Industrie

Der Aufschwung in der deutschen Industrie ist im August zu Ende gegangen. Die Produktion schrumpfte zum ersten Mal seit drei Jahren, wie die Marktforscher von Markit zu ihrer Umfrage unter 500 Unternehmen mitteilten. Der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex sank von 50,9 auf 49,7 Punkte und damit unter die Marke von 50 Zählern, ab der ein Wachstum signalisiert wird.

Der Essener Industriekonzern Evonik Industries verdient trotz hoher Rohstoffpreise und der Dollar-Schwäche im ersten Halbjahr mehr Geld. Das Vorsteuerergebnis steigt um 17, der Umsatz um elf Prozent.

Trotz der Konjunkturabkühlung schafft die Industrie auch im Juni neue Jobs. Die Zahl der Beschäftigten in den größeren Betrieben steigt auf knapp 5,4 Millionen. Das entspricht einem Plus von 2,7 Prozent. Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, rechnet auch im Fall einer konjunkturellen Abkühlung mit einem weiteren Entspannung am Arbeitsmarkt.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat sich gegen staatliche Konjunkturprogramme ausgesprochen. Hauptgeschäftsführer Wansleben sagte solche Maßnahmen seien angesichts leerer Staatskassen ohnehin nur "leere Versprechungen". Vielmehr sollen die Investitionen in Bildung und Infrastruktur erhöht werden.

Die Konjunkturflaute scheint zunehmend auch bei der deutschen Industrie anzukommen. Vor allem der Absatz ins europäische Ausland ist leicht gesunken. Insgesamt ist die Bilanz im ersten Halbjahr wegen des guten Starts noch positiv.

Mitarbeiter in der Industrie haben besonders viele Ideen, wie ihr Unternehmen Geld sparen kann. Jeder Dritte von ihnen machte im Jahr 2007 Vorschläge, um Produkte und Arbeitsabläufe im Betrieb zu verbessern.

Die deutsche Industrie hat wegen der schwindenden Auslandsnachfrage im Juni zum siebten Mal in Folge weniger Aufträge erhalten. Dies ist die längste Durststrecke seit der Wiedervereinigung.

Der deutschen Industrie droht nach Ansicht von Fachleuten im Winter ein Mangel an Aufträgen und Jobabbau. "Die Erwartungen der Unternehmen sind grottenschlecht", so Ifo-Konjunkturexperte Carstensen.

Im Juli ist die Industrie in der Euro-Zone stark geschrumpft. Während die Kosten stiegen, sind Produktion, Auftragseingang, Exporte und Beschäftigung so stark zurückgegangen wie seit fünf Jahren nicht mehr. Nur Deutschland produzierte mehr als im Juni.

Der unbefristete Streik bei der Lufthansa zeigt Wirkung. Am dritten Tag des Arbeitskampfes der Gewerkschaft Verdi kündigt die Lufthansa einen Sonderflugplan für die nächsten Tage an. Im Deutschland- und Europaverkehr fällt jeder zehnte Flug aus. Stimmen aus der Industrie fordern Verdi auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.