Beginn der Spiele. Eine Medaille ist das Minimalziel. Um diese auch zu erreichen, will Deutschland noch schneller, aggressiver und geschlossener spielen als 2023 in Asien.

Es wird das letzte Turnier für den Bundestrainer Herbert sein. Der Macher der erfolgreichsten Mannschaft in der Geschichte des deutschen Basketballs hat seit der Amtsübernahme 2021 und einem von allen Protagonisten eingeforderten Drei-Jahres-Commitment stetig auf dem Erreichten aufgebaut, von Bronze bei der EuroBasket 2022 zum sensationellen WM-Gold 2023 in Manila. Jetzt will der Cheftrainer, der nach den Olympischen Spielen den FC Bayern übernimmt, seinen einzigartigen Lauf beim DBB mit einer olympischen Medaille krönen.

Australien, Griechenland, Spanien: Die Herausforderer

Neben Deutschland und der klaren Nummer eins buhlen gleich sechs weitere Schwergewichte um einen Platz auf dem Podium – mit mehr oder minder realistischen Pfaden dahin: Kanada, Serbien, Frankreich, Australien, Griechenland und Spanien. Die krassen Außenseiter Brasilien, Japan, Puerto Rico und Süd-Sudan haben nur geringe Chancen aufs Weiterkommen, wenngleich mindestens eines dieser Teams aufgrund des Formats den Sprung ins Viertelfinale schaffen wird. Japan und Brasilien sind Gegner der Deutschen und Franzosen in Gruppe B, während Puerto Rico und Süd-Sudan in Gruppe C gegen USA und Serbien ums Überleben kämpfen.

Der beste Spieler der Griechen steht eher einsam da: Giannis Antetokounmpo.

Der beste Spieler der Griechen steht eher einsam da: Giannis Antetokounmpo.

(Foto: IMAGO/Icon Sportswire)

In der "Todesgruppe" A kabbeln sich derweil vier große Basketball-Nationen um einen Platz unter den letzten Acht. Spanien wird zwar im FIBA-Ranking nach wie vor an Nummer zwei geführt, hat seine besten Tage jedoch längst hinter sich. Das Talentlevel hat in den vergangenen Jahren immer mehr abgebaut (nur noch zwei NBA-Spieler im Kader, Santi Aldama und Usman Garuba), die Erfolge aus 2008 und 2012 (Olympia-Silber) sowie 2006 und 2019 (WM-Gold) sind nur noch Folklore. Bei den vergangenen zwei interkontinentalen Turnieren schnitten die Iberer weit unter ihren Erwartungen ab (Rang sechs in Tokio 2021, Rang neun bei der WM 2023).

Griechenland gewann dank Megastar Antetokounmpo (Milwaukee Bucks) sein Qualifikationsturnier und schaltete dabei Luka Doncics (Dallas Mavericks) Slowenen und die Kroaten aus. Der zweimalige NBA-MVP ist zum ersten Mal seit 2019 wieder bei einem internationalen Turnier dabei und eigentlich kaum zu bremsen. Dummerweise fehlt den Griechen aber sonst so gut wie jegliche Firepower, was es Gegnern einfach macht, gegen den "Greek Freak" defensiv aufzuladen und den Hellenen den Zahn zu ziehen.

Australien gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio seine erste Medaille überhaupt (Bronze) und kommt mit gleich acht NBA-Spielern nach Frankreich. Angeführt vom jungen Allrounder Josh Giddey und FIBA-Veteran Patty Mills sahen die "Boomers" in der Vorbereitung hervorragend aus (6-1-1 Bilanz). Das Team von Coach Brian Goorjian spielt schnell und ist offensiv in der Lage, mit jedem Gegner mitzuhalten.

Kanada, Frankreich, Serbien: Die Schwergewichte

Der Top-Favorit in Gruppe A – und eines der ganz wenigen Teams, dem sogar ein Sieg gegen die USA zuzutrauen ist – Kanada holte WM-Bronze 2023 und reist mit einem beinahe vollen NBA-Kader an. MVP-Kandidat Shai Gilgeous-Alexander und Jamal Murray stellen den besten Backcourt im Turnier, während die Flügel-Armada um RJ Barrett sowie den beiden Defensiv-Assen Dillon Brooks und Lu Dort jeden Gegner vor große Probleme stellen kann. Der Frontcourt ist weniger imposant und der Weg durchs Turnier mit gefährlichen Fallen gepflastert. Die Kanadier wirken jedoch überreif für ihre erste Olympia-Medaille seit 1936.

Wunderkind "Wemby" schultert Frankreichs Hoffnungen.

Wunderkind "Wemby" schultert Frankreichs Hoffnungen.

(Foto: IMAGO/PanoramiC)

Auch Gastgeber Frankreich will unbedingt aufs Podium. Überall, wo man in Lille hinblickt, überragt ein Mann das Geschehen: Wunderknabe und Rookie of the Year, Wembanyama. Ob der 20-jährige Superstar sein Heimatland bereits bei seinem ersten internationalen Turnier zum Erfolg führen kann, ist eine der großen Fragen bei diesem Gigantenturnier. Die Vorbereitung verlief katastrophal, nicht nur angesichts der zuletzt vier Niederlagen in Folge (gegen Deutschland, Serbien, Kanada und Australien). Der Kader offenbarte eklatante Schwächen auf den Guard-Positionen, die trotz der Dominanz im Frontcourt (Wembanyama zwischen Defensive Player of the Year Rudy Gobert und Nic Batum) zum Verhängnis werden könnten.

Der ehemalige deutsche Bundestrainer Svetislav Pesic kann auf die kompletteste und beste Truppe seiner neuesten Amtszeit als serbischer Nationaltrainer zugreifen. Zum starken WM-Silbermedaillen-Kader des Vorjahres um FIBA-Superstar Bogdan Bogdanovic, Big Man Nikola Milutinov, Defensiv-Spezialisten Aleksa Avramovic und Ognjen Dobric, sowie den Youngstern Nikola Jovic und Filip Petrusev, gesellen sich diesmal auch ein dreifacher NBA-MVP und ein Euroleague-MVP hinzu. Dank Megastar Nikola Jokic und Vasilje Micic zeigte die Truppe vom Balkan bereits gegen Frankreich und Griechenland in der Vorbereitung, wozu sie in Vollbesetzung in der Lage ist – und dass sie wieder das Finale erreichen kann.

Team USA: Locker Gold wie das Dream Team 1992?

Dort (also im Finale) dürften mit Sicherheit die USA warten, die das vielleicht talentierteste Team ihrer Geschichte mobilisiert haben. Die Legendentruppen von 1992 und 2008 wollen da sicherlich ein Wörtchen mitreden, aber James, Curry und Durant sind die Headliner einer Auswahl, die über insgesamt elf All-Stars und so viel spielerische Qualität verfügt, dass Assist-King Tyrese Haliburton und NBA-Champion Derrick White so gut wie gar keine Einsatzzeit sehen dürften – vor allem, wenn der bisher an der Wade lädierte Durant bald aufs Parkett zurückkehrt. Der beste amerikanische Olympia-Punktesammler aller Zeiten sah beim Shootaround vor beiden Partien in London und bei allen fünf Traininseinheiten zuletzt gut aus, hat aber keines der fünf Vorbereitungsspiele der Amerikaner absolviert.

Die US-Boys schrammten mehrmals nur knapp an einer Blamage vorbei – so wie beim 101:100 Sieg gegen Süd-Sudan oder beim Crunchtime-Sieg gegen den DBB – und brachten Coach Steve Kerr mehrmals auf die Palme. "Wir müssen jeden Abend bereit sein, diese Teams geben alles gegen uns. Wir denken, niemand kann uns schlagen, aber man hat gesehen, dass es doch passieren kann, also müssen wir bereit sein", warnt Jungstar Anthony Edwards, einer der besten Scorer dieses Teams.

Kerr setzte bisher in jeder Partie auf zwei autarke Fünfer-Lineups, die er jeweils im Fünf-Minuten-Rhythmus auf die Gegner hetzte. Ihre größten Stärken – athletischer Fastbreak-Basketball und erstickende Abwehrarbeit – riefen die Amerikaner aber nur phasenweise ab, auch weil Big Man Joel Embiid wie ein Fremdkörper wirkte und die Automatismen dieser Truppe noch nicht etabliert waren. "Wir können verlieren, wenn wir nicht unsere Art von Basketball spielen" mahnte zuletzt auch Megastar Curry.

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Viermal in Folge und siebenmal in acht Versuchen, seit NBA-Spieler im Jahr 1992 zugelassen wurden, gewannen die USA Gold. Für Curry sind es die ersten Olympischen Spiele, für James und Durant vermutlich die letzten. Auf dem Papier kann niemand auch nur ansatzweise mit diesem Team mithalten. Der Raum für Fehler ist jedoch minimal, die Konkurrenz besser denn je. Basketball ist längst international. Das hat nicht nur James in den vergangenen Wochen immer und immer wieder betont, wann immer er mit den Medien sprach.

"Wir brauchen 40 Minuten Konzentration und vollen Fokus", verlangt Coach Kerr. "Wir dürfen nicht, wie bisher, zulassen, dass Teams mehr Einsatz und Energie an den Tag legen, als wir. Wir haben noch ein Extra-Level, das wir erreichen können. Zeit für uns alle, mental, strategisch und spielerisch einzurastern. Es geht los ..."

Quelle: ntv.de

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