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Beruhigter reisen Was können Airtags und andere Gepäck-Tracker?

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Wo ist denn der Koffer gerade? Ein Blick in die App verrät es - sofern das Funksignal des Trackers gefunden wurde.

Wo ist denn der Koffer gerade? Ein Blick in die App verrät es - sofern das Funksignal des Trackers gefunden wurde.

(Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Tracker können helfen, Gepäck zu finden, wenn es vergessen wird oder aus anderen Gründen abhandenkommt. Die Möglichkeiten der kleinen Bluetooth-Geräte haben allerdings enge Grenzen.

Wenn der Koffer oder der Rucksack weg ist, wurde das Gepäckstück nicht unbedingt gestohlen. Manchmal hat man es vergessen oder ein anderer Passagier hat es versehentlich mitgenommen, vielleicht liegt es auch nur auf dem falschen Gepäckband. An der Stelle kommen Koffer-Tracker ins Spiel. Bestenfalls helfen die nur wenige Zentimeter kleinen Geräte beim Lokalisieren des Gepäcks. Doch es gibt auch Einschränkungen. Hier ist ein Überblick, was Reisende wissen müssen.

Sind die Tracker im Koffer erlaubt?

Ja. Reisende dürften Koffer-Tracker in jedem Fall für ihr Aufgabegepäck im Flugzeug verwenden, stellt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) klar. Lange hatten hier klare Regularien gefehlt, sodass manche Airlines in der Vergangenheit die Mitnahme der Mini-Geräte verboten hatten.

Die internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO hat im Frühjahr 2023 ihre Vorschriften konkretisiert: Koffer-Tracker stellten kein Sicherheitsrisiko dar. "Somit besteht nun auch international Klarheit: Fluggäste dürfen die Geräte auf allen Flügen im Aufgabegepäck mitführen", so der BDL.

Welche Vorgaben müssen die Tracker erfüllen?

Laut ICAO sind Tracker im Koffer erlaubt, wenn die Batterien einen Lithiumgehalt von 0,3 Gramm oder eine Leistung von 2,7 Wattstunden (Wh) nicht überschreiten.

Welche Tracker gibt es und wie funktionieren sie?

Bei Apple heißen sie Airtags, bei Samsung SmartTags, zudem gibt es vergleichbare Geräte von Herstellern wie Tile, Chipolo, eufy Security und Pebblebee. Das Grundprinzip der Tracker ist ähnlich.

Sie nehmen über Bluetooth Funkkontakt zu einem beliebigen benachbarten Smartphone auf, das mit ihrem jeweiligen System kompatibel ist. So erscheint der grobe Standort auf der Tracker-App des eigenen Smartphones, auch wenn der Koffer weiter weg ist.

Das eigene Smartphone mit seinem integrierten Bluetooth-Modul kann das Funksignal des Koffer-Trackers nur orten, wenn das kleine Gerät in der Nähe ist - das hängt etwa auch davon ab, ob Wände dazwischen sind, die das Signal abschwächen. Die Reichweite könne von 5 bis 50 Meter reichen, schätzt Patrick Bellmer vom Fachportal "Heise online".

Warum kann das ein Problem sein?

Ist der Tracker außer Reichweite des eigenen Smartphones, kann man nur hoffen, dass sich Nutzer des gleichen Systems mit aktiviertem Bluetooth in der Nähe des vermissten Gepäcks aufhalten. Denn dann hat man die Chance, dass das Signal über deren Smartphones ins System des Anbieters gespielt und darüber dann auf dem Gerät des Tracker-Besitzers landet.

In der Praxis seien die Airtags von Apple aktuell die beste Lösung, sagt Bellmer. Grund: Die iPhones sind so eingestellt, dass sie aktive Airtags automatisch registrieren und ihren Standort ins System spielen. Außerdem sind sehr viele Apple-Tracker im Umlauf.

"Bei Samsung etwa müssen Nutzer die Freigabe erteilen, dass ihr Gerät SmartTags in der Umgebung registriert und die Daten weitergibt - das machen viele nicht", so Bellmer. Und bei Anbietern wie Tile sei es so, dass nur Smartphones ein Funksignal eines Trackers weiterleiten, wenn deren Besitzer selbst diesen Tracker nutzt, entsprechend die App installiert und die Datenfreigabe erteilt hat.

Wie viel kosten die Tracker?

Je nach Anbieter ungefähr 30 bis 40 Euro.

Wie präzise ist die Ortung, wenn der Koffer in der Nähe ist?

Bluetooth ist recht ungenau. Der angezeigte Standort kann mehrere Meter Streuung haben. Eine genaue Ortung versprechen Apple Airtags und andere Tracker mit Ultrabreitband-Funktion (UWB). Diese hätten durch eine höhere Funkfrequenz eine radarähnliche Genauigkeit, sagt Bellmer.

Teils kann man sich dann auf dem Bildschirm mit Pfeilen zum Koffer navigieren lassen. Auch hier gilt: Die UWB-Reichweite ist teils auf nur wenige Meter beschränkt. Doch die Ortung ist eben sehr präzise. Damit man davon profitieren kann, muss aber auch das Smartphone UWB-tauglich sein. Bislang haben nur einige neuere Top-Modelle die Technik an Bord, unter ihnen iPhones ab Version 11.

Wie nützlich sind Koffer-Tracker?

Das kommt darauf an. Wer sieht, dass der eigene Koffer offensichtlich noch am Startflughafen herumsteht, weiß: Die Wartezeit am Gepäckband kann ich mir sparen. Auch wenn der Koffer irgendwo am Airport versehentlich vergessen wurde oder er sich nach der Landung aufs falsche Gepäckband verirrt, kann ein Tracker nützlich sein, um das abhandengekommene Stück wiederzufinden.

Immer vorausgesetzt natürlich, das eigene oder irgendein anderes kompatibles Smartphone empfängt das Signal des Trackers, sodass man den aktuellen Standort des Koffers in der App sieht.

Wie kann man sich außerdem für einen Gepäckverlust wappnen?

Der Branchenverband BDL rät zu auffällig gestalteten Koffern. Ein farbiges Band oder ein spezieller Aufkleber helfen nicht nur, den Koffer auf dem Gepäckband schneller zu erspähen. Auch wenn der Koffer in einem Fundbüro (Lost & Found) an einem Airport liegen sollte, fällt die Beschreibung leichter, wenn er auffällige Merkmale hat. So steigen die Chancen, dass der Mitarbeitende des Fundbüros ihn unter den vielen anderen Koffern findet.

Generell wichtig: Das Gepäckstück mit Namen, Telefonnummer und Adresse versehen. Und zwar einmal außen am Koffer auf einem verdeckten Adressfeld, damit niemand mit einem schnellen Blick die Adresse auskundschaften kann, wie der BDL erklärt. Zusätzlich sollten die Adressdaten auch noch einmal im Koffer zu finden sein - für den Fall, dass der Kofferanhänger abreißt.

Unabdingbar: Den Aufkleber von der Gepäckaufgabe aufbewahren. Das ist der Nachweis, dass das Gepäck am Airport aufgegeben wurde.

Wie verhält man sich, wenn der Koffer weg ist?

Wer ohne Gepäck landet, sollte am Flughafen tätig werden und am Schalter der Airline einen sogenannten PIR ausfüllen, einen Property Irregularity Report. Das Dokument ist ein Nachweis, dass man den Verlust gemeldet hat. Pauschalreisende sollten auch ihrem Reiseveranstalter Bescheid geben, denn ein verspäteter Koffer kann ein Grund für eine Reisepreisminderung sein.

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Ist man am Urlaubsort wegen eines abhandengekommenen Koffers ohne Wechselklamotten, darf man Ersatz kaufen und das Geld dann von der Airline zurückfordern. Wichtig: Es darf nur das Notwendigste sein, etwa Hygieneartikel, Unterwäsche oder Badezeug.

Bleibt der Koffer verschwunden, kann einem Schadenersatz zustehen. Ein Koffer gilt nach 21 Tagen als verloren. Die Haftungsobergrenze für den Inhalt liegt aktuell bei rund 1600 Euro pro Passagier.

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

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