So läuft der elfte Tag in Peking Vier Goldchancen warten auf das deutsche Team
14.02.2022, 18:46 Uhr
Im Abfahrtstraining gehörte Weidle zu den Schnellsten.
(Foto: imago images/Eibner Europa)
Alles oder nichts: Mit dieser Maßgabe gehen die Biathlon-Herren in die Staffel, der eigene Anspruch ist eindeutig. Im Zweierbob ist sogar ein deutscher Dreifachsieg denkbar, auch die Nordischen Kombinierer sind Favoriten auf Gold. Und Kira Weidle setzt sich am elften Olympia-Tag auch große Ziele.
Biathlon: Die Staffel (7.30 Uhr MEZ) wird Erik Lessers letztes Olympia-Rennen. "Ich hoffe, das beflügelt mich ein bisschen und hemmt mich nicht so sehr", sagte der 33-jährige Thüringer. Gemeinsam mit Roman Rees, Benedikt Doll und Schlussläufer Philipp Nawrath peilt er über 4x7,5 Kilometer Edelmetall an. "Das Ziel ist eine Medaille, ganz klar. Entweder hopp oder top. Wir sind jetzt nicht in der Favoritenrolle, aber ich bin da schon optimistisch, dass wir es schaffen können", sagte Rees.
Einzig das Material bereitet Sorgen. In den ersten Rennen bei klirrender Kälte im National Biathlon Centre von Zhangjiakou funktionierten die deutschen Skier einwandfrei. "Als es so kalt war, waren wir in der Pole Position", sagte Rees. Dann hatte ein Wetterumschwung mit höheren Temperaturen und stumpfem Neuschnee das DSV-Team im Vergleich zur Konkurrenz zurückgeworfen. "Es wird jetzt auch wieder kälter", äußerte Rees ein wenig hoffnungsvoll. Am Wettkampftag werden weniger als minus 15 Grad Celsius erwartet, deshalb wurde die Startzeit vorverlegt. Als Favoriten gelten Norwegen, Frankreich und Schweden.
Bob: Die deutschen Zweierbob-Piloten sind wieder in der Goldspur. Fahnenträger Francesco Friedrich und Johannes Lochner (0,15 Sekunden zurück) liefern sich im Sliding Centre Yanqing nach zwei von vier Läufen ein Duell um den Olympiasieg. Selbst ein deutscher Dreifach-Erfolg scheint möglich: Christoph Hafer ist auf Platz vier nur fünf Hundertstelsekunden vom Bronze-Rang entfernt. Lochner will in den entscheidenden Läufen drei (13.15 Uhr MEZ) und vier (14.50 Uhr MEZ) attackieren. "Der zweite Lauf hat gezeigt, dass wir mithalten können. Wir wollen natürlich angreifen und den Franz ein bissel ärgern", sagte er. Angesichts der selektiven Bahn warnte der WM-Zweite im kleinen Schlitten aber auch davor, dass Patzer noch die erhoffte Medaille kosten können. Dritter ist mit schon 0,94 Sekunden Rückstand der Russe Rostislaw Gaitjukewitsch.
Nordische Kombination: Noch ohne "König" Eric Frenzel, dafür aber mit einem ehrgeizigen Nachfolger wollen die deutschen Kombinierer ihre olympische Goldserie fortsetzen. "Ich weiß, dass ich ganz vorne sein kann, wenn mir ein guter Tag gelingt", sagte Normalschanzen-Sieger Vinzenz Geiger vor dem Einzel von der Großschanze. Er gewann den letzten Trainingsdurchgang mit einem Traumflug auf 142,5 Meter klar, in der Loipe ist er ohnehin kaum zu stoppen. Gelingt Geiger am deutschen Vormittag (Springen ab 9 Uhr, 10-Kilometer-Lauf ab 11.30 Uhr) der erneute Coup, würde er Geschichte schreiben: Zweimal olympisches Einzel-Gold in einem Jahr schaffte bislang nur der Finne Samppa Lajunen 2002 in Salt Lake City. "
Neben dem 24-Jährigen werden auch Pyeongchang-Olympiasieger Johannes Rydzek, Julian Schmid und erstmals Manuel Faißt versuchen, das fünfte Kombinierer-Gold in Folge nach Deutschland zu holen. Faißt ersetzt den weiter in Isolation sitzenden Terence Weber, für den Olympia damit beendet ist. Eric Frenzel darf nach Entlassung aus der Isolation immerhin auf einen Einsatz in der Staffel hoffen. Ein Rennen gegen die Zeit wartet dagegen auf Goldkandidat Jarl Magnus Riiber, der kurz vor der Entlassung aus der Isolation steht. Im Training fehlte der Norweger zwar, nach Aussage des Teamarztes Aasne Fenne Hoksrud ist ein kurzfristiger Start aber möglich.
Ski alpin: Kira Weidle will ganz nach oben. Platz zwei in der Olympia-Abfahrt wie beim Abschlusstraining ist für sie kein Ziel. "Da war ja noch eine schneller", sagte sie und lachte. Sicher ist: Die WM-Zweite geht als eine der Favoritinnen ins Rennen der Königsdisziplin (4 Uhr MEZ). "Grundsätzlich stimmt das Gefühl", sagte sie über ihre beiden Testfahrten auf der "Rock"-Piste. In der ersten war sie die Beste derjenigen, die keinen Torfehler hatten, beim zweiten Mal war nur Joana Hählen 0,23 Sekunden schneller.
Doch anders als die Schweizerin richtete sich Weidle kurz vor dem Ziel auf. "Ich war noch nicht bei 100 Prozent, da ist noch Zeit drin", sagte sie, "von der Körpersprache kann ich auch noch ein bisschen zulegen." Das wird nötig sein. Olympiasiegerin Sofia Goggia scheint trotz schwerer Knieverletzung bereit. "Ich habe mich großartig gefühlt und bin zuversichtlich", sagte die Italienerin nach Platz vier im letzten Testlauf. "Es ist ein Wunder, dass sie bei der Diagnose überhaupt am Start steht, das hat uns sehr überrascht", sagte Weidle über die Speed Queen, um die sie sich ein wenig sorgt: "Das Wichtigste ist, dass sie gesund ins Ziel kommt und nicht wieder überpaced."
Ski Freestyle: Superstar Eileen Gu ist vier Tage nach ihrem Olympiasieg im Big-Air-Wettbewerb auch im Slopestyle eine der Favoritinnen, wenn es ab 2.30 Uhr MEZ um die Medaillen geht. Die 18 Jahre alte Doppelweltmeisterin, in den USA aufgewachsen und für China am Start, landete in der Qualifikation auf Rang drei. Die einzige deutsche Starterin Aliah Delia Eichinger stürzte im ersten Lauf und schied als 17. wie schon im Big-Air-Wettbewerb aus.
Snowboard: Annika Morgan hat auch im Big-Air-Wettbewerb das Finale erreicht. Zwei Tage nach ihrem 20. Geburtstag landete sie in der Qualifikation in Shougang auf Rang acht. Bereits im Slopestyle hatte sich Morgan für das Finale (2.30 Uhr MEZ) qualifiziert und war dort Achte geworden."Ich hatte gar keinen Druck. Es wäre kein Weltuntergang gewesen, es heute nicht ins Finale zu schaffen", sagte Morgan, die sich im Ziel über digitale Grüße von ihrer Familie aus der Heimat freute.
Leon Vockensperger und Noah Vicktor verpassten hingegen wie schon im Slopestyle die Teilnahme am Finale (6 Uhr MEZ) deutlich. Vicktor wurde 24., Vockensperger (90,00) landete einen Rang dahinter. Der Kanadier Max Parrot, der drei Jahre nach seiner Krebsdiagnose im Slopestyle zum Olympiasieg gefahren war, war Bester in der Big-Air-Qualifikation.
Eishockey: Drei Partien haben Deutschlands Eishockey-Cracks bei Olympia zum Einspielen und zur Gewöhnung an die kleinere Eisfläche benötigt - jetzt gilt's. Gegen die Slowakei (5.10 Uhr) soll der Einzug ins Viertelfinale perfekt gemacht werden. "Wir haben jetzt wirklich verstanden, wie wir auf dieser Eisfläche spielen müssen", sagte Kapitän Moritz Müller vor dem Entscheidungsspiel. "Es geht nur um ein Spiel. Nerven und Verfassung müssen auf den Punkt da sein. Dann ist viel möglich", sagte Angreifer Patrick Hager. Beide waren schon vor vier Jahren Teil des Teams, das in Pyeongchang Silber gewann. Auch damals war nach der Vorrunde ein Entscheidungsspiel nötig. 2018 gewann man gegen die Schweiz.
Eisschnelllauf: In den Teamverfolgungen der Damen (9.27 Uhr) und Herren (9.48 Uhr) sind keine deutschen Mannschaften am Start. In der Frauenkonkurrenz gelten Japan und Kanada als Favoriten auf die Goldmedaille, bei den Männern könnte es im spannendsten Fall auf einen Vierkampf zwischen den Niederlanden, den USA, Norwegen und den Athleten des Russischen Olympischen Komitees hinauslaufen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa