Ankara

Seit der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim arbeitet die Nato an einem neuen Verteidigungsplan für Osteuropa. Auf den letzten Metern droht dieser aber am Widerstand der Türkei zu scheitern. Ankara fordert Gegenleistungen, die die Bündnispartner ablehnen.

Im Mittelmeer kommt es zu Spannungen - türkische Truppen besetzen eine griechische Insel im Grenzfluss Evros. Außerdem flogen zuletzt türkische Kampfbomber über Lesbos, Chios und Limnos. Athen informiert die Nato.

Bislang verzichtet die Regierung der Türkei im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie auf längere und landesweite Ausgangssperren. Doch in 31 Städten des Landes, darunter Ankara und Istanbul, gelten sie nun für drei Tage. Ein Test?

Ein eilig verhängtes Ausgangsverbot fürs Wochenende sorgt in vielen Städten der Türkei für Unruhe. Details erfahren die Bürger nur spärlich und spät. Viele Menschen drängen deshalb noch am Abend in Supermärkte und Bäckereien.

Vergangenes Jahr startet die Türkei eine international kritisierte Militäroffensive gegen kurdische Milizen im Nachbarland Syrien. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus schränkt Ankara die Truppenbewegungen in den von der türkischen Armee kontrollierten Gebieten nun massiv ein.

Hilfsorganisationen warnen vor den dramatischen Folgen, sollte sich das Coronavirus in der umkämpften Bürgerkriegsregion Idlib in Syrien ausbreiten. Dann drohe ein Massensterben. Und die vor zwei Wochen von Moskau und Ankara vereinbarte Waffenruhe ist instabil. Von Dirk Emmerich

Der türkische Präsident Erdogan reist nach Brüssel, wo er die Scherben seiner aggressiven Politik in Syrien und an der griechischen Grenze kitten muss. Von der Nato fordert er mehr Unterstützung. Nato-Generalsekretär Stoltenberg gibt sich äußerst zurückhaltend. Dafür verstärkt Griechenland seinen Grenzzaun.

Zwischen Ankara und Athen wird der Ton noch einmal schärfer. Der türkische Innenminister Soylu kündigt stark steigende Flüchtlingszahlen an. Was bislang geschehen ist, sei noch gar nichts. Derweil demonstrieren in Hamburg und Berlin Tausende dafür, die griechische Grenze für Migranten zu öffnen.

Unverhohlen droht Ankara damit, weitere Flüchtlinge an die griechische Grenze zu lassen, sollte die EU ihre Finanzhilfen an die Türkei nicht aufstocken. EU-Haushaltskommissar Hahn nennt diese Politik erpresserisch. Weitere Gelder soll es nur unter Bedingungen geben.

Armin Laschet empfiehlt Europa eine harte Linie: Die EU, sagt er, dürfe keine Grenzübertritte nach Griechenland dulden. Statt Migranten aus der Türkei aufzunehmen, soll mehr Geld nach Ankara fließen. Ähnlich äußern sich auch seine beiden Mitbewerber um den CDU-Vorsitz.