Wirtschaft

"Es ist schon schlimm" Absturz trifft Ägypten heftig

Das Flugzeug verschwand über dem Mittelmeer vom Radar.

Das Flugzeug verschwand über dem Mittelmeer vom Radar.

(Foto: REUTERS)

Ägypten lebt vom Tourismus. Der Absturz einer Egypt-Air-Maschine setzt dem Land deshalb besonders zu, Denn die Branche ist ohnehin schon schwer gezeichnet.

Ägyptens Regierung hält einen Terroranschlag für plausibler als ein Unglück – noch ist aber völlig unklar, warum ein Airbus auf dem Weg von Paris nach Kairo abgestürzt ist. Fest steht allerdings: Für Ägyptens lebenswichtige Tourismus-Industrie ist das erneut ein schwerer Schlag.

Unabhängig von der Absturzursache: Die Folgen für das Image des Landes als Ferienziel dürften schwerwiegend sein. Dabei hat Land noch immer mit dem Absturz eines russischen Ferienfliegers zu kämpfen. Im vergangenen Herbst war nach dem Start im Badeort Scharm el Scheich eine Bombe in dem Flugzeug über der Sinai-Halbinsel explodiert – alle 224 Menschen an Bord starben. Viele Airlines fliegen seitdem die Touristen-Hochburg nicht mehr an.

Ägypten versucht deshalb, die in die Kritik geratene Flugsicherheit zu erhöhen. Und macht dabei offenbar Fortschritte – obwohl im März ein Mann mit Sprengstoffattrappe eine Maschine der Egypt Air nach Zypern entführt hatte. Bundesinnenminister Thomas de Mazière hatte die Flugsicherheit vor wenigen Wochen als "stark verbessert" bezeichnet. Und die russische Regierung deutete an, dass sie das Verbot für Direktverbindungen in die beliebtesten Urlaubsorte Ägyptens bald aufheben könnte.

Vor diesem Hintergrund ist der Absturz für Ägypten ein Rückschlag – selbst wenn der Absturz der in Paris gestarteten Maschine außerhalb der ägyptischen Verantwortlichkeit liegen würde. "Es ist schon schlimm, dass das jetzt wieder unter dem Stichwort Ägypten läuft", sagt Peter-Jürgen Ely, ehemaliger Honorarkonsul der Touristen-Hochburg Hurgada am Roten Meer.

Denn die kriselnde Wirtschaft Ägyptens ist von Urlaubern abhängig. Der Tourismus sorgt für etwa elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Fast 2,9 Millionen Arbeitsplätze hängen vom Tourismus ab – und damit etwa jeder neunte Beschäftigte.

Wirtschaft wächst langsamer

Der für das Land so wichtige Tourismus ist in den letzten Jahren kräftig zurückgegangen. Besuchten im Jahr 2010 noch 14 Millionen Urlauber Ägypten, waren es im vergangenen Jahr lediglich 9 Millionen. Der Grund für diese Entwicklung: Der Arabische Frühling und die darauf folgenden Umbrüche und Instabilität schreckten viele Urlauber ab: Erst wurde der langjährige Machthaber Husni Mubarak gestürzt, der Islamist Mohammed Nuri wurde Präsident. Das Militär setzte ihn 2013 ab und installierte später den autoritär regierenden Abdel Fattah al-Sisis.

Bei den Buchungsrückgängen dürfte allerdings nicht nur die Flugsicherheit, sondern auch die allgemeine Terrorgefahr in Teilen des Landes eine Rolle spielen. Im Norden des Sinai liefert sich die Terrormiliz Islamischer Staat Kämpfe mit der Armee.

Was bedeutet das für die Wirtschaft des Landes? Sie verliert deutlich an Schwung. Ägyptens Bruttoinlandsprodukt ist im vergangenen Jahr noch um 4,2 Prozent gewachsen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass sich das Plus in diesem Jahr auf 3,3 Prozent verringert. Vor dem Anschlag auf das russische Flugzeug im November hatte der IWF noch ein Wachstum von 4,3 Prozent vorhergesagt.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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